Dieser Donnerstag ist ein spannender Tag für die Fernsehbranche, denn am Nachmittag wird sich entscheiden, wo in Zukunft die Bundesliga zu sehen sein wird. Wer die Rechte erwirbt, ist bislang noch unklar – und Überraschungen können nie so recht ausgeschlossen werden, wie die Coups von Arena und der Deutschen Telekom in der Vergangenheit mehr oder weniger eindrucksvoll unter Beweis stellten. Vor allem für Sky steht viel auf dem Spiel. Derzeit hält der Sender sämtliche Rechte, was künftig durch die Einführung der sogenannten "No-Single-Buyer-Rule" nicht mehr möglich sein wird, deren Einführung aus Sicht von Sky zwar ärgerlich ist, den Sender aber längst nicht so hart treffen würde wie in Großbritannien, wo die Premier League wesentlich weitreichender unter zwei Anbietern aufgeteilt wird. Hierzulande steht allenfalls der Verlust einiger Mobile-Rechte auf dem Spiel.

Doch was könnte das nun konkret bedeuten? Vorweg sei gesagt: Wir bewegen uns von jetzt an vollkommen im Reich der Spekulationen. Doch es lohnt sich durchaus, einen Blick auf die verschiedenen Pakete zu werfen, die in den zurückliegenden Wochen zur Disposition standen, denn womöglich lässt sich schon an deren Ausgestaltung ablesen, in welche Richtung es gehen könnte. Schon sehr früh waren Signale aus Köln zu vernehmen, wonach RTL nur allzu gerne eine größere Rolle bei der Bundesliga-Berichterstattung spielen will. Dabei ging es dem Sender gar nicht so sehr um die samstäglichen Zusammenfassungen, wie man sie aus der "Sportschau" kennt, sondern in erster Linie um Live-Rechte, mit denen man im Falle der Nationalmannschaft ja bereits gute Erfahrungen gemacht hat. Tatsächlich hätte man sich in Köln wohl sehr gut ein Live-Spiel pro Woche vorstellen können. Dumm nur, dass die zur Debatte stehenden Rechte-Pakete längst nicht so ausfielen wie man sich das bei RTL ursprünglich mal erhofft hat.

So sieht das Paket E, das von der DFL sowohl für Pay- als auch Free-TV-Anbieter ausgeschrieben wurde, gleich beide Sonntagsspiele vor, was einem Umfang von 60 Spielen pro Saison entspricht und genau aus diesem Grund für einen frei-empfangbaren Sender nicht gerade lukrativ erscheint. RTL müsste schon sehr tief in die Tasche greifen, um Sky hier ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Während eine Übertragung der 18-Uhr-Spiele für RTL ganz sicher attraktiv wäre, so ergibt ein Erwerb der frühen Sonntagsspiele nur bedingt Sinn – zumal sich der Anstoß nicht selten mit der Schlussphase der Formel 1 überschneiden würde. Hinzu kommt, dass Sky ein unbedingtes Interesse daran haben sollte, sämtliche Rechte an beiden Sonntagsspiele zu erwerben, weil hier häufig jene Klubs antreten, die donnerstags in der Europa League spielen. Das wird man sich nur ungern entgehen lassen wollen.

Weil die Freitagsspiele, die im Paket A enthalten sind, laut Ausschreibung lediglich an einen Pay-TV-Anbieter vergeben werden können, käme für RTL letztlich für regelmäßige Live-Übertragungen der Bundesliga nur noch Paket D in Frage – also das vermeintliche Topspiel am Samstag um 18:30 Uhr. Doch wieso sollte das für einen Free-TV-Sender eigentlich attraktiv sein, wenn parallel dazu bereits auf einem anderen Sender die seit Jahrzehnten etablierten Zusammenfassungen der Nachmittagsspiele laufen, für die sich RTL wohl längst nicht so sehr interessiert wie die ARD? Und so deutet einiges darauf hin, dass der Kölner Sender mit Blick auf Live-Spiele in den kommenden Jahren dann doch keine so große Rolle spielen könnte – was nicht so sehr am Willen von RTL liegt, sondern vielmehr an der Ausgestaltung der Pakete.

