Von einem "zunehmend überfüllten Weltmarkt" sprach Jeffrey Hirsch noch Ende September, als überraschend bekannt wurde, dass Starzplay außerhalb seines amerikanischen und kanadischen Heimatmarktes in Lionsgate+ umbenannt werden soll. Ob der President und CEO von Starz da schon ahnte, dass nur wenige Wochen später das Aus des Streamingdienstes in zahlreichen Territorien verkündet werden sollte?

Tatsachlich überraschte das Unternehmen vor wenigen Tagen im Zuge der Bekanntgabe der Quartalszahlen mit der Entscheidung, Lionsgate+ in zahlreichen Ländern einstellen zu wollen, neben Deutschland auch in Frankreich, Italien, Spanien, den Benelux-Ländern, Skandinavien und Japan. Den Grund lieferte Lionsgate gleich mit: Eigenen Angaben zufolge wurde im dritten Quartal ein Restrukturierungsaufwand in Höhe von mehr als 200 Millionen US-Dollar in Kauf genommen, der in erste Linie auf die Abschreibung von Inhalten in den betroffenen Gebieten zurückzuführen ist.

Superna Kalle © Starzplay Superna Kalle
Ein Ende mit Schrecken also, weil die Verantwortlichen unter anderem in Deutschland wohl keine Möglichkeit mehr sahen, mit ihrem Streamingdienst nennenswerte Erfolge verzeichnen zu können. Wie kurzfristig die Entscheidung gefallen sein muss, zeigt nicht nur die erst wenige Wochen zurückliegende Umbenennung, sondern auch die Ankündigung einer ersten deutschen Serie. "Deutschland war eines der ersten Länder Europas, in denen wir unseren Streamingdienst etabliert haben und ist ein sehr wichtiger Markt für uns", sagte Superna Kalle, President Starz International, noch im März mit Blick die geplante Verfilmung des Noir Comics "Nachts im Paradies".

Der Krieg in der Ukraine war damals erst wenige Tage alt und die wirtschaftlichen Auswirkungen zu diesem Zeitpunkt kaum zu erahnen. Gut möglich, dass auch vor diesem Hintergrund jetzt das Aus für Lionsgate+ verkündet wurde. Was bleibt, sind offene Fragen – etwa mit Blick darauf, wann genau der Streamingdienst vom deutschen Markt verschwinden wird. Nach DWDL.de-Informationen soll spätestens Ende März kommenden Jahres Schluss sein. Bis dahin wird im Hintergrund daran gearbeitet, den Starz Originals eine neue Heimat bei Drittanbietern zu ermöglichen.

Was wird aus "Nachts im Paradies"?

Völlig unklar ist auch, wie es mit besagter deutscher Serie weitergeht, die bereits im Sommer gedreht wurde. Hinter der sechs Folgen umfassenden Adaption des Stoffs von Frank Schmolke, steht Windlight Pictures, eine Tochter von ITV Studios, die im vergangenen Jahr von "Das Boot"-Executive Producer Moritz Polter gegründet wurde, der zuvor bei Bavaria Fiction wirkte. Als Koproduzent fungiert Heinrich Ambrosch mit seiner Satel Film.

In "Nachts im Paradies" ist Schauspieler Jürgen Vogel als Taxifahrer Vincent an der Seite von Lea Drinda zu sehen, die seine 18-jährige Tochter Anna verkörpert. Während Vincent schon damit kämpft, dass sein Beruf langsam ausstirbt, will seine jetzt erwachsene Tochter nichts mehr mit ihm zu tun haben. Apokalyptische Ereignisse einer schicksalhaften Oktoberfestnacht führenjedoch dazu, dass sich ihre Wege wieder kreuzen.

"Matthias Glasner und Hanna Schopf haben sich voll und ganz auf den Stoff und seine Welt eingelassen, um eine wahrhaft hypnotisierende Reise in ein nächtliches Deutschland zu erschaffen, das man so noch nie gesehen hat", erklärten Moritz Polter und Koproduzent Heinrich Ambrosch im Frühjahr. Nun stellt sich die Frage: Wird das Publikum die Serie überhaupt zu sehen bekommen? Gegenüber DWDL.de gibt sich Polter zuversichtlich: "Das während der Entwicklungsphase von mehreren Sendern und Streamern gezeigte Interesse an unserem Projekt ist aufgrund der Neuigkeiten schnell wieder aufgeflammt, weshalb ich zuversichtlich bin, dass wir bald ein neues Zuhause für unsere wunderbare Serie haben werden."

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