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Es ist die Rede vom goldenen Zeitalter der Serie. Fiktionale Stoffe können dort in sechs, acht, zehn, manchmal sogar in 13 Folgen allein in einer Staffel erzählt werden. Charaktere haben Zeit und Raum sich zu entwickeln. "Man merkt schon deutlich im Moment, dass ein großer Teil der deutschen Fiction als Serie erzählt wird", berichtet etwa Gabriele Simon, Produzentin von "Ein Leben lang" aus dem Hause Flare Film. "Aber nicht jeder Stoff ist ein Serienstoff. Es gibt viele starke Geschichten, die lassen sich besser und effektiver in 90 Minuten erzählen."

 

Als preiswürdig erachtet hat die Jury des Deutschen Fernsehpreises in diesem Jahr neben "Ein Leben lang" auch noch die Fernsehfilme "Die Wannseekonferenz" und "Das weiße Schweigen". Und zumindest Nordfilm-Produzentin Kerstin Ramcke ("Das weiße Schweigen") hat Grund zum Optimismus: "Ich habe zwar den Eindruck, dass das Einzelstück sich in einem schwierigen Fahrwasser befindet, glaube aber trotzdem an eine Renaissance dieser 'kurzen' Form. In der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass sich Höhen und Tiefen bei den verschiedenen Formaten abwechseln. Das Zuschauerbedürfnis nimmt meines Erachtens wieder zu, neben Serien auch deutlich kürzere Formate konsumieren zu wollen", sagt sie.

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Großen Bedarf beim Publikum in Richtung abgeschlossener Einzelstücke macht auch Simon aus. "Noch gibt es die Sendeplatze dafür und ich hoffe sehr, dass es auch so bleibt." Friederich Oetker von der Constantin Television (Produzent der "Wannseekonferenz") sieht den Fernsehfilm nach einer langen Stärkeperiode der Serie gar wieder etwas mehr im Fokus. Trotzdem gelte weiter: "Konsekutiv erzählte Serien waren für weite Teile des Zuschauerspektrums ein Novum und sind gottlob nicht mehr wegzudenken."

Guten Mutes bezüglich größerer Vielfalt

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Oetker hofft auch auf auf eine Renaissance von Fernsehfilm-Genres wie Rom-Com, Thriller oder eben Historienfilmen: "Ich bin guten Mutes, dass es zu größerer Artenvielfalt beim Fernsehfilm kommt. Das Genre ist eine Möglichkeit, sich als Anbieter zu distinguieren, Profil zu schaffen." Mit Blick auf das derzeitige Programm dominiert – und das recht deutlich – aber noch der Krimi als 90-Minüter. "Tatsächlich ebbt die Krimi-Welle in Deutschland nicht ab. Und gerade Filme mit ’schwierigen’ Themen oder Stoffe, die nicht eindeutig einem Genre zuzuordnen sind, haben es in meinen Augen oftmals zu schwer", erklärt Gabriele Simon. Die Angst vor einem Misserfolg sei mitunter zu groß, ergänzt sie. Doch: "Die enorme Resonanz, den unser Film 'Ein Leben Lang' hatte, zeigt doch, wie groß die Neugier auf überraschende und bewegende Geschichten ist. Und genau hier sehen wir natürlich unsere Chance als Produzent*innen."



Einen Krimi-Trend, der sich über Jahrzehnte stabilisiert habe, beobachtet indes auch Kerstin Ramcke. "Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass sich andere Genres in wesentlich größerer Schlagzahl als bisher durchsetzen können. Das wäre zwar sehr wünschenswert, denn gerade von Seiten der Kreativen gibt es ein großes Bedürfnis nach mehr Variationen. Doch das Zuschauer-Verhalten zeigt immer noch eine deutliche Präferenz für die Krimi-Struktur", sagt sie – und mahnt Kreative zur Geduld.