© ProSiebenSat.1 Auf den Zug des großen US-Erfolges von „This is us“ aufzuspringen, haben diesmal in der Tat viele versucht. „Das ging aber eigentlich in allen Fällen schief“, so das ernüchternde Urteil von ProSiebenSat.1-Einkäufer Böss (Foto). Andere Screening-Besucher sehen aber durchaus einen Favoriten im Trend-Genre der „This is us“-Kopie: „CBS hat mit ‚Million Little Things‘ den emotionalsten ‚This is Us‘-Nachfolger geschaffen“, meint Fox-Kollegin Krepold und ist damit nicht allein. Die CBS-Serie gehört laut DWDL.de-Umfrage zu den vier beliebtesten Pilotfolgen der diesjährigen Screenings, schafft es aber ebenso wie die sehr extrovertierte FX-Serie „Pose“ über den Party-Glamour New Yorks in den 80er Jahren, ganz nach oben.
Die beliebteste Serie der diesjährigen LA Screenings war zweifelsohne „New Amsterdam“, eine neue Medical-Serie von NBC Universal mit Ryan Egold („The Blacklist“) in der Hauptrolle. Vergleichsweise konventionell, aber dank starker Bücher und überzeugenden Darstellungen mit Abstand der Favorit der von DWDL.de befragten deutschen Besucher. Man wird die US-Performance der Serie im Herbst abwarten müssen, um zu erfahren, ob das möglicherweise eine der wenigen US-Serien bei RTL werden könnte oder doch bei Vox laufen wird. Selbst die Konkurrenz aus Deutschland lobt die Krankenhaus-Serie als ein Highlight der Screenings.
Die Top4-Piloten der deutschen Einkäufer: „Whiskey Cavalier“ (Warner für ABC)
Auf Platz 2 im Serienranking der deutschen Screening-Besucher liegt Agentenserie „Whiskey Cavalier“ von Warner Bros. „Die Serie ist wesentlich besser als der Titel vermuten lässt. Ein leichtes Spionage-Abenteuer, nett geschrieben, gut gespielt und perfekt für die Primetime“, urteilt ProSiebenSat.1-Einkäufer Rüdiger Böss, der über den laufenden Deal mit Warner die Serie für seine Sendergruppe gesichert hat. Der Pilot war in der Tat ein actiongeladenes Spektakel auf Kino-Niveau. Seinen Charme zieht die Serie mit Scott Foley in der Hauptrolle des hoffnungslosen Romantikers - und FBI-Agent. Der Herzschmerz einer noch nicht verarbeiteten Trennung kommt seinem Job mehr als einmal in die Quere - und das auf komödiantische Art und Weise. „Whiskey Cavalier“ bricht zu viel Testosteron immer wieder mit Witz. Spannend bleibt hier sicherlich die Frage, wie die weiteren Folgen der ersten Staffel mit traditionell weniger Budget an den kostspieligen Piloten anknüpfen wird.
© RTL Das Studio-Ranking der diesjährigen Screenings führt mit deutlichem Vorsprung NBC Universal an, was auch aber nicht nur am beliebtesten Serien-Piloten „New Amsterdam“ liegt. So fand z.B. auch das FBI-Drama „The Enemy Within“ mit einer überzeugenden Jennifer Carpenter in der Hauptrolle einige Fans. RTL-Manager Jörg Graf (Foto) freut sich, ist NBC Universal doch der einzig verbliebene Output-Deal der Kölner: „NBC Universal hatte mit Abstand den besten kommerziellen Slate. Und kommerziell ist bei mir positiv besetzt.“ Ein ebenfalls gutes Portfolio attestieren die von DWDL.de befragten Screening-Besucher in diesem Jahr Warner Bros und CBS. In der Gesamtheit eher enttäuschend sei das Angebot von Fox sowie ABC gewesen. „Und Sony konnte allein von der Quantität her nicht überzeugen“, merkt Julian Krietsch von RTL II an. Nur eine einzige Comedy war im Angebot. Noch im vergangenen Jahr gehörte Sony aber zu den Gewinnern und hatte mit „The Good Doctor“ den Screening-Liebling 2016 im Angebot.
Die Top4-Piloten der deutschen Einkäufer: „A million little things“ (CBS für ABC)
© Gert Krautbauer Insgesamt weniger Serienpiloten und viel Mittelmaß. Die LA Screenings 2018 konnten die meisten deutschen Einkäufer nicht begeistern. Jörg Graf, Chefeinkäufer der Mediengruppe RTL Deutschland: „Der Jahrgang wird sicher nicht in die Geschichte eingehen. Ohne meine Notizen während der Screenings würde es mir schwer fallen, mich an jede einzelne Serie zu erinnern. Vieles hinterließ keinen wirklich bleibenden Eindruck.“ Kollegin Katharina Behrends (Foto) von NBC Universal Global Networks Deutschland stimmt ihm auf diplomatische Art und Weise zu: Die LA Screenings 2018 seien „nicht überdurchschnittlich“ gewesen: „Ich hätte gerne noch mehr intelligente Crime-Procedurals ohne viele Shootingszenen gesehen.“
© RTL II Von einem recht konventionellen Jahr spricht auch RTL II-Einkäufer Julian Krietsch (Foto): „Klassische Genres im Aufwind, aber keinerlei großen Experimente.“ Ganz so kritisch sieht es Sky-Manager Marcus Ammon nicht: „Die Quantität ging leicht zurück, Qualität war in vielen Produktionen da.“ Rüdiger Böss (ProSiebenSat.1) freut sich sogar über die Reduzierung der Masse: „Weniger ist in diesem Fall mehr, insbesondere in einem Markt, in dem es momentan sowieso zu viele US-Serien gibt.“ Ohnehin hätte es - wie in jedem Jahr - auch wieder Totalausfälle gegeben: „Nicht alle Serien, die auf Hawaii spielen, müssen gut sein und wir reden nicht nur vom fehlenden Schnauzer (‚Magnum‘ von Universal) oder jungen Hexen, die so billig erscheinen, dass einem das Verzaubern vergeht (‚Charmed‘ von CBS).“ Doch davon abgesehen sei insgesamt wieder mehr Brauchbares dabei gewesen, was für ihn zu einem versöhnlichen Fazit führt: „Die Produktionen werden wirklich wieder besser und die Studios kehren zu den Serienformaten zurück, die für das Free-TV passen und den internationalen Markt besser geeignet sind. Die Studios haben uns also gut zugehört!“