Konzerne wie ProSiebenSat.1 oder die Mediengruppe RTL Deutschland als Fernsehhäuser zu bezeichnen, greift längst nicht mehr weit genug. Die Medienhäuser haben diversifitiert, einerseits mit Investments abseits des medialen Geschäfts aber eben auch darin. Die Mediengruppe RTL Deutschland ist so längst Absender von Fernsehen, Streaming-Diensten, Online-Angeboten, Podcast-Angeboten und Radiosendern - und als solcher Teil der Bertelsmann Content Alliance und werbeseitig Ausgangspunkt des Bertelsmann-Vermarktungsverbunds Ad Alliance.

Karin Immenroth als Marktforscherin zu bezeichnen, greift dabei ebenso nicht weit genug. Seit Oktober vergangenen Jahres ist die Kommunikationswissenschaftlerin Chief Data and Analytics Officer der Gruppe. Sie wechselte im Herbst 2019 von der Spitze der GroupM-Forschungstochter M-Science, die Karin Immenroth aufgebaut hat, zu den Kölnern. Und damit nach acht Jahren auf Mediaagentur-Seite zurück in die Medien, die sie bis 2011 bei Burda Forwards Forschungssparte kennen und schätzen lernen durfte.


 
Immenroths noch junges Competence Center bei der RTL-Mediengruppe mit Forschungs- und Daten-Experten ist seit ihrem Start von 80 auf rund 110 Mitarbeiter angewachsen. Ein Plus, das die Bedeutung des Immenroth-Ressorts "Data & Audience Intelligence" im Konzern widerspiegelt: "In meinen Händen liegt unter anderem das strategische Projekt, eine tragfähige und zukunftsorientierte Daten-Infrastruktur aufzubauen – eine Straße, die uns zu einer Stadt bringt, die unsere künftige Datenbasis sein wird“, betont die Managerin.

Vor allem die "Wechselwirkungseffekte zwischen der Nutzung unserer linearen TV-Sender und der eigenen Streaming-Plattform TV Now" will das Team Immenroth sichtbarer machen. Es fußt auf fünf Säulen: Audience Measurement & Data Management, Data Science & Technology, Audience & Content Research, Advertising Research & Media Consulting sowie Data Strategy & Business Analytics. Für diese Aufgaben fiel die Wahl des Headhunters im vergangenen Sommer auf Karin Immenroth.

Die gebürtige Münchnerin hat die zentrale Aufgabe in der Umbauphase des Unternehmens sehr gern angenommen hat. Sie hat über Jahre auf Media-Seite bei Mediaplus und der GroupM alle Mediengattungen betreut, nach Bedürfnissen der verschiedensten Kunden Analysen erstellt und diese beraten. Immenroth berichtet jetzt bei der Mediengruppe an Matthias Dang, Geschäftsführer Vermarktung, Technologie & Daten der Mediengruppe RTL Deutswchland - der Branche bekannt als der oberste Sales-Chef der Senderfamilie. Doch die Daten, die Immenroth "erlebbar" macht, dienen nicht nur dem Vermarktungsbereich. Ihr Team "bedient" die ganze Mediengruppe RTL sowie auch das Verlagshaus Gruner + Jahr.

"Ich unterfüttere unter anderem auch das Bauchgefühl der Programmmanager im Haus mit Daten, wenn es etwa um Planung oder Einkauf von Formaten geht", erklärt sie. Daher tauscht sich die gebürtige Münchnerin unter anderem auch regelmäßig mit RTL-Geschäftsführer Jörg Graf, TV-Now-Geschäftsleiter Henning Tewes, und Vox-Chef Sascha Schwingel aus.

20 Jahre wurde gegen Print geforscht, jetzt neu gedacht

Der bei der Mediengruppe neu geschaffene Posten des Data and Analytics Officers ist so platziert, dass eine Schnittstelle für alle Daten der Anfang 2019 gestarteten Bertelsmann Content Alliance entstehen kann. Diese umfasst zusätzlich zum Bewegtbild- und Audio-Reich rund um die Marke RTL auch etwa die Zeitschriften von G+J in Hamburg. Die Folge: Wo zuvor in Köln 20 Jahre lang eine Mannschaft in Fernsehkategorien gedacht und eher gegen Print geforscht oder argumentiert hat, müssen nun die diversen Gattungen der neuen Medienfamilie zentral begleitet, Analysen in Bezug gesetzt und aufbereitet werden. "Wir brechen mit alten Kulturen, es greift alles ineinander", erklärt Karin Immenroth.



So offen, wie sich das Unternehmen seit dem vergangenen Jahr in alle Medienrichtungen zeigt, so zugänglich sei die Mediengruppe RTL Deutschland auch als Arbeitgeber für die verschiedensten Talente geworden. An Karin Immenroth berichten unter anderem Neurophysiker oder auch Biochemiker - Spezialisten, die beispielsweise den Sektor Data Science bereichern. Wo Daten zur neuen Währung werden, braucht das Fernsehen eben den Wissenstransfer aus der Welt der Analyse. Als hilfreich im neuen Job empfindet es die Daten-Kennerin, dass sie - neben ihrem Faible für Statistik - mit der Medienbranche seit ihrer Studienzeit bestens vertraut ist. Es sei schon etwas Besonderes, Daten für eine kreative Branche aufzubereiten, betont Karin Immenroth.

Tempo ist angesagt: Bis zum Herbst soll die geplante Daten-Infrastruktur stehen, um rund um die Inhalte der Bertelsmann Content Alliance aus dem Vollen schöpfen zu können. Bereits jetzt werden Analysen über den Verbund hinweg Hand in Hand erstellt und mit ihrem Absender veröffentlicht. Doch nach Ausgestaltung des modernen Datenbereichs verspricht Karin Immenroth "State-of-the-Art-Produkte" der Medienanalyse, um die sich rasch wandelnden Interessen des Publikums über alle Kanäle hinweg treffsicher beschreiben zu können. Sie beschwört "die Macht der Daten", wenn sie von der Gruppe erst einmal aus einer Hand zugunsten von Zuschauern, Nutzern und Werbewirtschaft eingesetzt würden. Was Karin Immenroth dabei besonders wichtig ist? "Ich versuche, alle in der neuen Familie mit Daten glücklich zu machen."