14. März 2012: Die Geduld der Intendanten lässt nach. Einem Bericht zufolge soll offenbar eine Mehrheit der Intendanten für ein Ende von "Gottschalk Live" plädieren.

16. März 2012: Im Gespräch mit DWDL.de gibt sich Produzentin Ute Biernat selbstkritisch: "Wir haben vielleicht vieles vorher zu theoretisch geplant und praktisch zu wenig getestet." Zugleich zeigt sie sich irritiert bezüglich der Häme in der Öffentlichkeit: "Ich wünsche mir nur, dass man beim innovativen Umsetzen neuer Formate weniger hämisch beobachtet wird. Wenn wir nicht aufpassen, dann wird nach 'Gottschalk Live' nie wieder jemand die Möglichkeiten bekommen, etwas Großes auszuprobieren."

19. März 2012: Die Sendung präsentiert sich in neuem Gewand, aber noch sendet Gottschalk direkt von einer Baustelle. "Werden Sie Zeuge, ob ein Titan den Quotentod stirbt", sagt der Moderator zu Beginn der Sendung und drückt zugleich seine Hoffnung aus, dass Schiller Recht behalten und neues Leben aus Ruinen wachsen wird.

29. März 2012: Aller Umbauarbeiten zum Trotz hagelt es den nächsten Tiefpunkt: Nur noch 920.000 Zuschauer. Das machte die Hoffnungen auf einen zarten Quotenaufschwung, der sich kurz zuvor noch angedeutet hatte, prompt wieder zunichte.

30. März 2012: Weil weitere Veränderungen am Studio vorgenommen werden soll, wird "Gottschalk Live" seinem Namen in der Osterwoche nicht gerecht: Für einige Tage ist daher geplant, die Sendung "live on tape" aufzuzeichnen – "aus Gründen der Sendesicherheit", wie es heißt.

11. April 2012: Auch nach Ostern sendet "Gottschalk Live" nicht live. Zu allem Überfluss bekommen die Zuschauer sogar Schnipsel-TV serviert, denn weder die sogenannte "Turn-Oma" Johanna Quaas noch Bud Spencer waren an diesem Tag im Studio. Wer aufmerksam zusieht, kann erkennen, dass Gottschalk seine Gäste an unterschiedlichen Tischen begrüßt – einmal am alten, einmal am neuen.

18. April 2012: Das Ende von "Gottschalk Live" wird beschlossen. Die letzte Ausgabe wird für den 7. Juni angekündigt. Die Entscheidung hatte sich angedeutet, nachdem zuvor öffentlich wurde, dass sich insbesondere Programmdirektor Volker Herres für ein Ende der Sendung stark machte. "Ich finde es schade, dass 'Gottschalk Live' beim Publikum nicht den Zuspruch gefunden hat, den wir diesem Format alle gewünscht haben", sagt die ARD-Vorsitzende Monika Piel und kündigt an, man werde "in aller Ruhe gemeinsam über eine Zusammenarbeit in anderer Form nachdenken".

18. April 2012: Am Abend ist Anke Engelke zu Gast in Gottschalks Show. "Weißt du, was du machen solltest?", fragt sie ihn. "Du solltest den Intendanten zuvorkommen und hinschmeißen." Für den Moderator ist das allerdings offensichtlich keine Lösung. Er wolle bis zum Schluss weitermachen, danach solle allerdings eine Frau an seiner Stelle sitzen, "das würde ich fordern." Gottschalk: "Ich gehe nur, wenn hier eine Frau kommt. Ein Kerl – das kann ich selber."

25. April 2012: ARD-Programmdirektor Volker Herres kritisiert das Format. "Die handwerkliche Umsetzung hatte Mängel", sagt er. "Ich glaube, wir hätten vor dem Start eine längere Vorbereitungsphase gebraucht." So aber hätte die alte Weisheit gegriffen "Du bekommst nie eine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu hinterlassen."

27. April 2012: Und nochmal ein neues Konzept: Ab Mai will "Gottschalk Live" auf prominente Gäste verzichten und stattdessen bis zum Finale die Aktion "66 Träume" in den Mittelpunkt rücken. Die Zuschauer sollen durch ein Internet- und Telefonvoting täglich neu entscheiden, welche der Gäste finanziell unterstützt werden soll. "Im Wesentlichen geht es mir darum, den Stimmlosen eine Stimme und den Sinnlosen einen Sinn zu geben", sagt Thomas Gottschalk.

24. Mai 2012: Die neue Aktion kostet weitere Zuschauer. Die Sendung vom 24. Mai markiert mit nur 510.000 Zuschauern einen neuen Tiefpunkt. Bei den 14- bis 49-Jährigen beträgt der Marktanteil an diesem Tag gerade mal 1,3 Prozent.

3. Juni 2012: Überraschend wird bekannt, dass "Gottschalk Live“ einen Tag früher zu Ende gehen wird als zunächst gedacht. Von der Entscheidung soll die Redaktion laut "Bild am Sonntag" erst wenige Tage vorher erfahren haben, zudem habe niemand aus der Führungsebene der ARD Kontakt zu Gottschalk gehabt. Der äußert sich nach Monaten der Loyalität erstmals kritisch. "Angerufen hat mich niemand, aber es wäre auch das erste Mal gewesen, dass die ARD mit einer Stimme gesprochen hätte." Die komplette Schuld für das Scheitern will er zudem nicht auf sich nehmen: "Ich bin nicht mit dem Format gescheitert, das ich ursprünglich machen wollte, sondern mit dem, was aus irgendwelchen Gründen daraus geworden ist. Nicht für alles davon bin ich verantwortlich."

5. Juni 2012: Hat sich die Redaktion verrechnet? Kurz vor Schluss wurden bei "Gottschalk Live" erst 47 Träume vorgestellt. Die naheliegende Erklärung: Auf dem Papier verblieben fünf Wochen mit je vier Sendetagen, zuzüglich der beiden noch ausstehenden Folgen der ersten Mai-Woche machte das 22 Sendungen. Davon ausgehend hätte es ein Leichtes sein können, allen 66 Träumen ausreichend Platz zu geben. Hat man also womöglich nicht bedacht, dass durch Feiertage und Sportveranstaltungen gleich mehrere Sendungen ausfallen mussten? Offiziell verneint man und verweist darauf, dass immer wieder auf kleinere Wünsche vorgestellt wurden. Die in der Schlussphase erhöhte Träume-Dosis spricht jedoch eine andere Sprache.

6. Juni 2012: Die letzte Ausgabe von "Gottschalk Live" geht unspektakulär über die Bühne, zum Schluss schalten immerhin noch einmal 920.000 Zuschauer ein. Gottschalk sagt, er sei einer der wenigen, die es geschafft haben, sich innerhalb eines halben Jahres zwei Mal von ihrem Publikum zu verabschieden. Eine weitere Sendung wird Thomas Gottschalk danach übrigens nicht mehr für die ARD präsentieren. Kurios: Der Moderator bekam trotz der Einstellung seiner Vorabendshow sein komplettes Gehalt. Dabei hätte ihn die ARD quasi frei Haus für zwei Abendshows bekommen können, allein: Es fehlte eine Idee.