Die Geschichte des Studiodienstleisters Nobeo, der in diesen Tagen seinen 25. Geburtstag feiert, ist eng verbunden mit der Historie von Filmpool. Über viele Jahre hinweg hat die Produktionsfirma in Hürth zahlreiche Erfolgsformate produzieren lassen. Gegenüber vom Nobeo-Parkplatz hatte Filmpool einst nicht nur "Richterin Barbara Salesch" untergebracht, sondern auch "Das Jugendgericht" und "Niedrig & Kuhnt" - ein großer Teil der einstigen Erfolgsformate, von denen Sat.1 und RTL im Nachmittagsprogramm lange zehrten.

Dass sich die Formate zu Dauerbrenner entwickeln würden, war zunächst kaum abzusehen, schließlich startete die Salesch-Show im Jahr 1999 als reelles Schiedsgericht mit desaströsen Quoten. "Glücklicherweise fiel jemandem auf, dass die Proben, die mit Komparsen durchgeführt wurde, viel besser wirkten. Die Idee, das Format umzustellen, war so gesehen aus der Not geboren", erinnert sich der heutige Filmpool-Geschäftsführer Vittorio Valente im Gespräch mit DWDL.de.

Doch von den Drehbüchern allein ließ sich Salesch nicht überzeugen. "Sie war als Richterin äußerst akribisch und nahm den Job auch nach der Umstellung auf gescriptete Fälle vollkommen ernst", sagt Valente. "Wenn die Fälle nicht juristisch hundertprozentig durchrecherchiert waren, ist sie auf die Palme gegangen. Da entbrannten oft noch kurz vor der Aufzeichnung wilde Diskussionen darüber, wie der Prozess ausgehen würde."

Beim Publikum kam die Neuausrichtung bestens an, die Zuschauerzahlen schossen auf dem neuen Sendeplatz durch die Decke, was letztlich den Weg für viele weitere Daytime-Hits von Filmpool ebnete. Dazu zählte mit "Zwei bei Kallwass" auch ein anderer Sat.1-Dauerbrenner, der insgesamt zwölf Jahre im Programm war und eine ähnliche Genese wie "Richterin Barbara Salesch" hatte. "Die Grundidee war, ein Live-Coaching zu machen. Aber mit der Zeit reifte die Erkenntnis, dass man dafür viel Zeit benötigt", sagt Valente. "Das war mitunter ziemlich lustig, konnte sich manchmal aber über Stunden ziehen."

Die gespielten Geschichten führten letztlich wesentlich schneller zum Ziel - und waren ganz nebenbei beim Publikum auch deutlich gefragter. Die Lebenszeit der Sat.1-Formate von Filmpool verlängerte sich, als sich RTL dazu entschied, seine Courtshows wegen gesunkener Quoten abzusetzen. Plötzlich erlebten Salesch & Co. einen zweiten Frühling. "Der Umbruch kam mit dem nächsten Hit, den wir einige jahre später mit unseren Scripted-Entertainment-Shows gelandet haben", sagt der Filmpool-Chef und meint damit Formate wie "Familien im Brennpunkt" und "Verdachtsfälle", die ebenso erfolgreich wie umstritten waren.

Richterin Barbara Salesch© Sat.1 / Stefan Menne

Barbara Salesch

Für Nobeo bedeutete die wachsende Beliebtheit der Scripted Realitys einen harten Einschnitt, schließlich wurde für die Produktion kein Studio gebraucht. "Die Shows im Studio waren gut zu produzieren und beherrschbar, der Dreh in Wohnungen war deutlich unberechenbarer", erklärt Vittorio Valente. "Dahinter steht eine große Produktionslogistik, aber am Ende entscheidet der Zuschauer - und der wollte die Studio-Sendungen mit der Zeit nicht mehr sehen." Valente sagt, es gebe vermutlich keine Wohnung in Hürth, die Filmpool nicht kennt. "Teilweise waren 20 bis 30 Teams parallel unterwegs", erinnert sich der Geschäftsführer.

Die Studios gegenüber des Nobeo-Parkplatzes wurden fortan von Filmpool nicht mehr benötigt. "Nobeo und Filmpool sind Verbündete, wir haben eine lange Historie miteinander", sagt Valente. "Da ist es völlig normal, dass es neben guten auch mal schlechte Zeiten gibt." Jetzt läuft es wieder besser: Aktuell wächst im Produzentenhaus der Nobeo die Factual-Abteilung von Filmpool unter der Leitung von Executive Producer Christoph Richter. "Allein in diesem Jahr haben wir weit mehr als 1.200 Stunden produziert und freuen uns, dies im nächsten Jahr, in Zusammenarbeit mit der Nobeo zu toppen."

Selbst eine Rückkehr von Gerichtsshows hält Vittorio Valente für denkbar. "Courtshows besitzen eine unglaublich starke DNA, in den USA laufen sie noch immer - und zwar nicht nur 'Judge Judy'. Sicher kann man es nicht mehr in der damaligen Darreichungsform anbieten, das ist ein Stück weit überholt. Das Thema ist aber nach wie vor spannend." Und die guten Quoten der Wiederholungen bei den Spartensendern Sat.1 Gold und RTLplus zeigen, dass viele der einst in Hürth produzierten Shows noch immer ihr Publikum finden. Irgendwie auch ein schönes Geburtstagsgeschenk.

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