Am attraktivsten erscheint da noch Paket H, das jeweils ein Spiel am 1., 17. und 18. Spieltag vorsieht sowie den Supercup und die Zweitliga-Relegation umfasst. Letztere ist wiederum längst nicht so attraktiv wie die Relegation um den Bundesliga-Platz, die jedoch fortan ausschließlich zusammen mit den Freitagsspielen von einem Pay-TV-Anbieter erworben werden kann. Das Paket A, in dem all das mit dem Supercup gebündelt ist, wäre für Sky also ebenso attraktiv wie die Pakete B und C, die Einzelspiele und Konferenz am Samstagnachmittag garantieren. Es ist davon auszugehen, dass Sky hier besonders aggressiv um die Rechte geboten hat – was durch den Zusammenschluss mit den Sky-Kollegen in England und Italien noch etwas leichter fallen dürfte. Gleiches gilt für die wie erwähnt oft gut besetzten Sonntagsspiele.

Letztere könnte Sky übrigens seinen Kunden nicht auf mobilen Endgeräten anbieten, sollte sich das Unternehmen sämtliche Live-Pakete sichern, so wie das aktuell der Fall ist. Gemäß der Ausschreibung käme dann nämlich künftig die von Sky ungeliebte "No Single Buyer Rule" ins Spiel, die besagt, dass ein OTT-Paket an einen zweiten Anbieter vergeben werden muss. Es umfasst ein Spiel am Samstag um 15:30 Uhr sowie die beiden Sonntagsspiele, die der zusätzliche Anbieter exklusiv im Web und mobil an den Fan bringen kann. Für Sky wäre das nicht zuletzt aus Kommunikationssicht schlecht, weil den Kunden kaum zu erklären ist, weshalb ausgerechnet diese Partien nicht bei Sky Go oder Sky Online angeboten werden können. Ganz davon abgesehen, dass davon ausgegangen werden kann, dass die Übertragungen auf mobilen Endgeräten bis zum Ende der Rechte-Periode im Jahr 2021 noch massiv an Relevanz gewinnen werden.

Um also das Greifen der "No Single Buyer Rule" in jedem Fall zu verhindern, müsste Sky in der Theorie auf den Erwerb eines Live-Pakets verzichten – und das könnte kurioserweise ausgerechnet das Topspiel am Samstag um 18:30 Uhr sein, das jedoch längst nicht immer so top ist wie es sein Name nahelegt und dadurch noch am ehesten verzichtbar wäre. Nicht ausgeschlossen also, dass Sky hier in weiser Voraussicht gar kein Gebot abgegeben hat und einem anderen Anbieter freiwillig das Feld überlässt. Im Idealfall könnte sich Discovery hier die Rechte sichern, um das Topspiel etwa bei Eurosport 2 zu zeigen – und damit auf einem Sender, der streng genommen sogar Teil der Sky-Plattform ist. "Alle Spiele, alle Tore" wäre also theoretisch durch die Hintertür möglich. Ein Trumpf, den sich Discovery bei der nächsten Vertragsausgestaltung mit Sky teuer bezahlen lassen könnte.

Im Rennen sind freilich aber auch andere, wie etwa Constantin Medien, das Pay-TV-Rechte für Sport1+ erwerben könnte. Aufsichtsratschef Dieter Hahn hatte bereits vor zwei Jahren erklärt, in den Rechtepoker einsteigen zu wollen. "Uns geht es nicht um das komplette Angebot", ließ er damals ausrichten. Völlig unklar ist indes, welche Rolle die vor vier Jahren leer ausgegangene Telekom spielt, die sich zuletzt auf Basketball und Eishockey konzentrierte. Auch Amazon wird immer wieder ein Interesse an der Bundesliga nachgesagt. Gleiches gilt für die Perform Group, die das Portal Spox.com betreibt und Sky kürzlich bereits bei der Premier League ausgestochen hat. "Als wirtschaftlich handelndes Unternehmen müssen wir Investment und Ertrag stets in ein direktes Verhältnis setzen", argumentierte Sky damals. Im Falle der Bundesliga wird man sich vermutlich nicht so leicht geschlagen geben.