Tägliche Serien waren mal schwer in Mode. Doch spätestens das bittere Ende des einstigen Überfliegers "Verliebt in Berlin" dürfte so manchem Fernsehmacher vor etwas mehr als zehn Jahren eine gewisse Müdigkeit des Publikums geführt zu haben. Seither hat sich der Markt Schritt für Schritt bereinigt: Sat.1 hat sich aus dem Geschäft mit den Seifenopern komplett verabschiedet und auch Dauerbrenner wie "Verbotene Liebe" und "Marienhof" sind mittlerweile Geschichte. Gekommen sind dafür neue Spielarten in Form von "Berlin - Tag & Nacht" und "Köln 50667", die nun aber auch schon einige Jahre auf dem Buckel haben.
Und auch wenn die Quoten dieser Langstreckenläufer immer wieder Schwankungen unterliegen - über einen breiten Zeitraum betrachtet können sich die Sender dann doch in aller Regel auf ihre Serien verlassen. In besonders beeindruckender Form präsentiert sich aktuell "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Der Produktion von UFA Serial Drama gelingt es, ihre Marktanteile - entgegen des RTL-Trends - sogar auszubauen. In diesem Jahr liegt der durchschnittliche Marktanteil in der begehrten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen bei mehr als 19 Prozent. Vor einem Jahr war es gut ein Prozentpunkt weniger, 2016 wurden sogar weniger als 16 Prozent erzielt.
Im November reicht es bislang sogar für 20,1 Prozent Marktanteil und damit für den stärksten Monat seit einem halben Jahr. Auf geringerer Flughöhe ist traditionell "Alles was zählt" unterwegs, doch auch hier liegen die Quoten über dem Vorjahr. 13,6 Prozent beträgt der Marktanteil am Vorabend bislang, im November kann wohl sogar die Marke von 14 Prozent übersprungen werden. Das ist für den Marktführer mehr denn je ein voller Erfolg. Angesichts dieser Entwicklung ist es durchaus überraschend, dass auch die Soap-Konkurrenz von RTL II momentan einen Höhenflug erlebt. Obwohl sich die RTL-Klassiker in guter Form präsentieren, wird "Berlin - Tag & Nacht" den November als stärksten Monat seit Dezember 2016 beenden.
Langzeittrend: Berlin - Tag & Nacht
Auf stolze 9,9 Prozent bringt es die Serie bislang im November, sodass "Berlin - Tag & Nacht" aktuell deutlich über dem eigenen Jahresschnitt performt. Der liegt 2017 nämlich bei nur 8,3 Prozent und wird somit schon zum vierten Mal in Folge schwächer ausfallen - dass RTL II in den vergangenen Wochen wieder vermehrt zweistellige Werte einfahren konnte, zeigt jedoch, wie wichtig der lange Atem im Dailysoap-Genre ist. Gleiches gilt für "Köln 50667": Mit im Schnitt 9,4 Prozent Marktanteil ist die zweite von Filmpool produzierte RTL-II-Soap im November so stark unterwegs wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr und im Vergleich zum Vormonat konnte der Wert mal eben um zwei Prozentpunkte ausgebaut werden.
Und auch die weiteren täglichen Dauerbrenner erweisen sich aktuell als verlässliche Programm-Pfeiler. So präsentiert sich "Unter uns", die dritte RTL-Soap, in stabiler Form, obwohl die Scripted Realitys im Vorfeld viel von ihrer einstigen Strahlkraft eingebüßt haben. Hinzu kommen die beiden Telenovelas im Ersten: "Rote Rosen" hält das gute Quoten-Niveau des Vorjahres und "Sturm der Liebe" liegt auf Jahressicht zwar gut einen Prozentpunkt unter dem Vorjahr, behauptet sich aber gegen die immer stärker werdende ZDF-Konkurrenz durch "Bares für Rares" noch immer prächtig. Im November liegt die Serie mit durchschnittlich 15,7 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum sogar über dem Wert des Vorjahresmonats.
Sender und Produzenten der täglichen Serien haben in den zurückliegenden Wochen und Monaten mit ihren Geschichten also offensichtlich einiges richtig gemacht und zur Bindung des Publikums beigetragen. In Zeiten der Fragmentierung ist das gewiss keine Selbstverständlichkeit.