Da muss sich möglicherweise auch Adam Riese umstellen: Galt bis dato, dass 1 und 1 gleich zwei ist, könnte es bald heißen: 1&1 gleich Sky. Eine Woche ist es nun her, dass Comcast über einen Bloomberg-Bericht durchsickern ließ, dass die Tochter Sky Deutschland zum Verkauf steht. Dabei wurde der Markt offenbar schon weit vor Erscheinen dieses Berichts sondiert - und wie mit den Vorgängen vertraute Personen gegenüber DWDL.de sagten, gab es auch mindestens einen Interessenten für die Übernahme von Sky Deutschland: Den Telekommunikationsanbieter 1&1 aus Montabaur bzw. dessen Mutterkonzern United Internet.

So wie Comcast in den USA ein Mischkonzern aus Infrastruktur- und Inhalte-Anbieter ist, so ist auch Sky in Großbritannien und Italien gleichzeitig auch Anbieter von Telekommunikations- und Breitband-Produkten. Nur auf dem deutschen Markt hat man diesen Schritt angesichts der starken Konkurrenz nie gewagt - und das dürfte auch der Grund sein, wieso man über den Verkauf der deutschen Tochter nachdenkt, die nicht so recht in die sonstige Unternehmensstrategie zu passen scheint. In Philadelphia und London fehlte offenbar der Glaube, dass Sky ohne diese Bündelung mit dem krisenresistenteren Infrastruktur-Geschäft auf Dauer eigenständig überlebensfähig sei.

1&1 ist derzeit die Nummer drei im deutschen Mobilfunkmarkt mit einer Zahl an Handykundinnen und -kunden im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich, dazu kommen über vier Millionen Breitband-Anschlüsse. Für 2022 rechnet das Unternehmen mit knapp sechs Milliarden Euro Umsatz, das EBITDA soll bei knapp 1,3 Milliarden Euro liegen. Als neuer Eigentümer von Sky Deutschland könnte 1&1 neue Kundschaft bald auch mit TV-Paketen locken und versuchen über Bundles, denen dann auch die Sport-, Entertainment-  und Fiktionangebote von Sky angehören, den Abstand zur Deutschen Telekom und Vodafone zu verringern. Die Deutsche Telekom fährt einen ähnlichen Kurs schon seit Jahren und überträgt beispielsweise im November und Dezember alle Fußball-WM-Spiele auf ihren Magenta-Sendern.

Ob sich das verkaufswillige Comcast und der deutsche Konzern aus Rheinland-Pfalz in Sachen Sky Deutschland aber wirklich handelseinig werden, ist ebenso unklar wie der derzeitige Status der Verhandlungen. 1&1 und United Internet ließen sämtliche Anfragen von DWDL.de in dieser Woche unbeantwortet. Es käme Comcast aber sicherlich nicht ungelegen, wenn sich durch den Bloomberg-Bericht in der vergangenen Woche, der Sky samt eines Preisschildes von einer Milliarde US-Dollar gewissermaßen ins Schaufenster stellte, womöglich weitere Interessenten auftäten.

Dabei ist die Bewertung in Höhe von einer Milliarde US-Dollar für Sky Deutschland durchaus überraschend - und auch ein wenig schockierend. Zur Erinnerung: Als das britische Sky der News Corp. vor gut acht Jahren rund 57 Prozent der Sky Deutschland-Anteile abkaufte, wurden dafür noch 3,7 Milliarden Euro fällig, der gesamte Unternehmenswert lag dementsprechend bei 6,5 Milliarden Euro. Nun ist bei vielen Medienunternehmen in diesem Jahr die Bewertung massiv zurückgegangen - der jetzt bezifferte Wert von Sky Deutschland lässt aber auch darüber hinaus nichts Gutes in Bezug auf die seit Jahren schon nicht mehr veöffentlichten Kennzahlen von Sky Deutschland in Sachen Abos, Einnahmen pro Kunde und Umsatzentwicklung, erahnen. 

Sollte es letztlich auf eine nationale Lösung wie mit 1&1 hinauslaufen, stünde Sky Deutschland vor spannenden Zeiten. In den letzten Jahren waren immer mehr Entscheidungen von Unterföhring nach London verlagert worden, inzwischen halten auch in der deutschen Niederlassung viele Managerinnen und Manager von Comcast, Sky UK und Sky Italia die Zügel in der Hand. Viele Führungskräfte aus den Jahren, als Sky nach schwieriger Zeit zwischenzeitlich Morgenluft witterte, haben das Unternehmen hingegen längst mehr oder weniger freiwillig verlassen. An der Spitze steht seit zwei Jahren Comcast-Mann Devesh Raj, der Sky Deutschland allerdings kaum neue Impulse gab.

Hört man sich unter ehemaligen Sky-Führungskräften um, dann stößt man immer wieder auf den Vorwurf, es werde zu wenig lokale Expertise aus Deutschland genutzt. Kommt es zu einer nationalen Lösung, dann gilt es zu beweisen, dass man hierzulande den deutschen Markt tatsächlich besser versteht als in London oder den USA. Vor allem aber, dass man ohne Einbindung in einen größeren Medienkonzern stark genug ist, um im deutlich verschärften Wettbewerb mit den internationalen Streamern bestehen zu können.