Am Donnerstag startet die neue Skisprung-Saison, im finnischen Ruka-Kuusamo beginnt dann der Weltcup. Mit dabei ist auch Eurosport, das sämtliche Springen überträgt. Ende Oktober wurde bekannt, dass der Sender dafür sein Team austauscht. Kommentiert werden die Springen fortan von Matthias Bielek und Sven Hannawald, sie folgen damit auf Dirk Thiele und Gerd Siegmund, die die Sportart in den vergangenen Jahren für Eurosport begleitet und eine treue Fangemeinde aufgebaut haben. Kurz nach dem Bekanntwerden des neuen Teams gab es auch prompt Zuschauer-Beschwerden via Social Media, Thiele und Siegmund waren mit ihrer unvergleichlichen Art beliebt.

Das neue Team weiß um die großen Fußstapfen, die Thiele und Siegmund hinterlassen und machen da auch gar kein Geheimnis draus. "Die Fußstapfen sind riesig und am Anfang werden wir sie auch nicht füllen können, die beiden waren ein eingespieltes Team", antwortet Sven Hannawald auf die Frage von DWDL.de in einem Pressegespräch, wie er die Arbeit seiner Vorgänger gesehen hat. Mit Matthias Bielek wolle er nun einen eigenen Weg gehen.


Bei Eurosport spricht man offiziell von einem "Generationswechsel", den man frühzeitig habe vollziehen wollen. Man will Bielek und Hannawald im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2018 als neue starkes Duo aufbauen. "Jetzt können sie die komplette Weltcup-Saison nutzen und sich hundertprozentig aufeinander einstimmen. Und auch unsere Zuschauer können sich bereits ein Jahr vor Pyeongchang 2018 mit den neuen Stimmen vertraut machen", erklärt ein Sendersprecher gegenüber DWDL.de. Gleichzeitig betont man beim Sender, dass der personelle Neuanfang nicht leicht gefallen und man Thiele und Siegmund sehr dankbar sei. Thiele war mehr als 20 Jahre lang eine feste Größe im Eurosport-Team.

"Es ist schon eine komische Situation", sagt Hannawald nun auf seine Vorgänger angesprochen. Auch er habe die Arbeit von Thiele und Siegmund stets verfolgt. Die Sache sei aber ein zweischneidiges Schwert, auf der einen Seite löse man Leute ab, die einen sehr guten Job gemacht hätten, auf der anderen Seite hätte man selbst die Möglichkeit, die Zukunft des Sports beim Sender mitzugestalten. Daher sei für ihn schnell klar gewesen, dass er das Angebot von Eurosport annehmen werde. "Jetzt soll eine neue Ära geschrieben werden", so der ehemalige Skispringer, der seinen neuen Job nicht als "aktive Pausengestaltung" sieht.

So sei es ihm auch wichtig gewesen, sagt Hannawald, nicht nur einige wenige Springen für Eurosport mitzukommentieren, sondern eine ganze Saison. Man müsse sich erst schließlich aufeinander einstellen, sagt Hannawald mit Bezug auf Matthias Bielek. Ganz so viel unterwegs wie zu seiner aktiven Zeit wird er aber nicht mehr sein. Bei den meisten Springen sei man zwar vor Ort, einige andere könnte man aber auch nur aus dem Studio kommentieren. Das kommt letztlich wohl auch darauf an, wie gut die deutschen Springer abliefern und wie erfolgreich die Übertragungen aus Quotensicht werden. Man merkt Hannawald an, dass er für den Sport brennt und den neuen Job gerne länger machen würde. Dafür spricht auch die Tatsache, dass er die Springen bei Eurosport mindestens bis zu den Winterspielen 2018 in Pyeongchang begleiten wird. Für die Zeit danach gibt es die Option auf eine Verlängerung des Vertrags.

Als Hannawald und Schmitt selbst noch aktiv waren, war die Sportart in Deutschland gerade auf dem Zenit ihres Erfolgs und auch in den Medien quasi omnipräsent. Heute ist das anders: Im Laufe der 00er Jahren hat das Interesse nachgelassen, inzwischen sind aber auch die deutschen Springer wieder konkurrenzfähiger als noch vor wenigen Jahren. In den vergangenen drei Weltcup-Saisons landete etwa Severin Freund regelmäßig auf dem Treppchen, 2014/15 beendete er die Saison sogar als Sieger. Starke Abweichungen in der heutigen Berichterstattung zu damals sieht Schmitt nicht. Einzig Social Media sei eine Komponente, die es so damals nicht gegeben habe.

"Das kann ich auf meine Art machen, das wäre dann aber eher eine Comedy-Show und alles andere als fachlich gut."

Sven Hannawald (Co-Kommentator und Experte) auf die Frage, ob er nicht auch selbst alleine kommentieren könne.

Die Zusammenarbeit mit den Medien habe er aber immer als angenehm empfunden, sagt Schmitt. Als junger Springer, der neu im Weltcup sei, sei Medienarbeit immer ein Sprung ins kalte Wasser. In diese Rolle wachse man aber langsam hinein. Natürlich werde man auch manchmal kritisiert, dafür gebe es aber auch Lob, wenn es gut laufe. "Meine Aufgabe ist es, den Zuschauern das Springen näher zu bringen und ihn zu erklären, worauf es ankommt." Man wolle nun gemeinsam dazu beitragen, den Sport beliebter zu machen.

Hannawald selbst ist erleichtert, dass er mit Matthias Bielek einen erfahrenen Moderator Kommentator an seiner Seite hat. Bielek arbeitete zuvor bei Sky Sport News HD und moderiert zudem beim Radiosender Gong 96,3. "Ich bin froh, dass meine Stelle explizit die des Co-Kommentators ist, ich bin der Experte", antwortet Hannawald auf die Frage, ob er für seinen Kommentatoren-Job Sprechtraining nimmt. Bielek führe durch die Sendung und da er ihn schon seit einigen Jahren kenne und sich auch privat gut mit ihm verstehe, habe er keine Bedenken bei der Zusammenarbeit.

"Ich weiß wo meine Grenze ist", sagt Hannawald. Die wäre da erreicht, wo er selbst durch eine Sendung führen müsse. "Das kann ich auf meine Art machen, das wäre dann aber eher eine Comedy-Show und alles andere als fachlich gut." Deswegen sei er froh darüber, sein Expertenwissen einzubringen, den eigentlichen Ablauf der Sendung aber Bielek zu überlassen. Und auch wenn er immer wieder auf alte Erfolge, allen voran natürlich seinen überragenden Sieg bei der Vierschanzentournee 2002, angesprochen wird, wolle er nicht immer von früher erzählen. "Ich versuche, Aktualität zu leben", sagt Hannawald. Klappen soll das durch viele Gespräche mit Martin Schmitt, der ja erst Anfang 2014 seine aktive Karriere beendete. Darüber hinaus rede er auch viel mit dem Bundestrainer Werner Schuster, so Hannawald. "Die alten Zeiten kann man gut einbinden, ich will aber nicht immer davon reden." Das ist vielleicht auch sowas wie das Motto für Eurosport, wenn es nun in die neue Skisprung-Saison geht und man sich mit dem neuen Team vom altgedienten und liebgewonnenen Kommentatoren-Duo Thiele/Siegmund endgültig verabschiedet.

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