Das Team fing an, bei Geschichten nicht mehr darüber nachzudenken, was man anderen Kindern erzählen könnte. Stattdessen sprechen sie über ihre eigene Kindheit. Über die eigenen Geschichten. Und plötzlich kommen sie wieder auf Ideen: „Just about every episode was sparked or inspired by something that happened to one of us, or a story from childhood (…) We were recalling the feelings we had as kids. Then we’re laughing about it, and at each other, as grown-ups“, wie sich Merriwether Williams, eine Produzentin der Serie, erinnert.



Das Team weitet die Gesprächsrunden aus, eignet sich mehr theoretisches Wissen über Story-Struktur an und gießt die persönlichen Erfahrungen und Gefühle zu Episoden. Nickelodeon verlängerte die Serie, drei Staffeln entstehen und der Erfolg bahnt sich zum ersten Mal seinen Weg durch die Fernsehgeräte der Welt, zurück zu den Machern der Sendung: „We had no idea what was coming. It wasn’t until we had wrapped up production on the first three seasons that the show really started to become a megahit“, erzählte Carl Greenblatt, einer der Autoren, vor einigen Jahren.

Nickelodeon will nun sogar einen „Spongebob“-Film und Hillenburg entscheidet sich, dafür die Produktion der Serie kurzzeitig zu stoppen. Der Film erscheint 2004 und wird ein großer Erfolg. Hillenburg sieht ihn damals eigentlich als Finale der Serie an, doch Nickelodeon denkt nicht daran eine ihrer größten Geldquellen grundlos einzustellen. Daraufhin kündigt Stephen, nicht überzeugt von Nickelodeons Plan die Serie so lange fortzuführen, wie sie Geld bringt, seinen Job als Showrunner. Er bleibt zwar durch eine beratende Position noch in Verbindung mit der Serie, aber effektiv reicht er das Zepter weiter und zieht sich ab der vierten Staffel kreativ zurück.

Heute gelten die ersten drei Staffeln unter Fans der Serie als „das goldene Zeitalter von Spongebob“. Beinahe alle Spongebob-Memes, die im Internet kursieren, sind Referenzen aus diesen ersten 60 Episoden. Stephen Hillenburg hat in diesen Folgen den Erfolg der Serie begründet und mit seinen Charakteren etwas Geschaffen, das eine ganze Generation tief beeinflusst hat. Meine Generation.

Ich wurde 1995 geboren und habe, zum Leidwesen meiner Eltern (der Tinitus meiner Mutter klingt wie die deutsche Synchonstimme von Spongebob) keine dieser 60 Episoden verpasst. Nicht als sie das erste Mal liefen, nicht als sie das zweite Mal liefen und auch nicht als Super RTL die Folgen in Dauerschleife von morgens bis abends versendete, weil die Rechte kurz danach zurück an Nickelodeon gingen und man die Zielgruppe vorher noch schnell der Serie überdrüssig machen wollte.

Ich wusste damals genau so wenig wie meine Eltern, was mich an der Show so sehr fasziniert. Sie inspirierte mich - Kinder-Tarkan hat ganze drei selbstgemalte Spongebob Comics herausgebracht. Sie war anders als alles, was ich je zuvor gesehen hatte. Hillenburgs Vision von Bikini Bottom vermischte Realität mit Animation, setzte Blumen in den Ozean-Himmel und einen großen Zeigefinger mitten ins Meer. Sein cleverer, absurder, zum Teil erschreckend düsterer Humor brachte mich nicht nur zum Lachen, er verband auch. Egal wie gut oder weniger gut ich ein anderes Kind kannte, Spongebob-Gags waren immer Conversation-Starter Nummer eins.

Ich lache auch heute noch, wenn Patrick seine Gedankengänge als mysteriös und komplex bezeichnet während eine Gedankenblase einen umkippenden Milchkarton zeigt. Dass ich wie viele andere, selbst als Erwachsene noch immer eine so tiefe Verbundenheit zu der Serie haben, liegt daran, dass Hillenburg und sein Team es geschafft haben, über die Figuren ihr eigenes, Erwachsenes Ich, mit ihrem Kindlichen Ich zu verbinden. Denn wenn Spongebob, Patrick und Sandy, auf Mr. Krabs, Plankton und Thaddäus treffen, passiert genau das.

Nicht ohne Grund wurde aus einer Zeichentrick-Serie für einen Kindersender im vergangenen Jahr ein von Kritikern gefeiertes Broadway-Musical, das kommendes Jahr auf Tour durch die USA gehen wird. Und im Publikum saßen mehr als nur Familien mit Kindern, die auch auf der Bühne erlebten wie die Grenzen zwischen Erzählungen für Kinder und Erwachsene verschmelzen. Die Geschichten, die dabei entstehen, sind nicht von Erwachsenen für Kinder, sondern von Erwachsenen für sich selbst erzählt. Darum konnte ich den Figuren als Kind etwas abgewinnen und darum kann ich es auch heute noch als Erwachsener, wenn „SpongeBob SquarePants“ läuft.

Das ist das Geheimnis von Spongebob, über das sich Stephen Hillenburg im Auto am Strand den Kopf zerbrach. Das ist das Geheimnis, mit dem er es geschafft hat, dass ein Schwamm nicht nur meine Generation im Sturm erobert hat, sondern die ganze Welt.

Und ich könnte ihm dafür nicht dankbarer sein.