In gewisser Weise haben der KFC Uerdingen und Sport1 etwas gemeinsam. Auf der einen Seite ein kleiner Fußballklub, auf der anderen ein kleiner Fernsehsender – und ringsherum millionenschwere Konkurrenten. Dass das Pokalspiel zwischen dem Drittligisten aus Uerdingen und dem Vizemeister Borussia Dortmund am Freitagabend den Auftakt bildet für die neue TV-Partnerschaft von Sport1 mit dem DFB, erscheint also passend. Gewissermaßen David gegen Goliath, auf und neben dem Platz.

Tatsächlich ist Sport1 mit dem Erwerb der Pokalrechte ein kleiner Coup gelungen, schließlich war der Wettbewerb bis dato im Free-TV eine rein öffentlich-rechtliche Veranstaltung. Für die ARD ändert sich durch die neue Konstellation nicht viel, für die Fans bringt der Deal jedoch von der ersten Runde bis hin zum Viertelfinale vier zusätzliche Livespiele mit sich, die bislang ausschließlich bei Sky zu empfangen gewesen wären. 

Einen gewissen Stolz kann Daniel von Busse daher nicht verbergen. "Bei uns kribbelt es schon eine ganze Weile", sagt der Mann, der bei Sport1 in der Geschäftsleitung sitzt, auf einer Pressekonferenz in der Düsseldorfer Merkur-Spielarena, in der Uerdingen die gesamte Saison 2019/20 bestreiten wird, weil das heimische Grotenburg-Stadion umgebaut wird. Busse erklärt, es sei "ein ganz besonderer Moment" für seinen Sender, immerhin eröffne man mit dem Spiel die neue Pokalsaison und die Fans seien nach der langen Sommerpause ohnehin "ausgehungert".

An die Quote habe man entsprechend "hohe Erwartungen", doch welches Ziel sich Sport1 genau gesteckt hat, will von Busse lieber noch nicht sagen. In der Vergangenheit habe man jedoch schon mehrfach bewiesen, dass es möglich ist, bei Sport1 große Reichweiten zu erzielen. Auch beim aktuell gültigen Quoten-Rekord des Senders war Borussia Dortmund beteiligt – mehr als sechs Millionen Zuschauer schalteten vor über drei Jahren ein, als der BVB gegen Liverpool in der Europa League verlor.

Gegen Uerdingen dürften Reichweiten dieser Art kaum möglich sein. Und doch ist der Pokal für Sport1 gewissermaßen ein Europa-League-Ersatz, immerhin verlor man die Rechte in der vergangenen Saison an RTL, was sich zuletzt negativ in den Quoten des Spartensenders niederschlug – David unterlag Goliath, könnte es etwas überspitzt formuliert werden. Umso größer war die Überraschung, als Sport1 vor einem Jahr das neue Pokal-Paket erwarb, das neben den Live-Spielen auch Highlights umfasst, die jeweils ab Mitternacht im Netz gezeigt werden.

Daniel von Busse und Peter Frymuth

Daniel von Busse, Mitglied der Sport1-Geschäftsleitung, und DFB-Vizepräsident Peter Frymuth auf der Pressekonferenz in Düsseldorf

"Wir waren sehr froh, über mehrere Jahre Europa-League-Partner gewesen zu sein", betont Daniel von Busse abseits des Medientags im Gespräch mit DWDL.de. "Das war cooler Fußball, großer Sport – keine Frage. Aber große Emotionen bringt vor allem der DFB-Pokal, weil hier jeder einen Verein hat, mit dem er mitfiebern kann. Das passt extrem gut zu uns." Zusätzliche Spannung - und damit auch Aufmerksamkeit - birgt die erste Übertragung durch das Aufeinandertreffen von Weltmeister Kevin Großkreutz mit seinem heißgeliebten BVB. 

Daniel von Busse verspricht allerdings, dass man keineswegs nur Bayern oder Dortmund zeigen will. "Es gab in der ersten Runde einen Haufen an Begegnungen, die in Betracht gekommen wäre", erzählt er auf der Pressekonferenz. Durch die Großkreutz-Geschichte sei dieses Spiel jedoch besonders spannend. "Ich bin guter Dinge, dass es alles andere als langweilig wird." Nun müssen die Zuschauer die Übertragungen nur finden. Das sei eine Herausforderung, räumt der Sport1-Mann ein, verweist aber auf eine lange Hinführung mit viel Crosspromo. "Das wird der Schlüssel sein", sagt von Busse zu DWDL.de. 

Lang wird am Freitag auch die Hinführung zum Anpfiff sein – schon um 18:30 Uhr und damit mehr als zwei Stunden vor Spielbeginn will Sport1 loslegen. Aus dem Münchner Studio melden sich Jochen Stutzky, Ruth Hofmann und Thomas Berthold, im Düsseldorfer Stadion wiederum hat der Sender Neuzugang Laura Papendick, Experte Stefan Effenberg und Kommentator Markus Höhner stationiert. Alles in allem wird das Team rund sechs Stunden live auf Sendung sein. Kaum auszudenken, wie spät es wird, sollte Uerdingen den BVB in die Verlängerung zwingen.

"Wir öffnen das Stadion nicht, um Bratwurst zu verkaufen", kündigt Uerdingen-Geschäftsführer Nikolas Weinhart an. Den Verantwortlichen von Sport1 wird’s recht sein, David gegen Goliath ist schließlich genau ihr Ding.