Die Geschwindigkeit, in der das arktische Eis schmilzt, ist rasant. Mitte September, so war zu lesen, verlor alleine der größte Gletscher der Arktis durch einen Abbruch eine Fläche in der Größe von Paris - und erst kürzlich gewährte eine aufwendige ARD-Dokumentation einen Einblick in diese faszinierende Welt. Jetzt legt der Pay-TV-Sender National Geographic nach. "The Last Ice - Rettung für die Arktis" nennt sich die Dokumentation, die vom Überlebenskampf der Inuit berichtet. Und auch wenn davon auszugehen ist, dass die öffentliche Aufmerksamkeit für den Film nicht annähernd so groß sein wird wie das kürzlich bei der UFA-Produktion der Fall war, so zählt "The Last Ice" für den Pay-TV-Sender zweifelsohne zu den programmlichen Höhepunkten dieses Jahres.

"Der Dokumentarfilm veranschaulicht in bildgewaltigen Kamerafahrten und ergreifenden Interviews mit Vertretern der Inuit, traditionellen Jägern und Umwelt-Aktivisten, wie dramatisch die Veränderungen durch den Klimawandel auf die Kultur und Lebensweise der circa 100.000 Inuit schon heute sind", erzählt André Lentzen, der als Senior Programm Planning Manager beim der deutschen Walt Disney Company für das Programm von National Geographic verantwortlich zeichnet. "Darüber", sagt er weiter, "wird leider nicht häufig genug berichtet, denn auch in Zeiten von Corona steht der Klimawandel und die Bedrohung einzelner Kulturen nicht still."

Für das deutsche Publikum ist "The Last Ice" wie gemacht. "Unsere Zuschauer begeistern sich besonders für Edutainment-Themen, die tief in der DNA von National Geographic verankert sind", betont Lentzen. Gemeint ist eine Mischung aus Wissenschaft, Abenteuer, Forschung und einem Entdeckergeist, der typisch sei für die Programme des Doku-Kanals. "Vor allen Dingen erfreuen sich Programme rund um Raumfahrt, Archäologie und Geschichte großer Beliebtheit", antwortet der Programmchef auf die Frage, welche Themen gut funktionieren. "Weniger erfolgreich sind hingegen Formate, die gesellschaftspolitische und US-spezifische Themen aufgreifen."

The Last Ice - Rettung für die Arktis © National Geographic Society/Nic Donnelly Die Dokumentation "The Last Ice - Rettung für die Arktis" wurde über vier Jahre in Kanada und Grönland gedreht.

Klar ist: Der deutsche Ableger von National Geographic ist in erster Linie davon abhängig, was international produziert wird. Produktionen, die vorwiegend für den deutschen Markt entstehen, sind die Ausnahme, auch wenn André Lentzen gegenüber DWDL.de unterstreicht, dass Eigenproduktionen ein "wichtiger Bestandteil" der Programmstrategie seien, "denn natürlich möchten wir unseren Zuschauern auch lokalen Content liefern". Tatsächlich gab es in den vergangenen Jahren immer wieder vereinzelte Programme wie "Eisernes Erbe - Bomben unter Deutschland" oder "Einsatz Hamburg Hafen - Im Visier des Zolls", die den Weg ins Programm fanden.

"Die Jagd nach Hitlers Uranwürfeln" ist die aktuelle Eigenproduktion, deren Ausstrahlung ursprünglich noch in diesem Jahr erfolgen sollte. Wegen der Corona-Maßnahmen kam es jedoch zu Produktionsverzögerungen, sodass die Dokumentation wohl erst 2021 fertig sein wird. Eine weitere Eigenproduktion ist darüber hinaus schon in Planung, kündigt der Programmchef der Disney Company an, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Nur so viel: Sie werde "ein sehr aktuelles und lokal relevantes Thema" beleuchten.

Lineare TV-Nutzung "etwas rückläufig"

Doch wie wichtig ist das klassische Pay-TV eigentlich noch für einen Sender wie National Geographic angesichts der rasant wachsenden Relevanz von Streaming? Hier übt sich André Lentzen im Spagat, schließlich arbeitet sein Haus einerseits mit Partnern zusammen, betreibt andererseits mit Disney+ aber auch selbst eine zunehmend populäre Plattform. "All unsere Verbreitungswege haben einen hohen Stellenwert und unterstützen sich in ihrer Funktion gegenseitig. Jeder einzelne Distributionskanal bietet die Möglichkeit, unsere verschiedenen Angebote optimal auf die jeweiligen Zielgruppen zuzuschneiden", sagt Lentzen.

Als Beispiel nennt er ein neues non-lineares On-Demand-Angebot, das man mit Sky und Blue, dem ehemaligen Teleclub, implementiert habe, um den Nutzern die Suche nach persönlichen Interessen zu erleichtern. "Dadurch können sie noch tiefer in einzelne Themenbereiche eintauchen." Grundsätzlich lasse sich beobachten, "dass die lineare TV-Nutzung etwas rückläufig ist und einige Inhalte non-linear besser 'funktionieren' als auf linearem Wege", so André Lentzen. "Eine signifikante Kannibalisierung ist jedoch nicht festzustellen - vielmehr unterstützen und befruchten sich die unterschiedlichen Verbreitungswege gegenseitig."

"The Last Ice - Rettung für die Arktis" läuft am Freitag um 22:40 Uhr bei National Geographic