In der Geschichte des Fernsehens ist es durchaus schon das ein oder andere Mal vorgekommen, dass zwei Produktionsfirmen unabhängig voneinander an einem Thema sitzen und es verfilmen. So war es auch im Jahr 2017, als innerhalb von wenigen Wochen sowohl Constantin Television als auch UFA Fiction Projekte rund um das Berliner KaDeWe ankündigten. Für Außenstehende bei einer solchen Konstellation besonders interessant: Wer bringt sein Projekt wo unter? Wer setzt den Stoff wie um? Und welche Serie ist am Ende besser? 

In diesem Fall kam alles ganz anders. 

Rund eineinhalb Jahre, nachdem die beiden Produktionsfirmen ihre Projekte angekündigt hatten, wurde bekannt, dass sie sich zusammengetan hatten, um gemeinsam an einer Serie zu arbeiten. Das hatte es zuvor noch nie gegeben: Die zwei großen Produktionshäuser bündeln ihre Kräfte, um sich nicht gegenseitig Konkurrenz zu machen, sondern um gemeinsam etwas Neues zu schaffen. 

Sarah Kirkegaard © Constantin Film/Kopf & Kragen Fotografie Sarah Kirkegaard
"Bei der Constantin-Tochter Moovie steckten wir bereits mitten in der Entwicklung, als wir erfuhren, dass die UFA ebenfalls die Geschichte des KaDeWe als historische Miniserie verfilmen will. Mein erster Gedanke war: Bitte, nicht schon wieder", sagt Constantin-Produzentin Sarah Kirkegaard im Gespräch mit DWDL.de. Wenn sich zwei große Unternehmen mit einer ähnlichen Zielsetzung um ein und denselben Filmstoff ein Wettrennen liefern, würde das "erfahrungsgemäß auf Kosten beider Projekte", sagt Kirkegaard. Und Benjamin Benedict, Executive Producer UFA Fiction sowie Geschäftsführer der Produktionsfirma, ergänzt, er sei kein Fan davon, zeitgleich an dem gleichen Stoff zu arbeiten wie jemand anders. "Oft hat sich in solchen Fällen in der Vergangenheit gezeigt, dass dies zumindest für eines der Projekte nicht so glücklich war."

Benjamin Benedict © UFA Benjamin Benedict
Zur Zusammenarbeit kam es dann nach einem Treffen von Benjamin Benedict und Oliver Berben, der nicht nur Executive Producer bei diesem Projekt ist, sondern auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG. Auf der Mipcom in Cannes habe man ein "enthusiastisches Gespräch" geführt, sagt Benjamin Benedict. "Der Tenor von uns allen war: Warum machen wir es diesmal nicht anders? Lasst uns den überraschenden Schritt gehen und ein gemeinsames Projekt aufsetzen, bei dem wir die Kräfte verbinden. Das sollte auch ein Zeichen sein, neue Wege zu beschreiten", so der UFA-Produzent. Sarah Kirkegaard bezeichnet das als "Befreiungsschlag". Das zeigt schon sehr gut, wie groß die Bedenken waren, als noch zwei unterschiedliche Projekte im Raum standen. Es sei jedoch klar gewesen, dass es für beide Seiten kein "business as usual" sein werde, so Kirkegaard.

Weitere Zusammenarbeit denkbar? 

Mit dem Ergebnis ist man nun auf beiden Seiten zufrieden. "Die Zusammenarbeit hat bemerkenswert gut funktioniert, was vielleicht auch daran liegt, dass wir alle in der Vergangenheit in verschiedenen Konstellationen miteinander gearbeitet haben", sagt Alicia Remirez, die auf Seiten von Constantin ebenfalls als Produzentin verantwortlich zeichnet. Zudem seien die Zuständigkeiten klar formuliert gewesen: Constantin hatte die Federführung in der Hand. "Benjamin Benedict hat sich deswegen kein bisschen weniger eingebracht, im Gegenteil", so Remirez. Benedict selbst lobt neben den Kolleginnen von Constantin auch die Regisseurin Julia von Heinz, den Cast und den Writers Room. Und letztlich habe das Projekt auch gezeigt, "dass wir mehr denn je in Zeiten leben, die nach innovativen und vielfältigen Modellen verlangen". Jedes Projekt brauche seinen eigenen Weg, so der UFA-Produzent. "Persönlich habe ich die partnerschaftliche Arbeit als große Bereicherung empfunden."

Alicia Remirez © Constantin Television Alicia Remirez
Mit einer großen Anzahl an weiteren Ko-Produktionen von UFA und Constantin ist trotz der guten Erfahrungen auf beiden Seiten dennoch eher nicht zu rechnen. In beiden Unternehmen würden "viel zu viele Projekte" entstehen, als dass man nach weiteren gemeinsamen Entwicklungen suche, sagt Alicia Remirez. "Dennoch: in einem wachsenden Markt sind Konstellationen möglich, die man früher für unmöglich gehalten hat."

Fortsetzung der KaDeWe-Serie möglich

Im Fall von "Eldorado KaDeWe" ist eine Fortsetzung der Partnerschaft jedenfalls nicht ausgeschlossen. Die Serie spielt rund um die Weltwirtschaftskrise und zu einer Zeit, in der die Nationalsozialisten ihren Aufstieg feierten. Denkbar sind durchaus weitere Staffeln, in denen dann andere Zeiträume im Mittelpunkt stehen, ähnlich wie es die ARD ja auch bei "Charité" gemacht hat. Genügend Geschichten rund um das Berliner Kaufhaus gäbe es sicherlich zu erzählen. 

"Natürlich bietet so ein besonderer Ort reichlich Stoff zur Verfilmung", sagt Sarah Kirkegaard. Dennoch sei die Serie keine historische Chronik, man konzentriere sich stattdessen auf die fiktionalen oder fiktionalisierten Schicksale, die im KaDeWe zusammenlaufen. "Und auch mögliche weitere Staffeln werden immer die Figuren in den Fokus nehmen, aus deren Sicht erzählt wird, wie sie ihre Zeit erleben: im KaDeWe, in Berlin." Auch Benjamin Benedict sieht "erzählerisch viel Stoff", will sich momentan aber ausschließlich auf die nun aktuelle Serie konzentrieren. 

Alle Folgen von "Eldorado KaDeWe" werden am Montag, den 27. Dezember, ab 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Bereits ab dem 20. Dezember steht die Serie in der ARD-Mediathek zum Abruf bereit.