Wie der Juni stand auch der Juli anfangs natürlich noch voll im Zeichen der WM. Das dramatische Halbfinale verfolgten im Schnitt 29,66 Millionen Zuschauer vor dem heimischen Fernseher - höchste je gemessene Quote, wenn man nur Sendungen von über 15 Minuten Länge einbezieht. Die Millionen "Public Viewer" gar nicht mitgerechnet.
Auch im Juli beschäftigten Arena und Premiere die Medienredaktionen des Landes wieder zuhauf - und sie hatte eine dicke Überraschung parat: Die Konkurrenten gaben aus heiterem Himmel ihre Zusammenarbeit bekannt. Premiere vermarktet Arena in den Kabel Deutschland-Gebieten, nachdem auch kurz vor Saisonstart noch keine Einigung mit dem Kabelnetzbetreiber abzusehen war. "Wir hatten nie einen profitableren Bundesliga-Deal", so Kofler. Unterdessen ließ der reguläre Start des IPTV-Angebots der Telekom, auf das Premiere so hoffte, weiter auf sich warten.
Das Aus kam aufgrund miserabler Quoten im Juli für die ProSieben-Telenovela "Lotta in Love" - auch wenn sie seitdem am Sonntagvormittag fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Ende erzählt wird. Und auch "Einsatz in vier Wänden" musste seinen gewohnten 17 Uhr-Sendeplatz bei RTL räumen. Wenig später verlor das einstige Erfolgsformat auch den 11 Uhr-Sendeplatz. Seitdem gibt es nur noch die "Spezial"-Sendungen am Abend. Neu ins Fernsehen kam dafür Guildo Horn mit einem Talk beim SWR. Und der WDR kündigte gleich zwölf Pilotsendungen für den Sommer an und wollte damit jüngeres Publikum gewinnen - ohne nennenswerten Erfolg.
Bei Sat.1 gingen die Umbauarbeiten aufgrund von "SiB" weiter. "Richter Hold" wechselte auf den 12 Uhr-Platz, Ingo Lenßen musste seitdem schon um 16 Uhr ran. 2007 ist dann aber ja doch wieder alles beim Alten. Ebenfalls alles neu machte RTL am Sonntagnachmittag. Doch von "Promiküche" bis "Katjas härteste Jobs" enttäuschten die neuen Formate allesamt. Ganz anders als "Extreme Acitivty", das bei ProSieben als Samstagabendshow erstaunlich gut lief. Anders als die Totalflops "Die Spielarena" bei kabel eins" und "Unter den Linden" bei Sat.1.
Neu angekündigt wurden im Juli zwei nach Senderangaben hochklassige neue Serienproduktionen: "Post Mortem" bei RTL und "R.I.S." bei Sat.1. ProSieben setzte immer öfter auf Show und präsentierte das neue Format "Schlag den Raab". Interessant auch, was Herbert Kloiber in einem Interview verriet: Er plane für Arena einen hochklassigen Spielfilmkanal - was Arena für Premiere zu einem noch gefährlicheren Konkurrenten machen würde.
Einen Hilferuf setzten die ostdeutschen ARD-Sender RBB und MDR ab. Sie hätten unter massiven Einnahmeausfällen leiden, da in ihrem Sendegebiet die Zahl der - gebührenbefreiten - Hartz IV-Empfänger so überproportional hoch sei. Ein Hilferuf hätte auch von RTL II kommen können: Nachdem man dort noch immer keinen Nachfolger für Josef Andorfer gefunden hatte, gingen auch noch vier weitere Führungskräfte von Bord, darunter Programmleiterin Hofem-Best und Unterhaltungschef Rasmus. Beide wechselten zu DMAX.
Im Print-Bereich präsentierte die "Welt" den Nachfolger für den in die Schweiz wechselnden Roger Köppel als Chefredakteur: Thomas Schmidt wird zurückkehren. Der Kölner DuMont-Verlag übernimmt von der SPD-Medienholding die defizitäre "Frankfurter Rundschau". Und Matthias Onken wird zum neuen Chefredakteur der "Hamburger Morgenpost" befördert. Der Ehapa-Verlag stellt das legendäre Gimmick-Magazin "Yps" nach drei Testausgaben in diesem Jahr doch wieder ein. Angekündigt wurde eine einmalige Neuauflage der einstigen Kultzeitschrift "Tempo". Der angekündigte Erscheinungstermin wurde natürlich wieder nicht eingehalten.
Und was war sonst noch?
Ulrich Wickert ließ sich seinen Namen schützen. Die Begründung: "Man muss ja heute vorsichtig sein". Ottfried Fischer fällt nach seiner Sex-Affäre in ein Image-Tief: Über die Hälfte der Deutschen wollen einer Studie zufolge den übergewichtigen Bayer nicht mehr im TV sehen. Die "Neue Woche" musste eine halbseitige Gegendarstellung auf der Titelseite drucken, weil Heiner Lauterbach keinen Ehebruch begangen hatte. Und "Bild" führte eine Korrekturspalte ein - und nutzte sie maximal für marginale Fehlerchen.