Lange konnte sich der WDR auf das Ende von "Zimmer frei" vorbereiten, doch in der Rückschau wirkt es ein wenig, als sei der Sender dann doch von der Einstellung des Show-Klassikers überrascht worden. Auch mehr als zwei Jahre nach Ausstrahlung der letzten Folge ist es jedenfalls nicht gelungen, einen adäquaten Ersatz zu finden - was zugegebermaßen kein leichtes Unterfangen ist. Und so ist es vielleicht nicht die schlechteste Idee, jetzt ein Stück weit zu den Wurzeln zurückzukehren.

"Das Tier in Dir" nennt sich der neueste Versuch des WDR, am späten Sonntagabend ein Nachfolge-Format zu etablieren, und von allen Versuchen kommt es dem Kindergeburtstag mit Christine Westermann und Götz Alsmann sicherlich am nächsten. Das mag nicht sonderlich überraschen, wenn man sich vor Augen führt, dass mit Hans-Georg Kellner einer der Gründungsväter von "Zimmer frei" hinter dem Neustart steht.

Hans-Georg Kellner© WDR/Linda Meiers
"Es ist ein völlig anderes Sujet als 'Zimmer frei'", sagt Kellner (Foto) im Gespräch im Gespräch mit DWDL.de. "Auf der anderen Seite haben wir uns die Freiheit gewisser Anleihen durchaus erlaubt, auch wenn das Klima natürlich nicht so anarchisch und ausufernd ist." Zu den Parallelen gehört zunächst einmal ein prominenter Gast, der im Mittelpunkt der gesamten Ausgabe steht. Bei der Premiere ist das Thomas Anders, in den darauffolgenden Wochen folgen Jürgen Becker und Mareile Höppner.

"Der Gast ist der Katalysator, der dafür sorgt, dass die Verbindung von Wissenschaft und Unterhaltung zustande kommt", erklärt Kellner. Ziel jeder Ausgabe ist es, die Frage zu klären, ob der Gast womöglich eine tierische Verwandtschaft hat. Talk, Spiele und Einspielfilme sollen bei der Suche nach einer Antwort helfen, ehe am Ende das Studio-Publikum das abschließende Votum fällt. "Wir versuchen, die Schnittmenge so groß wie möglich zu halten, gewissermaßen die Genres zu fusionieren", sagt der Show-Erfinder.

Alles begann mit Markus Lanz

Eine weitere Parellele zu "Zimmer frei" ist das Moderatoren-Duo, das zwei Pole abbilden soll. Während Lisa Feller für den unterhaltenden Teil steht, soll der Tierforscher Karsten Brensing für die nötigen Hintergrundinfos sorgen. Ein Auftritt von Brensing bei Markus Lanz war es, der Hans-Georg Kellner überhaupt erst auf die Idee einer tierischen Show brachte. "Was er über das Verhalten von Tieren erzähle und die Videos, die er zeigte, haben mich so fasziniert, dass ich ein paar Tage später Kontakt zu ihm aufgenommen habe."

Einige Wochen später trafen sich die beiden schließlich in Erfurt. "Er war zunächst skeptisch, weil Fernsehunterhaltung und Wissenschaft ja nicht unbedingt natürliche Partner sind", erinnert sich Kellner. "Was geholfen hat, war die beiderseitige Faszination für Tiere. Wir haben uns eine Tiergeschichte nach der anderen erzählt, und ich habe mich ein bisschen an den Familienhund rangeschmissen. Irgendwann war klar: Wir probieren es einfach aus." Allerdings habe es einige Anläufe gebraucht, um Klarheit in das Projekt zu bringen.

Das Tier in Dir© WDR/Ben Knabe
Karsten Brensing und Lisa Feller mit ihrem Gast Thomas Anders

Zusammen mit der Produktionsfirma pro.tv wurde schließlich das Konzept entwickelt, das nun zunächst drei Wochen lang am späten Sonntagabend ausprobiert wird. "Ob wir richtig liegen, kann ich nicht sagen. Wir haben schon ziemlich weit im Vorfeld einige Presseanfragen erhalten. Das mag vielleicht ein Indikator dafür sein, dass das Thema interessant ist und dass wir damit möglicherweise einen Nerv treffen könnten", so Kellner über die Erfolgsaussichten für die neue Show, um die sich im besten Fall künftig andere Kollegen kümmern müssen, weil sich der langjährige WDR-Redakteur wenige Tage nach der Aufzeichnung in den Ruhestand verabschiedet hat.

"Ich wollte von der Show nicht mehr die Finger lassen"

Dabei stand zu Beginn seiner Karriere gar nicht zu erwarten, dass er überhaupt einmal im Unterhaltungsbereich Fuß fassen würde. "Ich war 'Tagesschau'-Reporter und bin zu dem Projekt gekommen wir die Jungfrau zum Kinde", erinnert sich Hans-Georg Kellner an den Anfang von "Zimmer frei", das für ihn ursprünglich nicht mehr sein sollte als ein "Sommervergnügen", wie er sagt. "Niemand war vom Erfolg überraschter als ich. Aber als es mit der Sendung weitergehen sollte, stand die Entscheidung für mich fest: Ich wollte von der Show nicht mehr die Finger lassen."

Tatsächlich hatte Kellner von diesem Moment an Blut geleckt. "Wenn Sie einmal sechs Wochen lang permanent im Studio gestanden haben und die ganz große Märklin-Modellanlage bedienen konnten, dann hat das schon ein ganz erhebliches Suchtpotential", sagt er im Gespräch mit DWDL.de. "Trotzdem hat es mich in den Anfangsjahren von „Zimmer frei“ bei bestimmten politischen Themen manchmal gejuckt, jetzt doch ein 'Tagesthemen'-Stück machen zu können."

2011 und damit einige Jahre vor dem Ende gab Kellner die Redaktion von "Zimmer frei ab". "Nach 15 total guten Jahren wollte ich gerne noch ein paar andere Sachen machen, irgendwas mit Tieren zum Beispiel", sagt Kellner. "Das hat ja dann auf den letzten Metern meines Berufslebens auch geklappt."

"Das Tier in Dir" läuft sonntags um 22:45 Uhr im WDR Fernsehen.