Es gab einmal eine Zeit, in der waren Comedyserien bei RTL nicht wegzudenken, der Sender bespielte einen ganzen Abend mit Formaten wie "Ritas Welt", "Alles Atze", "Die Camper" oder "Das Amt". Doch diese Zeiten sind lange vorbei, von Comedyserien haben sich RTL und die anderen Privatsender weitestgehend verabschiedet. Lange lag das Genre brach, bis ZDFneo vor ein paar Jahren unter der Führung von Nadine Bilke, die heute ZDF-Programmdirektorin ist, begann, eigene Comedyserien in Auftrag zu geben. Und der Strom an neuen Ideen und Serien ist nicht nach ein paar Monaten abgerissen, zuletzt gab es im Gegenteil einen neuen Schwung an Serien. 

Jasmin Maeda © ZDF/Markus Burke ZDFneo-Chefin Jasmin Maeda
"Humor ist bei uns Kern des Programms. Mit ‘Nix Festes’, ‘Blockbustaz’ oder ‘Im Knast’ gab es schon früh Comedy-Entwicklungen. Das haben wir ausgebaut", sagt die heutige ZDFneo-Chefin Jasmin Maeda im Gespräch mit DWDL.de und verweist auch auf die gerade erst gestarteten Comedy-Formate im non-fiktionalen Bereich, etwa das "Browser Ballett", das sich nach dem Wechsel zu ZDFneo spürbar verändert hat. "Unterhaltung mit Anspruch gehört genauso wie Selbstironie zur DNA von ZDFneo", sagt Maeda.

Aber zuletzt war es vor allem die Comedyserien-Offensive, die im Programm von ZDFneo sehr sichtbar wurde. Und dabei hat man so viel experimentiert wie kein anderer Sender. Schon 2022 liefen "Vierwändeplus", "Fett und Fett" und "Ruby", hier hat man sich allerdings gegen eine Fortsetzung entschieden. In diesem Jahr hat man die zweite Staffel von "Ich dich auch" sowie die jeweils ersten Staffeln von "Like a Loser" und "I don’t work here" gezeigt - aktuell ist man bei diesen drei Serien in Gesprächen rund um eine mögliche Fortsetzung. 

Und dann wären da ja auch noch "Doppelhaushälfte" und "Deadlines". Letztere ist bereits vor der Ausstrahlung der zweiten Staffel um einen dritten Durchlauf verlängert worden. Und gegenüber DWDL.de bestätigt der Sender nun, dass auch "Doppelhaushälfte" neue Folgen erhalten wird. Beide Serien sollen 2024 zurückkehren. Zumindest im Fall von "Doppelhaushälfte" ist das keine große Überraschung, die Serie funktioniert auch linear ganz wunderbar und erreichte zuletzt alleine bei der Erstausstrahlung bei ZDFneo rund eine halbe Million Menschen pro Folge. Mit 11,5 Millionen Abrufen in der Mediathek ist die Serie, produziert von Iconoclast Films, laut ZDFneo-Chefin Jasmin Maeda das bislang erfolgreichste Comedy-Format des Senders. 

Serien machen Jan Böhmermann vergessen

Und auch bei Kritikerinnen und Kritikern kommen die ZDFneo-Comedyserien oft gut an. Egal ob bei "Deadlines" (SZ: "Die Serie erzählt fantastisch von vier Frauen um die 30"), "Doppelhaushälfte" (Tagesspiegel: "Die ZDFneo-Serie bietet Tempo, Slapstick und intelligenten Humor."), "I don’t work here" (DWDL.de: "Die großen Fußstapfen kann die Serie erfüllen") oder auch "Like a Loser" (RND: "In acht knackigen 15-minütern erzählen Regisseur Facundo Scalerandi und das Drehbuch-Duo Sandra Schröder und Jonas Heicks auf sehr unterhaltsame Weise über die Verwicklungen im neu aufgestellten Vater-Mutter-Sohn-Dreieck"): Die Comedyserien von ZDFneo verfangen. "Deadlines" und "Doppelhaushälfte" waren 2022 sogar für einen Deutschen Fernsehpreis nominiert, mussten sich aber "Oh Hell" von MagentaTV geschlagen geben. Und auch "Fett und Fett" schaffte es zuletzt auf die Nominierungsliste des Grimme-Preises. 

Mit den vielen Comedyserien hat man in den vergangenen Jahren übrigens das geschafft, was lange unklar war: Jan Böhmermann vergessen machen. Auch wenn der mit "Böhmi brutzelt" und mit "ZDF Magazin Royale"-Wiederholungen noch beim Sender vertreten ist: Als er 2020 ins Hauptprogramm wechselte, brach ZDFneo ein wichtiges Zugpferd weg. Heute, zweieinhalb Jahre später kann man sagen: Die Verantwortlichen haben das Loch, das sich durch Böhmermanns Abgang aufgetan hat, gut gefüllt. Daher dürfte auch der jüngste Schmerz, Tommi Schmitt und dessen Late Night zu verlieren, nicht allzu groß sein. An der Comedy-Front ist man nämlich weiterhin stark unterwegs. 

Und ganz nebenbei hat ZDFneo mit der neuen Strategie auch den Beweis angetreten, dass es nicht immer die großen Namen sein müssen, mit denen man im Comedy-Bereich punkten kann. Statt dem Alleinunterhalter Böhmermann hat man nun eine Palette an unterschiedlichen Serien und Köpfen zur Auswahl, das Comedyprogramm von ZDFneo ist so auch ein Stück weit diverser geworden. 

"Geht darum, den Alltag der Menschen zu treffen"

Bleibt die Frage: Was hat der Sender aus der Comedy-Offensive gelernt und welche Schlüsse zieht die Senderchefin daraus? Man habe in den zurückliegenden zwei Jahren viele Formate ausprobiert und teilweise auch verlängert, sagt Jasmin Maeda. "Gleichzeitig erhalten wir uns den Spielraum, weitere Formate und Genreausprägungen zu entwickeln. Denn das haben wir gelernt: Unser Publikum ist divers. Genauso divers ist seine Erwartung an Humor", sagt die ZDFneo-Chefin. Für Maeda eine wesentliche Erkenntnis: Dialoge und Situationskomik müssen sitzen. "Darüber hinaus haben wir den Anspruch, vielfältige Lebenswirklichkeiten darzustellen."

Gut funktionieren Figuren, "die sich selbst nicht zu ernst nehmen und mit denen sich unser Publikum identifizieren kann", analysiert Jasmin Maeda. "Authentisch ist ein Cast dann, wenn er nah an der Zielgruppe ist. Darum geben wir auch jungen Talenten den Raum, sich auszuprobieren und gemeinsam ein Projekt zu gestalten. Am Ende geht es darum, den Alltag der Menschen zu treffen. Das ist dann auch das, worüber sie lachen können." Und den Alltag der Menschen hat ZDFneo mit seinen Serien zuletzt auffallend häufig getroffen - weiteren Comedyserien steht also nichts im Wege.