Es ist nicht immer leicht, Protagonist in einem Artikel von Hans Hoff zu sein. Vor allem nicht, wenn man Intendant des WDR ist. Schließlich wohnt Hans Hoff im Sendegebiet. Ich war oft Zielscheibe seiner Kritik. Dennoch: Die Artikel von Hans Hoff werden mir fehlen, wenn er demnächst in den Ruhestand geht. Denn ein Prädikat zeichneten seine Beiträge stets aus: sie langweilten nie. Sie waren meistens das Ergebnis eines scharfen Blicks auf die Medienwelt, und sie verfolgten immer eine klare These. Am Ende kam es selten zu einem penibel aufgezählten „einerseits“ und „andererseits“. Hans Hoff entschied sich für eine Seite. Dass das dem Objekt der Kritik manchmal auch etwas einseitig vorkam – geschenkt.

Sein Thema: Sender, neue Formate, Medienpolitik. Häufig eine Randrubrik in einer Tageszeitung. Nicht aber für Hans Hoff. Er wusste, dass die Medien auch ein Spiegel der Gesellschaft sind. Eine Art Seismograf. Wenn die Menschen Spaß daran haben, den Big Brother-Container zu beobachten, dann war das viel mehr als nur ein neues TV-Produkt. Es ließ klare Rückschlüsse auf die Zuschauerinnen und Zuschauer zu, die Hoff ohne zu zögern zog und benannte. So verzweifelte er regelmäßig an guten (Fernseh-)Stoffen, die beim Publikum keinen Erfolg hatten, und schrieb sich leidenschaftlich in Rage, wenn billige Effekthascherei mit Rekordquoten belohnt wurde.

Hans Hoff© DWDL
Doch auch die scheinbar trockenen Medienthemen beherrscht er. Er ließ sich gar nicht darauf ein, pflichtschuldig das Wording aus einer Pressemitteilung, einem Medienausschuss oder einem Rundfunkrat zu übernehmen. Hoff, ganz und gar Journalist, suchte die dahinter liegende Geschichte. Seinem Instinkt konnte er fast immer vertrauen. Seinen vielen Quellen in den Medienhäusern wahrscheinlich auch. So vermochte er es, selbst aus dem kleinteiligen Streit um einen Medienstaatsvertrag eine packende Lektüre zu machen.

Das betrifft natürlich auch die vielen Artikel über den Westdeutschen Rundfunk, in denen er sich oft kritisch mit unserer Landesrundfunkanstalt auseinandersetzte. Er verlangte viel von uns, zuweilen biss er sich auch etwas fest. Manchmal hatte er mit seiner Kritik aber auch schmerzhaft Recht. Auch wenn ich mich mehr als einmal über sein Urteil geärgert habe, so nahm ich ihm immer eines ab: Hans Hoff wollte mit seiner Kritik den öffentlich-rechtlichen Rundfunk besser machen, ihn aber im Grundsatz nie infrage stellen.

Hoff, Jahrgang 1955, fing übrigens ganz woanders an. Er studierte Sozialpädagogik und arbeitete für das Düsseldorfer Jugendamt. Da muss es ihm irgendwann zu eng und eintönig geworden sein, denn von dort tastete er sich in den Musikjournalismus vor. Nach einem Volontariat wurde er dann Medienredakteur bei der Rheinischen Post. In den Journalismus „abgerutscht“, wie er es selbst nannte. Wie viele Quereinsteiger stach Hans Hoff schon bald aus seinem Genre heraus. Er könne deshalb so gut und klar schreiben, hat er mal gesagt, weil er als freier Autor immer unabhängig und ein Stück weit unberechenbar geblieben ist. Das gilt besonders für das „Minenfeld Medienjournalismus“, in dem man nicht umhinkommt, auch über die eigene Branche zu berichten.

Nun zieht Hans Hoff sich aus dem Redaktionsalltag zurück. Ich hoffe sehr, dass sein Temperament es ihm erlaubt, diesen „Abspann“ wörtlich zu nehmen und ihn einfach zu genießen. Fernsehen zu schauen und Zeitung zu lesen, ohne dass die energischen Reflexe des Medienjournalisten anspringen. Was mir dabei Hoffnung macht sind Worte wie diese: In einem Artikel, in dem Hoff sich 2013 für DWDL echauffierte (Thema waren die TV-Zuschauer, die eine gute Serie nicht von einer schlechten unterscheiden können), schrieb er am Ende: „Ich liebe halt dieses Fernsehen in seiner unvollkommenen Art immer noch, und das übliche Trennungsangebot der Marke „Wir können ja Freunde bleiben“ schlage ich glatt aus.“

In diesem Sinne, lieber Hans Hoff, wünsche ich einen versöhnlichen, ja, leichtfüßigen Ruhestand.