Foto: Werner LauffVorerst auf Eis gelegt hat ProSiebenSat.1 die Pläne, sich an der Grundverschlüsselung durch die digitale Satellitenplattform Entavio zu beteiligen. Damit gibt das Unternehmen dem Druck des Kartellamtes nach, das in einem zeitgleichen Vertragsschluss von RTL und ProSiebenSat.1 eine unzulässige Marktabsprache sieht.

„Die schon seit Jahren bestehende Planung beider Sendergruppen, digitales Fernsehen zu verschlüsseln, um es gegen Entgelt zu vermarkten, legte immer den Verdacht nahe, dass es sich um eine abgestimmte Strategie handelt. Würde nur eine Sendergruppe die Verschlüsselung mit einer Freischaltgebühr einführen, müsste sie einen erheblichen Einbruch bei Zuschauern und Werbeeinnahmen befürchten", sagte Ulf Böge, Chef des Kartellamtes.

Eine generelle Absage an die Grundverschlüsselung sei dieser Schritt nicht, teilt ProSiebenSat.1 mit. Fraglich bleibt, wie die privaten Sender den Weg hin zu einem neuen Fernsehsystem, das den Voraussetzungen der digitalen Welt gerecht wird, weiter beschreiten wollen. Im Kabel ist die Grundverschlüsselung bereits auf dem Weg. Doch auf den Satelliten, die laut Fernsehpanel im vergangenen Jahr 37 Prozent der Fernsehhaushalte mit einem Signal versorgten, ist nun wieder alles offen.
 
 
"Klar ist, dass die Grundverschlüsselung kommen muss, damit das Fernsehen überlebensfähig bleibt. Die heutige Entscheidung ist eine Chance für den Neuanfang", sagt Unternehmensberater Werner Lauff (Bild) im Gespräch mit DWDL.de. Er merkt an, dass man durch die Art, wie man die Satelliten-Gebühr angegangen sei, einen Zustand herbeigeführt habe, der vom eigentlichen Thema etwas abgelenkt habe. "Aber an der Notwendigkeit, die Verschlüsselung jetzt zu etablieren ändert das nichts", so Lauff.
 
Ohne ein Mindestmaß an Absprache sei eine massenwirksame Grundverschlüsselung nicht zu realisieren, sagt Branchenkenner Lauff. "Die Grundverschlüsselung ist nicht machbar, ohne dass sich die Sender auf einen gemeinsamen Zeitpunkt verständigen. Eine Sendergruppe alleine kann die Grundverschlüsselung nicht etablieren", so der Experte
 
Man werde mit dem Kartellamt reden müssen, wie die Verschlüsselung auf dem Satelliten etabliert werden kann, ohne dass eine Sendergruppe die andere an die Wand drücke so Lauff. "Sollte es zu keiner Einigung kommen, muss man eventuell auch über eine Gesetzesänderung nachdenken, um den Übergang von einem Fernsehsystem, das wirtschaftlich nicht mehr überlebensfähig ist, auf ein anderes zu ermöglichen. Das Kartellrecht ist ja nicht das Grundgesetz", so Lauff.
 
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