Bereits im Sommer hat Vox mit der Ankündigung einer neuen Quizshow überrascht. Schon damals war klar, dass Martin Rütter das Format in der Primetime moderieren soll. Und auch wenn der Titel der Show, "Die Rote Kugel", in der Zwischenzeit bekanntgegeben wurde, blieb bislang vieles unklar rund um die von Endemol Shine Germany produzierte und im Sender entwickelte Show. In jedem Fall ist es eine Premiere: Schon seit vielen Jahren hat sich Vox nicht mehr an einem Quizformat in der Primetime probiert - ab Februar 2021 werde vier zweistündigen Ausgaben der "Roten Kugel" dann schließlich beim Sender zu sehen sein. 

Auf welchem Sendeplatz Vox das Format zeigt, ist derzeit noch unklar. Da will man sich in Köln noch nicht zu früh in die Karten schauen lassen. Ansonsten waren Martin Rütter, Vox-Unterhaltungschefin Kirsten Petersen und Endemol-Shine-Germany-Chef Fabian Tobias am Dienstag bei der Vorstellung des Formats redefreudiger. Er selbst sei verspielt und sitze gern in Quizshows, ließ "Hundeprofi" Rütter wissen. Und auch wenn er sagte, er habe die deutsche Quizlandschaft immer gemocht, erklärte Rütter auch: "Mir hat etwas gefehlt."

Und für alle Zuschauer, denen es auch so geht, soll "Die Rote Kugel" eine Quiz-Alternative sein. Tatsächlich unterscheidet sich das Vox-Format sehr deutlich von vielen anderen A/B/C/D-Quizshows im deutschen Fernsehen. Der auffälligste Unterschied ist vielleicht die Art, wie gefragt wird. Es gibt nämlich keine schriftlichen Fragen, sondern Bilder, die die Kandidatenpaare dann vervollständigen müssen. Da ist beispielsweise ein ICE abgebildet und die Quiz-Teilnehmer haben vier verschiedene rote Linien zur Auswahl, die sie via Touch-Display auf den Zug schieben können - und welches Design ist nun das korrekte? 

Wenn du nur RTLzwei schaust, wirst du hier nicht bestehen.
Martin Rütter

Man wolle die Zuschauer ins Boot holen und sei daher auch sehr visuell, sagt Moderator Rütter. Die Fragen werden mit der Zeit immer schwerer, irgendwann spielt auch die Zeit eine Rolle. Und neben den Bilderrätseln sind auch Audio- und Bewegtbild-"Fragen" geplant. "Wir Fernsehmachen vergessen manchmal, dass das Fernsehen ein sehr visuelles Medium ist", so Fabian Tobias. Die Show sei ein "visueller Eye Catcher". Das sieht man auch am Setting des Studios: Die Kandidaten-Duos sitzen Martin Rütter auf einem großen Schlitten gegenüber, der sich immer weiter von einem Loch im Boden wegbewegt, wenn es in die nächste Spielrunde geht. 

Und da wird es auch inhaltlich spannend: In "Die Rote Kugel" geht es nämlich nicht nur darum, Fragen richtig zu beantworten. Das erspielte Geld wandert dann in einen Jackpot und kann erst dadurch gesichert werden, indem die Kandidaten eine rote Kugel in das Loch im Boden befördern. Das wird mit zunehmender Entfernung natürlich immer schwieriger. Auch bei einer falschen Antwort ist bei der "Roten Kugel" nicht zwangsläufig Schluss: Können die Kandidaten im Anschluss einlochen, geht es für sie weiter. Haben sie keine Kugeln mehr übrig, sind sie raus. Die zehnte und letzte Frage muss schließlich korrekt beantwortet werden, sonst ist der Hauptgewinn in Höhe von bis zu 100.000 Euro nicht drin. 

Bei der Premiere vor Journalisten funktionierte die Technik am Dienstag noch nicht völlig reibungslos. Da dauerte es manchmal sehr lange, bis sich der Schlitten in Bewegung setzte, die Kugeln kamen nicht wie geplant angerollt und die Touch-Displays zeigten auch immer wieder ein paar Wackler. Da die Aufzeichnungen zu den vier Ausgaben aber schon laufen, ist davon auszugehen, dass Vox diese Problemchen bereits abgestellt hat. 

Das Studiopublikum wird fehlen

"Die Rote Kugel" wirkt auf den ersten Blick wie gemacht für Studiopublikum, das in Normalzeiten wie in einer Arena um den Schlitten herum sitzen würde. Vor allem in den Kugel-Runden wären die Kandidaten wohl noch etwas angespannter, wenn hinter ihnen 400 Menschen sitzen würden. Wegen Corona gibt es aber natürlich keine Zuschauer im Studio - was auch Fabian Tobias nicht glücklich macht. "Wir vermissen das Publikum. Bei einer neuen Show wie dieser ist es besonders schmerzlich", erklärte er und zeigte dennoch Verständnis. 

Ein internationales Vorbild gibt es für "Die Rote Kugel" übrigens nicht. Entstanden ist die Idee intern bei Vox, entwickelt wurde sie dann gemeinsam mit den Kollegen von Endemol Shine Germany. Auch das macht es spannend: Wird Vox mit einer Quiz-Eigenproduktionen tatsächlich einen Erfolg landen? Mit eigenproduzierte Fiction tat man sich in der jüngeren Vergangenheit ja eher schwer. "Vox steht nicht per se für Quizshows, wir sind aber offen für gute Ideen", sagt Unterhaltungschefin Kirsten Petersen. Martin Rütter verwies am Dienstag zudem immer auf eine gewisse Portion "Bauernschläue", mit der man schon einige Runden weit kommen könnte. Man müsse nicht in Harvard studiert haben, so Rütter, der aber sofort hinzufügte: "Wenn du nur RTLzwei schaust, wirst du hier nicht bestehen." Ab Februar muss die Vox-Quizshow aber erst einmal selbst bestehen - und das nicht zuletzt auch gegen RTLzwei.