Eigentlich ist RTLzwei durchaus gut in die TV-Saison 2019/20 gestartet. Der Sender lag recht konstant über der Marke von fünf Prozent Marktanteil in der Zielgruppe - doch nach und nach ging es abwärts. Im Dezember wurde die Marke erstmals durchbrochen, im März lag man schließlich sogar nur noch bei 4,5 Prozent Marktanteil. Und so erreichte RTLzwei in lediglich zwei von neun Monaten einen besseren Monatsmarktanteil als im jeweiligen Monat des Vorjahres. Zuletzt lag man sogar gleich drei Mal hintereinander hinter Kabel Eins - eine für RTLzwei besorgniserregende Entwicklung. 

Traditionell sehr abhängig ist RTLzwei von seinen beiden Vorabend-Soaps. Und wie schon in der Vergangenheit fuhren die Quoten in den zurückliegenden Monaten bei "Köln 50667" und "Berlin - Tag & Nacht" erneut Achterbahn. Im März lief es etwa für die Serie aus Berlin mit 5,0 Prozent so schlecht wie schon lange nicht mehr und auch "Köln 50667" verzeichnete einen der schlechtesten Werte seiner Geschichte. Mittlerweile gibt es aber zumindest an dieser Stelle Entwarnung: Beide Formate haben sich wieder steigern können, Filmpool und RTLzwei haben die Kurve also ein weiteres Mal bekommen. Auch gegen die "Big Brother"-Neuauflage in Sat.1, immerhin ein ehemalige RTLzwei-Zugpferd, schlug sich "Berlin - Tag & Nacht" gut - nach dem Durchhänger im März lag die Soap ab April wieder regelmäßig vor Sat.1. 

Darüber hinaus werden aber die Lücken im Tagesprogramm von RTLzwei immer größer. Weil der Sender in diesem Zeitraum so gut wie nichts mehr investiert, funktioniert bis 17 Uhr auch fast kein Format. "Hilf mir!" liegt meist weit unter dem Senderschnitt und auch die Wiederholung von Primetime-Formaten hat bislang nicht die erhoffte Wende gebracht. Gerade erst hat man die "Geissens"-Wiederholungen aus dem Programm geschmissen und mit alten "Frauentausch"-Folgen ersetzt. Auch die "Wollnys" liefen eher schlecht als recht und selbst alte "Love Island"-Ausgaben holten nur schlechte Quoten. Das alles führt dazu, dass auch das Format um 17:10 Uhr, vorher eingeschoben hat man ja noch die "RTLzwei News", keine optimalen Voraussetzungen hat. Mit "Krass Schule - Die jungen Lehrer" hat RTLzwei aber ein Format, das zumindest mit neuen Folgen ordentliche Quoten holt - insbesondere bei den ganz jungen Zuschauern. Die derzeitigen Wiederholungen gehen aber ebenfalls unter. Dass es am Nachmittag durchaus Potenzial gibt, zeigt das werktägliche "Hartz und herzlich - Tag für Tag Benz-Baracken", das auch in dieser Saison sehr gut lief. Nach wie vor lassen sich damit aber nur wenige Wochen im Jahr füllen. 

Und so klafft oft schon nachmittags ein großes Loch bei den Quoten, das sich im weiteren Verlauf des Tages auch nicht mehr so einfach schließen lässt. Hinzu kommt, dass einstige Leuchttürme des Senders in dieser Saison deutlich Federn lassen mussten. Die beiden Sozialdokus "Hartz und herzlich" und "Armes Deutschland" holen zwar noch immer recht gute Quoten, mussten im Frühjahr gegen "The Masked Singer" und "Die Höhle der Löwen" bei ProSieben und Vox jedoch spürbar Marktanteile abgeben. Und auch im Herbst erzielten die Sozialdokus nur noch in Ausnahmefällen zweistellige Marktanteile - früher war das recht regelmäßig der Fall. Offenbar haben die Formate ihre beste Zeit schon hinter sich. 

