"Alle Beteiligten haben sich gegenseitig versprochen, einen langen Atem zu haben. Da kann man nicht nach ein paar Wochen einen Strich drunter ziehen und sagen: Das war’s." Das hat Matthias Opdenhövel vor wenigen Wochen im DWDL.de-Interview zum Start des neuen "Zervakis & Opdenhövel. Live." gesagt. Und vermutlich wird man in Unterföhring gewusst haben, wie schwierig die Mission wird, ein Infotainment-Magazin am Montagabend in der Primetime zu etablieren. 

Und während sich die Sendung inhaltlich durchaus sehen lassen kann mit ungewohnten Gästen und spannenden Ansätzen, die es so nicht auch bei allen anderen Magazinen gibt, waren die Quoten bislang desaströs. Alle drei bislang gezeigten Ausgaben erreichten weniger als eine halbe Million Menschen, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei bislang stets bei weniger als fünf Prozent.

ProSieben gibt Primetime-Garantie über 2021 hinaus

Und auch wenn man sich beim Sender einen langen Atem versprochen hat - wenn die Quoten plötzlich so schlecht sind und damit ganz konkrete wirtschaftliche Ausfälle drohen (kein Werbekunde mag niedrige Reichweiten), stellt sich die Frage, wie ernst man es mit dem Versuch meint, ein neues Magazin zur besten Sendezeit zu etablieren. Gegenüber DWDL.de stärkt ProSieben den Macherinnen und Machen den Rücken. Sendersprecher Christoph Körfer, zugleich stellvertretender ProSieben-Geschäftsführer, sagt: "Wir planen mit ‘Zervakis & Opdenhövel. Live.‘ am Montag auch 2022 in der Primetime. Uns war und ist klar, dass es Zeit braucht, um ein neues Journal zu etablieren. Matthias Opdenhövel hat im DWDL.de-Interview schon vor dem Start betont: 'Die Sendung wird sich wöchentlich weiterentwickeln.' Und ProSieben nimmt sich die Zeit, um #ZOL weiterzuentwickeln."

Ursprünglich waren von dem Magazin 15 Ausgaben angekündigt worden. Die Zukunft des von Redseven Entertainment produzierten Formats war also schon vor dem Start bis kurz vor Weihnachten gesichert. Dass sich ProSieben nun aber so weit aus dem Fenster lehnt und auch eine Fortsetzung im kommenden Jahr in der Primetime ankündigt, kommt angesichts der miserablen Quoten überraschend - es ist aber auch ein starkes Zeichen, dass man an das Projekt glaubt.

 

"ProSieben nimmt sich die Zeit, um #ZOL weiterzuentwickeln."
ProSieben-Sprecher Christoph Körfer

 

Anscheinend meinen es die Verantwortlichen also ernst mit der Info-Offensive. Und doch stellt sich die Frage, weshalb "Zervakis & Opdenhövel. Live." bislang überhaupt nicht funktioniert. Über mögliche Erkenntnisse der ersten Ausgaben will sich ProSieben zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. Gleichwohl scheint rückblickend klar, dass der Start-Zeitpunkt alles andere als glücklich gewählt war. Zervakis und Opdenhövel starteten mitten in der heißen Wahlkampfphase, wo auch die Öffentlich-Rechtlichen mit vielen Info-Programmen aufwarteten und damit besonders viele junge Menschen überzeugten. 

"Zervakis & Opdenhövel. Live." tat sich in dieser Konkurrenz sehr schwer, weil man den Wahlkampf nicht zum Hauptthema machte, sondern auf andere Themen setzte. Die waren aber wohl bei den Zuschauerinnen und Zuschauern so kurz vor der Wahl schlicht nicht so sehr gefragt. Entweder hätte man also deutlich früher vor der Wahl starten müssen, um der heißen Wahlkampfphase aus dem Weg zu gehen - oder eben nach der Wahl. Die Tatsache, dass Deutschland nun gewählt hat, ist auch eine Chance für ProSieben, dass in den kommenden Wochen und Monaten mehr Menschen das Format für sich entdecken. 

Baustellen wohin das Auge reicht

Die Probleme am Montagabend sind aber nur eine Baustelle, die Senderchef Daniel Rosemann hat. Derzeit sieht es so aus, als würde der Start in die neue TV-Saison völlig schiefgehen. ProSieben steht bis einschließlich zum 27. September bei einem Monatsmarktanteil in Höhe von 7,4 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Damit liegt der Sender nur noch einen halben Prozentpunkt vor Sat.1 und sowohl hinter Vox als auch dem Ersten. Beendet ProSieben den Monat bei diesem Wert, wäre es für den Sender der schlechteste Saisonstart seit mindestens 20 Jahren - und auch generell einer der schwächsten Monate überhaupt. Insgesamt kommt ProSieben auf 3,2 Prozent - und liegt damit sogar hauchdünn hinter Kabel Eins. 

Blickt man auf das ProSieben-Programm im September, offenbaren sich einige Gründe für die derzeit so schlechten Quoten. Neben "Zervakis & Opdenhövel. Live." taten sich auch die "ProSieben-Bundestagswahlshows" in der Summe eher schwer. Auch hier konnte man Kritiker überzeugen, die Menschen vor den TV-Geräten aber nur bedingt. Und auch eine Doku zum Hass in der Gesellschaft war zwar aller Ehren wert, erzielte aber nur sehr magere Quoten. Es sind also auch die Info-Programme, die ProSieben derzeit sehr zu schaffen machen - aber nicht nur. 

Zwei Lichtblicke im Oktober

Denn auch in der Unterhaltung gab es zuletzt auffällig viele Problemzonen. "How Fake Is Your Love" wurde bereits nach einer Folge in die Nacht verbannt, "Beauty & The Nerd" endete mit desaströsen Quoten und auch die "Job-Touristen" machen ihre Sache derzeit eher schlecht als recht. Hinzu kommt, dass die Filme am Freitag im September meist ziemlich schlecht liefen und auch die Serien am Mittwoch tun sich, wenn sie denn gezeigt wurden und nicht durch eine Wahlsendung aussetzen mussten, schwer. 

Immerhin einige Lichtblicke gibt’s bei ProSieben: Im Oktober starten mit "The Voice of Germany" und "The Masked Singer" zwei in der Regel quotenstarke Formate in die neue Staffel. Das dürfte die Quotensorgen zumindest am Donnerstag- und Samstagabend lindern - und für Moderator Matthias Opdenhövel ganz persönlich gibt's dann sehr wahrscheinlich auch wieder gute Quoten-News. Eine Lösung für die Probleme an den anderen Tagen sind die beiden Shows aber nicht. Vor allem nicht für das wöchentliche Live-Journal, für das sich Opdenhövel und Linda Zervakis in den kommenden Wochen kräftig werden strecken müssen, um halbwegs annehmbare Quoten zu erzielen. Es wird ein langer Weg - noch aber sind die Reihen in Unterföhring geschlossen.