Seit 1952 versorgt die "Tagesschau" die Menschen in Deutschland mit aktuellen Informationen aus aller Welt. Seit vielen Jahren ist die Nachrichtenmarke auch im Internet Anlaufstelle für Aktuelles aus Politik und anderem Weltgeschehen. Im Podcast-Bereich hatten sich Macherinnen und Macher bis vor einigen Wochen ebenfalls im Kern auf die Vermittlung von News konzentriert – bis mit "11km" nun ein wochentägliches Format startete, das ein Thema in aller Tiefe beleuchten soll. Daher hat der "Tagesschau"-Podcast auch seinen Namen, sind es doch elf Kilometer, die zurückzulegen wären, um zur tiefsten Stelle im Pazifik zu gelangen. Konzeptuell habe man sich der "latenten Aktualität" verschrieben, sagt Lena Gürtler vom NDR. Sie leitet die Redaktion zusammen mit Fumiko Lipp vom Bayerischen Rundfunk.

Das sind aber eben auch Menschen, die sich häufig über klassische Ausspielwege nicht mehr erreichen ließen. Sie bekamen zuletzt schon Recherchen rund um Corona-PCR-Tests, den Salzgehalt in deutschen Flüssen, Inflation, Superbowl, Karneval, Geflüchtete oder Trickbetrüger. Es ist eine große Bandbreite, die "11km" in den jeweils zwischen gut 20 und manchmal 35 Minuten abdeckt. In aller Regel ist es Victoria Michalczak, die unterschiedliche Reporterinnen und Reporter begrüßt, um dann über ihre Recherchen zu reden. O-Töne von Beteiligten werden nur sehr dosiert, manchmal vielleicht zu selten, eingesetzt. "11km" ist also keine Reportage, sondern eine Nacherzählung von Rechercheschritten. "Grundsätzlich stehen wir sehr hinter der Idee, die Recherche unserer Gäste durch das Gespräch mit ihnen als eine Geschichte, mit Tiefe, mit Entwicklung und mit Wendepunkten zu erzählen", sagt Gürtler. So sei die Idee schon immer angelegt gewesen. "Wenn Reportageelemente im O-Ton-Material, das unsere Gäste mitbringen, dabei sind, nutzen wir auch diese gern", berichtet die Redaktionsleiterin.
Aufgegangen sei auch, dass die besprochenen Themen immer nur "latent aktuell" seien – die Episoden würden auch Tage nach Erstveröffentlichung noch angehört, plaudert die Redaktionsleiterin aus dem Nähkästchen. In der Tat fällt auf, dass "11km" es vermeidet, Themen anzuschneiden, die sich aufgrund allzu starker Dynamik selbst überholen. Überhaupt verzichtet der Podcast gänzlich auf Hektik - allein schon akustisch wirkt er stattdessen eher streng-sachlich, vielleicht gar ein wenig beruhigend. Der Weg in die Tiefe, er soll also keine Hetze sein. "Wichtiger als die tagesaktuelle Anbindung scheinen für unsere Hörerinnen und Hörer Zugang und Recherchetiefe zu sein", sagt Gürtler, der es nach sechs Wochen aber noch zu früh ist, anhand von Feedbacks auf einzelne Folgen schon konkrete "Learnings" abzuleiten.
Die Basis ist Microsoft Teams
Gelernt haben dürfte die Redaktion indes aber viel in Sachen Kommunikation. In der täglichen Zusammenarbeit der BR- und NDR-Redaktion müssen schließlich hunderte Kilometer überbrückt werden. "Ein Redakteur in München, die Autorin in Hamburg und der Gast in Berlin – dieses Szenario gehört für uns schon nach sechs Woche zum Alltag. Die Basis unserer Zusammenarbeit ist Microsoft Teams. Wir schalten, chatten, planen Themen, unsere gesamte Produktion und die Redaktionsdienste über dieses Tool." Zur eigenen Überraschung laufe all das, sagt Gürtler, "erstaunlich organisch", wenngleich es immer mal technische und/oder organisatorische Herausforderungen gäbe. "Das gesamte Team hat sich während einer Onboarding-Phase eine Woche in Hamburg getroffen. Solche persönlichen Begegnungen werden bei allen Vorteilen digitalen Arbeitens sicher auch zukünftig wichtig sein," sagt Gürtler und hofft dennoch, dass auch andere innerhalb der ARD von den Erfahrungen der "11km"-Redaktion profitieren werden.
Am Montag also nimmt der neue "Tagesschau"-Podcast die nächste Stufe – dafür habe man sich eine "breite Themenpalette" zurechtgelegt, wie die Redaktionsleiterin verrät. "Nachrichtlich wird diese Woche sicherlich durch den Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bestimmt. Darum ist das auch ein '11km'-Thema. Drei weitere investigative Themen, mit denen wir planen, dürfen wir noch nicht verraten. Vielleicht nur so viel: Es geht um Umweltfragen und ein #MeToo—Thema. Und die Frage, wie schafft Chat GPT das bayrische Abitur wird uns ebenfalls beschäftigen", kündigt sie an.