Die Quoten-Not war enorm und das Ende des Dauerbrenners "Verbotene Liebe" absehbar: Als Das Erste vor einigen Jahren nach neuen Formaten für den Vorabend suchte, stießen die Sender-Verantwortlichen auf das "Quizduell" - eine Spiele-App, die damals gefühlt das ganze Land auf dem Land auf dem Smartphone hatte. Was lag da näher, als diese Marke ins Fernsehen zu holen? Das Versprechen war groß: Man wollte das Internet mit dem Fernsehen verbinden und eine interaktive Quizshow machen. Zum Start gab es aber vor allem eines: Probleme. Bis heute legendär ist die erste Ausgabe der Show, bei der überhaupt nichts funktionierte und Moderator Jörg Pilawa mit seinen spontanen Moderationen rettete, was eigentlich gar nicht zu retten war und so für beste Unterhaltung sorgte.

Fünf Jahre ist das mittlerweile her und Pilawa erinnert sich noch gut an die Situation. "Im Nachhinein finde ich es toll, wie blauäugig wir waren. Wir haben wirklich geglaubt, dass es keine technischen Probleme geben kann", sagt er heute rückblickend im Gespräch mit DWDL.de. Tatsächlich dauerte es 14 Tage, bis die Entwickler die Integration der App in die Sendung schafften und die Show mit ihrem eigentlichen Konzept starten konnte. Bis dahin überbrückten die Macher den Ausfall mit der Beteiligung des Studiopublikums - und vor allem mit viel Witz. Jeden Tag trug Pilawa ein anderes T-Shirt, dessen Aufdruck sich über das eigene Versagen lustig machte. "Respekt vor der ARD, dass die uns in diesen zwei Wochen haben machen lassen", so Pilawa.

Dabei war zunächst gar nicht klar, ob es nach dem GAU überhaupt eine zweite Ausgabe geben würde. Pilawa verabschiedete sich damals zwar augenzwinkernd mit den Worten: "Vielleicht morgen 'Verbotene Liebe'" - ganz ausgeschlossen war das jedoch nicht. Tatsächlich habe es Pläne für ein Ersatzprogramm gegeben, erzählt der Moderator heute. Er selbst habe aber immer weitermachen wollen - und die Programmverantwortlichen sind ihm gefolgt. Letztlich sei es wohl gut gewesen, dass niemand ahnte, welche Probleme sich auftürmen würden. Wäre der App-Ausfall vorhersehbar gewesen, hätte sich wohl "möglicherweise niemand getraut, die Sendung auf den Schirm zu bringen", ist Pilawa überzeugt.

"Im Nachhinein finde ich es toll, wie blauäugig wir waren. Wir haben wirklich geglaubt, dass es keine technischen Probleme geben kann."
Jörg Pilawa

"Für die Sendung und den PR-Faktor war es großartig. Aber im ersten Moment, wenn der Monitor mit den Ergebnissen schwarz bleibt und hinter der Kamera alle wild gestikulieren, wünschst du dir, dass sich der Studioboden unter dir öffnet. Aber dann muss man eben aus der Not eine Tugend machen", so der Moderator, der auch heute noch auf der Straße auf die erste "Quizduell"-Ausgabe angesprochen wird, wie er sagt. Als die App nach zwei Wochen endlich funktionierte, marschierte eine Blaskapelle durch das Studio. Heute sei er ein gebranntes Kind, so Pilawa. "Wenn mir heute ein Webdesigner oder ein Internet-Experte sagt, dass etwas problemlos möglich sei, weiß ich: Achtung, der tüdelt." 

Die Tatsache, dass das "Quizduell" wohl einen der pannenreichsten Starts im deutschen TV hatte, ist freilich auch dem Live-Faktor zu verdanken. Bei anderen Formaten hätte man schlicht die Aufzeichnung abgebrochen und wäre später neu gestartet. Beim "Quizduell" ging alles über den Sender. "Vielleicht ist das auch ein Plädoyer dafür, dass man im Fernsehen wieder viel mehr live machen müsste. Nur wenn man etwas live macht, kann auch etwas passieren", sagt Pilawa. "Bei allen anderen Sendungen werden Pannen ja grundsätzlich herausgeschnitten. Das macht Fernsehen steril. Mehr Pannen braucht das Land!" Er selbst wünscht sich, dass mehr Unvorhersehbares passiert. "Diese Lebendigkeit tut dem Fernsehen gut."

