Alles beginnt mit reichlich Herzschmerz. Kathi (Mandy Neidig), eine Berlinerin, die vor Jahren nach Köln gezogen ist, erinnert sich an ihre "große Liebe". Alles, so lässt sie die Zuschauer wissen, sei einfach perfekt gewesen. "Ich dachte, so würde es bleiben – für immer." Nun muss man gewiss kein Soap-Experte sein, um erahnen zu können, das die heile Welt der jungen Frau, um die es in der neuen RTL-Nachmittagsserie "Herz über Kopf" geht, seit geraumer Zeit tiefe Risse bekommen hat.

Schnell wird klar: Der Mann, den sie liebte, ist vor Jahren über Nacht spurlos verschwunden, und ihren Kindern gaukelt sie seitdem eine heile Welt vor, weil sie die Wahrheit nicht über die Lippen bekommt. "Papa hat ganz schlechten Empfang", lügt sie, als ihr Sohn an seinem Geburtstag mit seinem Vater telefonieren will. Ausgerechnet ein Autounfall bringt plötzlich neue Hoffnung. Ihr Lebensretter: Ein gut aussehender Mann, den Kathi nur wenig später aufspürt und lieben lernt. Das Problem: Der Fremde (Felix Maximilian) ist selbst daran interessiert, Kathis verschwundenen Ehemann aufzuspüren.

So weit das Setting der neuen Soap, die von diesem Montag an täglich um 17:00 Uhr ausgestrahlt wird. Doch weshalb versucht sich RTL auf diesem Sendeplatz überhaupt noch einmal an einer täglichen Serie, wo doch erst in der vergangenen Saison "Freundinnen – Jetzt erst recht" mit schlechten Quoten gescheitert ist? "Sicher hätten wir uns für 'Freundinnen' im Schnitt mehr Zuschauer gewünscht, und dass die Geschichten mehr verfangen", räumt Executive Producer Christiane Ghosh von RTL gegenüber DWDL.de ein.

Christiane Ghosh© MG RTL D
Man wolle die Erfahrungen jedoch nutzen, "um bei Neuentwicklungen den Zuschauergeschmack noch gezielter zu treffen", so Ghosh (Foto) weiter. "Ob uns das bei 'Herz über Kopf' gelungen ist, wissen wir nicht, aber wir sind optimistisch. Das Potenzial hat die Serie." Tatsächlich ist bei dem Neustart, hinter dem die jüngst gegründete Filmpool-Tochter TFS – The Fiction Syndicate steht, einiges besser geworden bei den "Freundinnen" der UFA. Wo im vorigen Jahr auch nach mehreren Folgen nicht klar war, was "Freundinnen" überhaupt sein will, kommt "Herz über Kopf" direkt zur Sache. 

Dabei wirkt auch bei "Herz über Kopf" längst nicht alles stimmig, allen voran die Geheimnistuerei der Hauptfigur. Doch das nimmt man in Kauf, weil die Grundkonstellation Spannung verspricht. Punkten will die Serie nämlich nicht nur mit einer Liebesgeschichte, sondern auch mit einer Crime-Story, die sich über 180 Folgen erstreckt – ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber all den anderen Soaps. Umso überraschender, dass RTL die Chance verspielt, dies auch im Titel der Produktion deutlich zu machen.

"Die Crime-Story ist ab Minute eins ein wichtiger Aspekt in der gesamten Geschichte, was nicht bedeutet, dass man sie gleich in den Titel nehmen muss", betont Christiane Ghosh. "Der erklärt sich darüber, dass eine Frau zwischen zwei Männern und vor einer Entscheidung steht: Vertraue ich meinem Herzen oder folge ich meinem Verstand?". Bis voraussichtlich Mai hat RTL die Gelegenheit, seinen Zuschauern die neue Serie näherzubringen. Und danach? "Bei Erfolg ist alles möglich", heißt es vom Sender. Unabhängig davon entwickle man ständig neue Stoffe. Vielleicht ja auch eine weitere Soap für den 17-Uhr-Sendeplatz.

"Herz über Kopf" läuft montags bis freitags um 17:00 Uhr bei RTL. Bei TVNOW gibt es die die Folgen der nächsten sieben Tage vorab zu sehen.