Es hat sich etwas verändert. Zu diesem Eindruck werden Fans von "Verbotene Liebe" schnell gelangen, wenn sie sich jetzt, fünf Jahre nach dem Serien-Aus in der ARD, die Fortsetzung beim Streamingdienst TVNow ansehen - nicht nur, weil diese mit dem Zusatz "Next Generation" versehen ist. Das fängt schon beim Vorspann an: Zwar ist der prägende Titelsong geblieben, doch er klingt jetzt nach Moll und kommt damit auf einmal mysteriös und geheimnisvoll daher.

Und dann sind da natürlich die Protagonisten, die nur noch teilweise etwas zu tun haben mit dem Cast früherer Folgen, auch wenn die Macher bewusst auch auf bekannte Gesichter wie Claudia Hiersche, Wolfram Grandezka oder Jo Weil setzen. Am sichtbarsten wird der Neuanfang durch die Verpflichtung von Heinz Hoenig. Einst einer der Stars bedeutender Filme wie "Das Boot", "Der große Bellheim" oder "Der König von St. Pauli", übernimmt der 69-Jährige jetzt eine der Hauptrollen in der nun als Weekly angelegten Soap - eine überraschende Verpflichtung, die im Sommer nicht nur Soap-Fans aufhorchen ließ.

Simon Müller-Elmau © UFA Fiction Simon Müller-Elmau
"Wir erzählen eine neue 'Verbotene Liebe', eben eine „Next Generation" mit neuen Figuren, neuen Welten und binden beliebte und altbekannte 'VL'-Gesichter wie beispielsweise Ansgar von Lahnstein mit ein", sagt Produzent Simon Müller-Elmau von UFA Serial Drama. Weitererzählt wird nur ein offener Handlungsstrang. "So stellen wir sicher, dass sowohl die Fans der Serie auf ihre Kosten kommen als auch neue TVNow-Zuschauer, die noch keinen Bezug zu 'Verbotene Liebe' haben, nichts verpasst haben und von Beginn an problemlos einsteigen können."

Neu ist die Welt des Mode-Imperiums der Familie Verhoeven, um das sich "raffinierte Intrigen, dunkle Geheimnisse und leidenschaftliche Liebesgeschichten" spannen, wie der TVNow ankündigt. Dass der einstige ARD-Dauerbrenner ausgerechnet hier sein Comeback feiern würde, kam unerwartet, ergibt aber durchaus Sinn, immerhin scheinen sich die Wiederholungen alter Folgen bei TVNow oder auch dem Pay-TV-Sender RTL Passion vergleichsweise großer Beliebtheit erfreut zu haben. Hilfreich ist sicher auch, dass der Streamingdienst, den die Mediengruppe als "Mainstreamer" etablieren will, mit Blick auf die Fanbase nicht bei Null anfangen muss.

Verbotene Liebe - Next Generation © TVNOW / Julia Feldhagen Ansgar von Lahnstein (Wolfram Grandezka), Carla von Lahnstein (Claudia Hiersche), Charlie Schneider (Gabriele Metzger), Oliver Sabel (Jo Weil)

Die zu der Fortsetzung sei jedoch bereits mit dem Ende der Serie in der ARD geboren und über die vergangenen fünf Jahre intensiv verfolgt worden, erzählt Simon Müller-Elmau. "Die Strahlkraft der Marke ist ungebrochen und die vielen Fanreaktionen und -wünsche, 'Verbotene Liebe' nicht sterben zu lassen, waren unsere Motivation." Die Erwartungen der Fans sind durchaus groß, schließlich genießt die Serie, die in ihren Spitzenzeiten mehr als drei Millionen Zuschauer unterhielt, bis heute Kultstatus. 

"Die großen Themen der Weltliteratur"

Zu den größten Fans zählte erstaunlicherweise die Bestseller-Autorin Elke Heidenreich, die einst einen langen Artikel in der "Süddeutschen Zeitung" verfasste, um der Trauer um das Ende der Soap Luft zu machen. "Es wird entsetzlich", mutmaßte sie damals und verglich "Verbotene Liebe" gar mit großen Schriftstellern. "Tolstoi, Flaubert, Balzak, Dickens, sie haben einige ihrer Romane als Fortsetzungsromane für Zeitungen geschrieben - nichts anderes passiert hier: der große Fortsetzungsroman in täglichen Häppchen." Es gehe um Themen wie Ausländer, Schwulenliebe oder Inzest. "Da sind sie, die großen Themen der Weltliteratur, der Opern, der Menschen schlechthin."

Ein Stück weit macht die Serie jetzt dort weiter, wo sie aufgehört hat - als Weekly, auch wenn dies zuletzt keine erfolgreiche Phase darstellte. Verglichen mit einer Dailysoap geht damit auch eine andere Erzählweise einher. "Die Daily-Zuschauer sehen nicht unbedingt alle fünf Folgen in einer Woche und konsumieren ihre Serie auch mal 'nebenbei'", sagt Produzent Simon Müller-Elmau gegenüber DWDL.de. "Inhaltlich bedeutet das, den Zuschauer immer wieder abzuholen, ihm den Wiedereinstieg zu erleichtern, die Handlung darf nicht zu schnell voranschreiten."

Bei einer Weekly, ganz besonders aber bei einem Streamingportal lasse sich der Zuschauer "viel intensiver auf die Handlung und die Entwicklung der Figuren ein", so Müller-Elmau. "Man kann tiefer in die Figuren schauen, die Storys mit mehr Tempo und Spannung vorantreiben. Dem Format tut das ungemein gut." Nun müssen nur noch die Abonnenten von TVNow mit der neuen "Verbotenen Liebe" warm werden. Nur zehn Folgen sind zunächst produziert worden, was gemessen an den mehr als 4.000 Episoden, die zwischen 1995 und 2015 im ARD-Vorabendprogramm ausgestrahlt wurden, allenfalls einem Wimpernschlag gleichkommt.

Und danach? "Unbedingt!", antwortet Simon Müller-Elmau entschlossen auf die Frage, ob weitere Geschichten der neuen Generation denkbar sind. "Folge 10 endet mit einem grandiosen Cliffhanger und unsere Ideen für eine Fortsetzung sind schon weit gediehen." Elke Heidenreich dürfte das gerne hören.

Neue Folgen von "Verbotene Liebe - Next Generation" erscheinen montags bei TVNow.