"Bei allen anderen Sendungen werden Pannen ja grundsätzlich herausgeschnitten. Das macht Fernsehen steril."
Jörg Pilawa

Trotz des holprigen Starts legte das "Quizduell" den Grundsein für den heutigen Erfolg des ARD-Vorabends, auch wenn die Pilawa-Show selbst nur noch sporadisch läuft. Ohnehin hat sich die Sendung fünf Jahre später deutlich gewandelt. Die App ist bei den Live-Ausgaben in den Hintergrund gerückt, um das Format für die Zuschauer, die nicht live mitspielen, einfacher konsumierbar zu machen - und die sind schließlich in der deutlichen Überzahl. So wird "Team Deutschland" inzwischen von einer Person im Studio vertreten. Der Spagat, gleichzeitig die App-User als auch die klassischen Zuschauer zu erreichen, sei die große Stärke, aber eben auch die große Schwäche des Formats, räumt Jörg Pilawa ein. "Die Person, die auf dem Sofa sitzt und die Sendung nur im Fernsehen sieht, versteht im Zweifel gar nicht, was da online passiert."

App-Absturz zum Jubiläum? "Hacker der Welt, vereinigt euch!"

Dennoch sei die Show auch heute noch eine Art Wundertüte, sagt der Moderator. "Da greife ich jeden Abend rein und schaue mal, was passiert." Das war auch der Grund, weshalb er "Quizduell" 2014 unbedingt machen wollte. "Ich war damals sehr elektrisiert von der Idee der Sendung." Und so ging Pilawa seinerzeit mit der Idee zunächst zum ARD-Vorabendkoordinator Frank Beckmann, der sofort Feuer und Flamme für die Idee war. Das Problem: Die Produktionsfirma ITV Studios Germany hatte sich in der Zwischenzeit die Rechte für eine Fernsehadaption gesichert. Aus diesem Grund tat sich Pilawa mit seiner Herr P. GmbH mit ITV zusammen - auch heute noch ist die Sendung eine Koproduktion der beiden Firmen.

Und was steht nun zum Jubiläum an? "Ich plane, dass heute Abend die App abstürzt. Es wäre mal wieder so weit. Hacker der Welt, vereinigt euch!", scherzt Pilawa im Gespräch mit DWDL.de. Auf Hacker waren die anfänglichen Pannen vor fünf Jahren übrigens nicht zurückzuführen. Heute weiß man: Die App funktionierte nicht, weil durch die Sendung so viel Traffic entstanden war. Deshalb wurde den Verantwortlichen im deutschen TV-Studio aus den USA heraus einfach der Saft abgedreht. Dort dachte man nämlich tatsächlich, man sei gerade Opfer eines Hackerangriffs geworden.

Zuletzt funktionierte alles reibungslos, die Mitspieler sind noch immer regelmäßig dabei. Am Anfang der Staffel sollen es laut Pilawa einige zehntausend sein, am Ende dann regelmäßig mehr als 100.000. Aber das wohl Wichtigste: "Quizduell" ist heute frei von großen Pannen. Wenn die Promis im Studio den Kandidaten aus Versehen die richtige Antwort auf eine Frage verraten, weil sie vergessen, dass diese ihre Antwort noch ändern können, ist das charmant mit anzusehen. Von Ausfällen wie ganz zu Beginn blieben die Macher verschont. Jörg Pilawa blickt trotzdem mit viel Freude auf die zwei ersten "Quizduell"-Wochen im Mai 2014 zurück. "Das Chaos, das wir da 14 Tage lang auf dem Schirm veranstaltet haben, war einer der schönsten Momente in meiner TV-Karriere."

Das Erste zeigt "Quizduell" noch einschließlich bis zum 13. Juni werktäglich live um 18 Uhr.