Carsten Mierke© RTL
In wenigen Wochen finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt – und selten war es so spannend wie in diesem Jahr: Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton wird gegen Donald Trump antreten. Für die Medien ist es gar nicht so einfach, den milliardenschweren Unternehmer zu greifen. Er verscherzte es sich zunehmend mit den Medien – darunter auch mit den deutschen. "Seine Pressestelle gibt uns keine Akkreditierungen, ignoriert mittlerweile sogar unsere Anfragen", sagt Carsten Mierke, seit 2011 Büroleiter von RTL in New York. "Aber das geht wohl allen internationalen Medien so."

Ansonsten seien die Amerikaner europäischen Medien gegenüber sehr aufgeschlossen. "Schwieriger wird es, wenn Künstler, VIPs und manchmal auch Wissenschaftler ihren TV-Auftritt mit wirtschaftlichen Zielen verknüpfen, etwa Buchpromotion. Dann erscheint ihnen ein Auftritt im deutschen TV als nicht lohnend." Für seine "herausragende USA-Berichterstattung" für "RTL aktuell" und das "Nachtjournal" erhielt Mierke den diesjährigen Fernsehpreis der RIAS. In der Begründung hieß es, dass es der Korrespondent schaffe, transatlantische und speziell amerikanische Themen in kurzen Beiträgen spannend, humorvoll und informativ zu vermitteln. Die USA würden dem deutschen Publikum dabei auf sympathische und kompetente Weise näher gebracht.

Grundsätzlich haben es die US-Korrespondenten aber leicht, ihre Themen in den deutschen Redaktionen zu platzieren. Das schlägt sich auch darin nieder, dass die großen deutschen Rundfunkanstalten und Blätter alle mindestens einen Korrespondenten in den USA haben, und das nicht selten sogar in New York und in Washington. Außerdem gilt er Korrespondentenplatz noch immer als der Königsplatz im Ausland. Denn über die USA wird gerne berichtet, wie schon vor Wochen am Beispiel der US-Vorwahlen gesehen werden konnte. Korrespondenten wurden extra hingeschickt, nicht selten war mehr als ein Artikel ganz oben auf Seiten von Online-Medien platziert, selbst die Nachrichtenagenturen berichteten mit Portraits über die Kandidaten und wichtige Termine und bereiteten Grafiken mit den Wahlergebnissen vor. Es wurde also ein ähnlicher Aufwand betrieben, wie er mitunter nicht mal bei Lantagswahlen stattfindet. 

Die verhältnismäßig umfassende Berichterstattung legt den Schluss nahe, dass die USA in der deutschen Auslandsberichterstattung besonders wichtig ist. Das sieht auch Carsten Mierke so: "Unter allen Auslandskorrespondenten haben es die in den USA noch am Leichtesten. US-Themen sind bei der Zentrale in der Regel beliebt. Bei wichtigen Nachrichtenbeiträgen gibt es auch selten Einschätzungsunterschiede zwischen der Zentrale und mir, bei 'Kann'-Themen entscheidet die Mischung der Sendung", sagt er. Insgesamt könne sich der US-Korrespondent nicht über zu wenig Arbeit und Nachfrage beschweren. So ist es insbesondere das Recht zum Tragen von Schusswaffen in den USA, das in Deutschland nach wie vor für großes Erstaunen sorgt. "Geschichten über Waffen und deren Missbrauch (bei Bürgern wie Polizisten) sind schon recht häufig", gibt er zu.

Hoher Stellenwert der Meinungsfreiheit

"Das Pendant dazu ist die Fassungslosigkeit der Amerikaner darüber, dass man auf deutschen Autobahnen (mitunter) so schnell fahren darf, wie man will." Als Privileg empfindet er, dass er die Geschichten, die er macht, ganz gleich ob Nachrichtenbeitrag oder Reportage, so erzählen und gewichten darf, wie er sie als Reporter für richtig hält. Meinungsfreiheit habe auch in den USA einen hohen Stellenwert. Deshalb sei es leicht, in dem Land zu arbeiten: "Es findet seine Grenzen am allgegenwärtigen Privateigentum und dem allmächtigen Secret Service. So gehören viele Bürgersteige in New York den Hausbesitzern, die einem das Drehen verbieten. Sicherheitspersonal, ob an Flughäfen oder bei Polit-Veranstaltungen, überrascht einen immer wieder mit völlig unsinnig erscheinenden Anordnungen", gibt Mierke zu, der schon zuvor als Reporter für RTL in den USA gearbeitet hat.

Seine Liebe zu dem Land hat er dabei bis heute nicht verloren. "Wohl kein Land der Welt ist so voller Extreme und so voller Widersprüche. Es gibt einen schier unglaublichen Reichtum und gleichzeitig eine Armut, die einen fassungslos macht. Diese Widersprüchlichkeit oder auch Vielschichtigkeit aufzuzeigen ist eines meiner wichtigsten Anliegen. Wie auch immer jemand in Deutschland über die USA denkt, es gibt immer auch ein Pendant." Und nur selten sei die Spaltung des Landes in einem Wahlkampf so offen zu Tage getreten wie jetzt.

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