Die Liste der Flops ist lang

Auch "Naked Attraction" ist längst nicht mehr ein derartiger Quoten-Hit wie in der Vergangenheit, im Vergleich aber noch eines der geringeren Probleme. Die Sendung mit Milka Loff Fernandes liegt noch immer meist über dem Senderschnitt. Hinzu kommt, dass auch einige auf mehrere Folgen ausgelegten neuen Formate 2019 und 2020 nicht funktioniert haben. Und die Flops beschränkten sich nicht auf ein Genre: Mit "Wild im Wald", "Match", "Im Namen des Volkes" und "Dr. Dago" gingen Spiel- und Datingshows, aber auch ernste Formate unter. "Wild im Wald" lief mit der ersten Ausgabe sogar so schlecht, dass man es direkt in den späten Abend verschob - dort waren die Quoten dann immerhin recht ansehnlich. Andere Sendungen, die einen durchaus ernsten Hintergrund hatten, wie "Hier & Jetzt", "Abgestempelt" mit Hans Sarpei oder auch "Endlich Klartext" mit Abdelkarim, fanden nur wenige Zuschauer. 

Weiter eine sichere Bank ist dagegen "Love Island", das RTLzwei zuletzt erstmals vier Wochen lang zeigte. Das ließ die Marktanteile im Schnitt zwar etwas sinken, mit durchschnittlich fast acht Prozent Marktanteil in der Zielgruppe lief es dennoch gut. Geendet ist die letzte Staffel übrigens mit einem Zuschauer-Rekord. In diesem Sommer will man trotz Corona, und auch anders als die Briten, ebenfalls eine Staffel umsetzen. Recht gute Quoten erzielte RTLzwei zudem mit zwei Neustarts, die es bislang aber nur auf wenige Ausgaben brachten: "Deutschland - Deine Schulden" und "Prominent und obdachlos" liefen zufriedenstellend. Auch die neuen Folgen von "Promis auf Hartz IV" kann man als soliden Erfolg verbuchen. 

Neuer Name, alter Status: RTLzwei bleibt Vollprogramm

Und auch die Sendungen mit den Promi-Familien laufen weiterhin erfolgreich. Egal ob Geissens, Katzenbergers, Reimanns oder Wollnys - alle holen gute Quoten. Die "Wollnys" hatten im Herbst zwischenzeitlich sogar mal einen echten Höhenflug. Angesichts derartiger Erfolge läge es nahe, das Genre auszubauen. Allerdings ist es RTLzwei auch in der abgelaufenen TV-Saison nicht gelungen, eine neue Promi-Familie zu finden - und so bleibt für den Sender zu hoffen, dass die Etablierten es auch in den nächsten Monaten richten werden. 

Etwas mehr dürfte man sich womöglich bei der letzten "Game of Thrones"-Staffel vorgestellt haben, die im Free-TV ja exklusiv bei RTLzwei lief. Von dem Hype, den es im Bezahlfernsehen gab, hat man in Grünwald jedenfalls wenig gespürt. Die Quoten lagen dennoch über dem Senderschnitt. Ganz im Gegensatz zu denen von "The Walking Dead". Bei der Zombie-Serie ist die Luft inzwischen raus - das ist aber nicht die Schuld von RTLzwei, sondern die der Macher. Für den Serienbereich sind die Aussichten somit nicht gerade rosig.

Und so bleiben am Ende von der TV-Saison 2019/20 zwei Sachen in Bezug auf RTLzwei hängen, die eigentlich gar nicht so viel mit dem Programm zu tun haben. Zum einen hat der Sender im Herbst seinen Namen geändert - oder zumindest angepasst. Aus RTL II wurde damals RTLzwei. Wenig später wurde bekannt, dass RTLzwei ein Vollprogramm bleiben darf. Das hatten die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) und die zuständige Landesmedienanstalt, die LPR Hessen, so entschieden. Zuvor hatten die Medienhüter das Programm auf die Anzahl der fernsehpublizistischen Inhalte durchleuchtet - Grund dafür war die vorausgegangene Verlegung und Kürzung der "RTLzwei News". Die Maßnahmen haben der Nachrichtensendung übrigens nicht gut getan, die Anzahl der Zuschauer ist deutlich zurückgegangen und auch die Marktanteile sind spürbar gesunken. Das dürfte aber niemanden in Grünwald ernsthaft überraschen.