Der Respekt aus Köln war bis nach Unterföhring zu spüren, als ProSieben und Sat.1 vor fünf Jahren eine neuartige Castingshow namens "The Voice" nach Deutschland holten. RTL schob damals eigens eine "Supertalent"-Ausgabe ein, um der Sendung den Start zu erschweren. Geholfen hat das Störfeuer wenig, wie man mittlerweile weiß: Überraschend setzte sich "The Voice of Germany" damals gegen die unerwartete Bohlen-Konkurrenz durch - und bis heute zählt die Entwicklung von John de Mol zu den verlässlichsten Quotenbringern, die ProSieben und Sat.1 im Programm haben. Mit im Schnitt knapp 21 Prozent Marktanteil bewegte sich "The Voice" auch im vorigen Jahr auf einer heutzutage selten gewordenen Flughöhe.

Am Donnerstag startet die Talpa-Produktion nun bereits in ihre fünfte Staffel. Und im Gegensatz zu manchem Konkurrenz-Format hat sich "The Voice" die Ernsthaftigkeit des Wettbewerbs stets bewahrt. Doch wie hält man ein solches Format über ein halbes Jahrzehnt hinweg frisch? "Indem man den Kern der Sendung - die Magie der Stühle, die Magie der Talente, die Live-Band - unberührt lässt und der Show mit kleinen Veränderungen und wechselnden Gesichtern neuen Schwung verleiht", antwortet Daniel Rosemann, seines Zeichens Unterhaltungschef von ProSieben, gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. "Das Besondere an der Musikshow ist, dass sich beim Zuschauer immer sofort das 'The Voice'-Gefühl einstellt und Änderungen gar nicht so bewusst wahrgenommen werden, während im Hintergrund an vielen kleinen Stellschrauben gedreht wurde, um die Show immer weiter zu entwickeln."

"Man muss den Mut haben, neue Formate auszuprobieren und kann dabei auch scheitern, wie wir bei 'Die Band'."
ProSieben-Unterhaltungschef Daniel Rosemann

In diesem Jahr soll etwa ein verändertes Moderationskonzept für frischen Wind sorgen. "Mit Neuzugang Lena Gercke und Thore Schölermann führen diesmal zwei gleichwertige Moderatoren gemeinsam durch die Show. Wir haben nicht mehr die Aufteilung in einen Host und einen Backstage-Reporter. Beide überraschen die Talente, stehen bei den Familien und teilen sich alle Moderationsaufgaben", erklärt Rosemann, der sich von dem Duo insbesondere in der für gemeinhin schwächeren Liveshow-Phase eine andere Dynamik erhofft. Personelle Veränderungen gibt es aber auch bei den Coaches. Nicht ohne Grund, wie der Unterhaltungschef betont: "Jeder neue Coach bringt seine Persönlichkeit und Leidenschaft in die Musikshow und verändert die Dynamik unter den Coaches. Das ist essentiell für 'The Voice'".

Während Rea Garvey, Stefanie Kloß sowie Michi Beck und Smudo bleiben, folgt Andreas Bourani in der fünften Staffel auf Samu Haber, der im Sommer bei ProSieben mit der Talentshow "Die Band" einen bitteren Quoten-Flop erlitt. "Die Band" war allerdings nicht der einzige Castingshow-Misserfolg der jüngeren Vergangenheit. Gerade erst ging die Neuauflage von "Popstars" bei RTL II vor überschaubaren Rängen zu Ende - und mit "Rising Star" musste auch Dauer-Marktführer RTL erkennen, dass eine Castingshow nicht zwangsläufig ein Garant für hohe Zuschauerzahlen ist. "Man muss den Mut haben, neue Formate auszuprobieren und kann dabei auch scheitern, wie wir bei 'Die Band'", sagt ProSieben-Unterhaltungschef Rosemann im Gespräch mit DWDL.de.

"Generell gehört zum Fernsehen weltweit eine hohe Floprate. 'The Voice' ist mit seiner Magie und der Einzigartigkeit der Blind Auditions sicherlich ein Ausnahmeformat, das seit vielen Jahren erfolgreich läuft - und das nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch international." Tatsächlich ist "The Voice" ein weltweites Phänomen. In mehr als 50 Ländern wurde das Konzept inzwischen an den Start gebracht. Mitunter kann man sich von den internationalen Kollegen auch etwas abschauen. "Gewisse inhaltliche Komponenten und Erweiterungen kommen in einen Pool und werden natürlich im 'The Voice of…'-Universum geteilt", sagt Rosemann. "Den Steal Deal in den Battles haben wir beispielsweise adaptiert. Während der Knockouts-Modus in diesem Jahr und die ausgiebigen Dokustrecken der Coach-Reisen mit ihren Talenten Eigenentwicklungen sind."

The Voice of Germany© Sat.1/ProSieben/Richard Hübner

Hinzu kommen optische Neuerungen, wie etwa andere Stühle. Auch die große "Voice"-Hand im Hintergrund hat ausgedient und musste einem deckenhohen "V" Platz machen. "Dadurch wirkt das Studio frischer, freundlicher und die zusätzlichen LED-Flächen bieten uns ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten für Licht, Farbe und grafische Elemente während der Auftritte", erklärt der ProSieben-Unterhaltungschef gegenüber DWDL.de. "Und wir haben ein neues Battle-Studio, das die Talente schon in dieser frühen Phase in direkten Kontakt mit dem Publikum treten lässt und den Duell-Charakter dieser Show-Phase unterstreicht." Evolution statt Revolution - so könnte man die sanften Modifizierungen bei "The Voice" im Jubiläumsjahr beschreiben. Doch bei allen Veränderungen zählt am Ende glücklicherweise vor allem eines: Die Stimme.