Das "TVLab" von ZDFneo war mal eine ziemlich gute Sache. Produzenten waren aufgerufen, ihre Ideen einzureichen, und am Ende durfte das Publikum darüber entscheiden, welches Konzept in Serie geschickt wird. In den vergangenen Jahren hat der Sender diese Idee jedoch zunehmend aufgeweicht, sodass beim bislang letzten "TVLab" vor etwas mehr als einem Jahr anstelle einer ganzen Folge schon die Produktion eines mehrminütigen Clips reichte, für den sich allenfalls am Programmrand noch ein Plätzchen fand. Allzu viel Aufmerksamkeit wurde der Experimentierwerkstatt daher nicht zuteil.

Als Sieger des Wettbewerbs ging 2015 übrigens ein Team hervor, das von der kleinen Wiesbadener Firma HitchOn ins Rennen geschickt wurde. Wenn ZDFneo bei YouTube in den kommenden Wochen zahlreiche Clips veröffentlichen wird, bevor ab dem 30. März schließlich drei halbstündige Folgen auch im linearen Fernsehen ausgestrahlt werden, dann wird die Sendung jedoch nur wenig mit dem gemein haben, was die Zuschauer einst zur Abstimmung vorgelegt bekamen. "neoManiacs" nennt sich das Format, in dessen Mittelpunkt der Schauspieler Lars Fricke steht, der sich zum Schein in eine Nervenheilanstalt einliefern lässt. Dass es ursprünglich mal um eine Coachingfirma gehen sollte, die Heiratswilligen unter die Arme zu greifen versucht, ist plötzlich kein Thema mehr.

Und so offenbart sich an dieser Stelle das womöglich größte Problem des jüngsten "TVLabs": Gewonnen hat nämlich mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht die beste Idee, sondern das Konzept mit den prominentesten Namen. Tatsächlich schickte die junge Mannschaft allerlei aus dem Netz bekannte Künstler wie etwa AlexiBexi ins Rennen, die alles daran setzten, ihre Fans zu mobilisieren. "Natürlich hat diese Reichweite beim Voting geholfen", räumt Sarah Kübler, Geschäftsführerin von HitchOn, bei der Vorstellung ihrer neuen Sketchcomedy in Köln ein, und gibt zu, dass man sich beim "TVLab" zu viel vorgenommen habe. "Am Ende hat es aber gereicht, um zu gewinnen", sagt sie.

neoManiacs© ZDF/Lea Dinger

Herausgekommen ist etwas, das man auf dem Lerchenberg ein Hybrid-Format nennt. Will heißen: "neoManiacs" soll sowohl online als auch on air funktionieren, was die Sache von Haus aus nicht eben erleichtert, auch wenn zumindest der verantwortliche ZDF-Redakteur Roman Beuler mögliche Schwierigkeiten beseite wischt. "Ob ein Sketch gut gespielt ist oder die Pointe sitzt - da gibt es keine Unterschiede zwischen der neuen und der alten Welt", erklärt er und hat damit womöglich sogar recht - denn als bahnbrechend lustig dürften die der Presse gezeigten Ausschnitte weder im Netz noch im Fernsehen durchgehen.

Vielleicht liegt es daran, dass sich die Macher etwas zu viel vorgenommen haben. Hier Sketche, die einzeln im Netz funktionieren sollen, dort eine eigene Rahmenhandlung fürs TV - und weil das alleine nicht reicht, haben sich die Produzenten auch gleich noch einen weiteren Handlungsstrang für die YouTube-Welt ausgedacht. Weniger wäre wahrscheinlich mehr gewesen, zumal die - neue - Grundidee auf dem Papier durchaus vielversprechend klingt. So gesehen wäre ZDFneo gut beraten gewesen, mit seinem "TVLab" künftig wieder zu den Wurzeln zurückzukehren. Diesen Gefallen wird der Sender aber leider weder sich, noch seinen Zuschauern machen.

"neoManiacs" läuft zunächst bei YouTube, ab dem 30. März dann jeweils donnerstags um 23:00 Uhr auch bei ZDFneo.