Die "Sportschau" ist ein echter Klassiker - und ein Quoten-Hit noch dazu. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass das Interesse der Fans an den samstäglichen Zusammenfassungen im ARD-Vorabendprogramm seit Jahren rückläufig ist. Schalteten noch vor wenigen Jahren regelmäßig mehr als fünf Millionen Menschen ein, so lag die "Sportschau" in der zurückliegenden Saison deutlich unter der Marke von vier Millionen.

Durchschnittlich 3,662 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer bedeuteten einen neuerlichen Tiefstwert, auch wenn der Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht stieg. "Es gibt insgesamt weniger Zuschauer, die Menschen schauen generell weniger Fernsehen", rechnete ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky schon vor einigen Monaten vor.

Tatsächlich dürfte längst nicht nur das sich veränderte Fernsehnutzungsverhalten bei der Entwicklung eine Rolle spielen. Dass die Hinrunde der vergangenen Saison eher spannungsarm daherkam, machte sich bemerkbar - und konnte auch durch das zum Ende hin doch noch einmal aufregende Titelrennen nicht mehr ausgeglichen werden. Was auch daran liegt, dass die beiden Meisterschaftsaspiranten aus München und Dortmund zuletzt nur noch selten zusammen in der Samstags-"Sportschau" auftauchten, weil die Pay-Anbieter Sky und DAZN, die Milliarden für die Rechte zahlen, sie lieber auf dem Topspiel-Sendeplatz - in direkter Konkurrenz zur "Sportschau" - oder sonntags antreten ließen.

Karl Valks © WDR/Sebastian Arl Karl Valks
Auf diesen Aspekt verweist auch Karl Valks, der seit Jahresbeginn beim WDR für die "Sportschau" verantwortlich zeichnet. "Natürlich hat die Qualität und auch die Quantität der Bundesliga-Spiele am Samstagnachmittag – Stichwort vier statt fünf Spiele um 15:30 Uhr oder FCB und BVB vermehrt zu anderen Anstoßzeiten – Einfluss auf die Nutzung", sagt Valks gegenüber DWDL.de, verweist aber auch digitale Produkte wie "Sportschau.de" oder die Audio-Angebote, mit denen man im Gegenzug "immer mehr Menschen" erreiche.

Valks kennt das mediale Bundesliga-Geschäft von beiden Seiten, weiß um die Bedürfnisse von Free- und Pay-TV. Bevor er "Sportschau"-Chef wurde, arbeitete Valks als Chefredakteur des Sportnachrichtenkanals Sky Sport News. Dass er im öffentlich-rechtlichen Rundfunk anheuerte, kam für viele überraschend. Doch bereut hat Valks den Wechsel nicht. "Einen absolut positiven Eindruck habe ich gewonnen", sagt er mit Blick auf seine ersten Monate in Köln und lobt die "hochprofessionelle Redaktion mit viel Leidenschaft für ein Kult-Produkt".

Heidenheim und Darmstadt in der Bundesliga

Gleichwohl sei die "Sportschau" eben "viel mehr als eine Sendung am Samstag- oder Sonntagabend", nämlich ein "24/7"-Produkt. "Die Sender der ARD und der Sportcampus in Köln sind die einzigen crossmedialen Sportredaktionen in Deutschland, die alle Ausspielwege, also lineares TV, digital und Hörfunk bespielen. Diese ausgeprägte crossmediale Denke bis hin zur Mediathek hat mich sehr gefreut und in diesem Umfang auch ein 'bissl' überrascht."

Ob es ihm gelingt, die sinkenden Zuschauerzahlen der "Sportschau" im Ersten zu stoppen, bleibt indes abzuwarten - erst recht, weil die Bundesliga-Aufsteiger aus Heidenheim und Darmstadt die Fans wohl kaum in Scharen mobilisieren werden. Da passt es ins Bild, dass in der nun startenden neuen Bundesliga-Saison direkt am ersten und dritten Spieltag der neuen Saison weder Bayern noch Dortmund am Samstagnachmittag spielen - und sie damit auch in der "Sportschau" fehlen. 

Hoffnung auf Besserung für die Zeit ab 2025/26, wenn die nächste Rechteperiode beginnt, macht sich Karl Valks für die Zukunft eher nicht: "Die Erfahrung zeigt, dass Sportrechte wenig mit Wünschen zu tun haben", sagt er zu DWDL.de, "aber eins kann ich sicher sagen: Die geplante Ausschreibung der DFL ist nicht die 'Sportschau-freundlichste'." Es scheint, als neige sich die goldene Zeit des einst unantastbaren TV-Klassikers ihrem Ende entgegen. Abschreiben sollte man sie freilich trotzdem nicht.