Wie kalt der kommende Winter in Deutschland wird, ist wie immer im September noch vollkommen unklar. So sehr wie selten wird dieser Tage aber darauf gehofft, dass sich die knackig kalten Tage in Grenzen halten. Denn schon jetzt scheint sicher: Der kommende wird teuer und je nach Temperatur vielleicht sogar verdammt teuer. Die Energiekrise beschäftigt nicht nur Millionen von Privathaushalten, die in diesen Wochen von ihren Versorgen angeschrieben und mit einer Abschlagserhöhung konfrontiert werden, sondern natürlich auch die Medienbranche.

Sebastian Werninger © UFA Sebastian Werninger (UFA)
"Dass es Mehrkosten geben wird, ist ganz klar zu erwarten", erklärt Sebastian Werninger, Chef der Produktionsfirma UFA Fiction, im Gespräch mit DWDL.de. Die derzeitigen Mehrkosten alleine im Bereich Bau und Material würden mit zwischen 30 bis 50 Prozent zu Buche schlagen, rechnet der Fernsehmanager vor. "Die Bereiche Strom und Kraftstoffe werden wahrscheinlich ebenfalls im Bereich von mindestens 30 bis 50 Prozent ansteigen", glaubt er. Im Bereich Personal geht er von Kostensteigungen von zehn Prozent aus. Alle Zahlen seien Schätzungen, was genau kommt, könne eben niemand sagen.

 

RTL-Flaggen © IMAGO / Future Image
Es ist auch diese Unsicherheit, die manchen in Branche derzeit umtreibt. "Wir beobachten, wie alle anderen Marktteilnehmer, die aktuelle Situation sehr genau und wissen noch nicht, wie sie sich entwickelt", erklärt eine RTL-Sprecherin gegenüber DWDL.de. Derzeit würden mit Expertinnen und Experten "verschiedene Szenarien durchgespielt werden" – Ziel ist eine Analyse des möglichen Impacts auf die RTL-Standorte und die Arbeit dort. Die sich abzeichnenden Kosten wie auch eine generelle Sicherung der Energieversorgung würde neben Green Productions sämtliche Bereiche tangieren. Potentielle Mehrkosten würden unter Einbeziehung von Inflationsszenarien berücksichtigt werden. Klar ist: "Deshalb müssen und werden wir mehr Synergien nutzen, um noch effizienter zu produzieren", heißt es von RTL.

Sky © Sky
Müssen die großen Sender in Deutschland in den kommenden Monaten eventuell auf die eine oder andere Produktion verzichten, um Geld zu sparen? So offen will das niemand sagen. Solche Pläne würde es aktuell nicht geben, heißt es beim Pay-TV-Sender Sky auf DWDL-Anfrage. "Wir haben stets unsere Kund:innen im Blick, um ihnen das bestmögliche Programm in der bestmöglichen Übertragungsqualität zu liefern", sagt eine Sprecherin, fügt aber hinzu: "Gleichwohl ist Sky grundsätzlich zu Einsparmaßnahmen bereit, sollten diese erforderlich werden, um seiner gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen." Soll vermutlich heißen: Werden Gas oder Strom knapp, spart auch Sky mit.

Banijay © Banijay
Eine geringere Programmnachfrage hat die Produktionsbranche derzeit offenbar noch nicht zu verzeichnen. "Wir starten auch in diesem Jahr in eine starke Herbstsaison mit vielen, kreativen Unterhaltungsformaten auf zahlreichen Plattformen aus dem Hause Banijay Germany. Die Nachfrage nach Unterhaltung, Einordnung und Information ist gerade in turbulenten Zeiten besonders groß", sagt eine Sprecherin der Produktionsfirma gegenüber DWDL.de. Auch UFA-Geschäftsführer Werninger berichtet, dass sich derzeit noch nicht beobachten lasse, dass Sender weniger bestellen. "Aber wenn die Produktionskosten steigen, die Senderetats aber nicht, ist davon auszugehen, dass die Diskussion früher oder später auf uns zukommen wird."

Steigende Produktionskosten

Nico Roden © MMC Nico Roden (MMC)
Ein Anstieg der Produktionskosten dürfte auf kurz oder lang unvermeidbar sein. Nico Roden, Director Sales & Production, der Kölner MMC Studios, sagt: "Natürlich sind auch wir von den aktuellen Preissteigerungen betroffen. Neben den direkten Kosten für eine Kilowattstunde sind bei uns die Bereitstellungsgebühren für die hohen Energiemengen ein Thema. Diese übersteigen oft die eigentlichen Verbrauchskosten." Die Einkaufspreise würde man sich bei der MMC regelmäßig anschauen. Sie hätten natürlich Einfluss auf die Preisgestaltung. "Bisher ist es uns aber gelungen, dass wir bei fixen Vereinbarungen im Nachgang keine Kosten geltend machen mussten. Das ist in anderen Branchen gerade durchaus üblich."

An mancher Stelle könnte die dicke Energierechnung übrigens noch auf sich warten lassen. Der Hessische Rundfunk, der als sogenannter Lead-Buyer seit Anfang 2022 den Strom für die gesamt ARD kauft und dabei auf so genannten Öko-Strom setzt, sieht bis Ende 2023 keine größeren Preissteigerungen auf sich zukommen – sofern es keine neuen politischen Vorgaben gibt. Man habe langfristige Verträge mit den Versorgern abgeschlossen.

Lesen Sie am Montag bei DWDL.de: Wo und wie lässt sich in der Medienbranche Energie einsparen? Und wie steht es um die Nachhaltigkeit?