Stefan Raiser hat ein Faible für Barcelona. Vier Folgen der Krimireihe mit Clemens Schick und Anne Schäfer in den Hauptrollen hat der Produzent mit seiner Firma Dreamtool umgesetzt. Dass Raisers Herz auch abseits der ARD-Krimireihe für die Hauptstadt Kataloniens schlägt, beweist jedoch eine andere Reihe, die er diesmal dem ZDF verkauft hat: "Hotel Barcelona", eine Feel-Good-Geschichte, mit der der öffentlich-rechtliche Sender seinem "Herzkino"-Sendeplatz am Sonntagabend zu neuem Schwung verhelfen will. So wie es kürzlich bereits mit "Dr. Nice" gelungen ist, einer anderen Produktion, die ebenfalls von Stefan Raiser produziert wird.

Wer an diesem Sonntag um 20:15 Uhr einschaltet, wird zunächst mit schönen Bildern belohnt. Eine Drohnenaufnahme im Anflug auf den Strand, gefolgt vom atemberaubenden Stadtpanorama, der sich von der hoch oben gelegenen Basilika Sacra Cor und dem direkt nebenan gelegenen Freizeitpark bietet. Und natürlich darf auch die Sagrada Familia nicht fehlen, jene beeindruckende Kirche im Herzen Barcelonas, die noch immer auf ihre Vollendung wartet. "Wir wollten für 'Hotel Barcelona' cineastisch große Bilder, die Wellness für die Augen sind", erzählt der Produzent im Gespräch mit DWDL.de. "Natürlich soll man darin versinken können und die Schönheit Barcelonas aufsaugen, aber für die ganze Bandbreite haben wir uns mit den Einheimischen auch kleine, unentdeckte Locations gesucht, um glaubhaft und authentisch zu sein." Dieses Ziel, das wird schon nach wenigen Augenblicken klar, hat die neue Filmreihe erreicht.

Stefan Raiser © Dreamtool Stefan Raiser
"'Hotel Barcelona' treibt unser Mantra - Unterhaltung mit Haltung, ohne den Verstand zu beleidigen - auf die Spitze", erklärt Raiser. "Wir trauen uns Prinzessin, Freiheitskämpfer, Juwelenraub, Sternekoch, Drogenkids, Upstairs, Downstairs, knackige Komödie und intensives Drama, Liebe, Familie und Intrigen satt. Gepaart mit einem hohen Tempo, Stars jeder Generation und saftigem Production Value." Gut gemachter Eskapismus, betont Raiser, "muss sich was trauen und der Sonntagabend im ZDF ist die erste Anlaufstelle dafür im deutschen Fernsehen. Das wollten wir nutzen, genau wie bei unserem Hit 'Dr. Nice', auch wenn das Programm nicht unterschiedlicher sein könnte".

Vor wunderschöner Kulisse erzählt "Hotel Barcelona" über zunächst zwei Folgen in ordentlichem Tempo die Geschichte einer Hoteliersfamilie, deren Oberhaupt Viktor Hansen von Herbert Knaup verkörpert wird. Daneben stehen unter anderem auch Vladimir Burlakov und Mina Tander für die Produktion vor der Kamera. Aber warum gerade Barcelona? Die Stadt sei schlicht "der beliebteste Hotspot Europas", sagt Stefan Raiser und verweist auf Familie, Best-Ager, Yuppies, Geschäftsreisende, Pärchen und Single, die es alle an die Metropole ans Mittelmeer zieht. Gute Voraussetzungen also für eine Hotel-Serie. Gleichzeitig sei die Stadt mit ihren Herausforderungen wie Gentrifizierung, Massentourismus, Verkehr, Klimawandel oder Müllentsorgung auch aus "mitten aus dem Leben gegriffen, wie es uns alle betrifft". 

Wer den Abspann bis zum Ende ansieht, ahnt, dass auch finanzielle Gründe für Barcelona gesprochen haben dürften: "Produziert mit Unterstützung von Steueranreizen für ausländische audiovisuelle Serienproduktionen" steht da kleingedruckt geschrieben. Solch ein Film zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen ist eben auch eine schöne Visitenkarte für die Stadt. An sehenswerten Motiven besteht gleichwohl kein Mangel: Gedreht wurde an den Top-Spots, etwa auf dem Hausberg Tibidabo oder am Kolumbus-Denkmal, aber eben auch rund um die Sagrada Familia, die Rambla sowie stadteinwärts den Prachtboulevard Passeig de Gràcia entlang zum Hauptmotiv, dem Hotel El Palauet. 

Dreharbeiten zu Hotel Barcelona © ZDF/Lucía Faraig Regisseur Christian Theede, Schauspieler Vladimir Burlakov, die Schauspielerinnen Mina Tander und Lea Zoe Voss mit Produzent Stefan Raiser.

Leicht sind die Dreharbeiten hier indes nicht. "Barcelona ist organisatorisch und logistisch einer der schwierigsten Drehorte auf unserem Kontinent", betont Raiser und rechnet vor: "40 Schauspieler, knapp 200 Statisten an 60 verschiedenen Motiven, in einer vibrierenden Weltstadt mit engen Straßen zu jonglieren, in der täglich bis zu acht Teams drehen, war eine Meisterleistung der deutsch-spanischen Crew."

Dabei hätten die Erfahrungen mit dem "Barcelona-Krimi" geholfen, ohne die die ZDF-Produktion nicht hätte gestemmt werden können, versichert Raiser. "Es gilt verschiedene Sprachen und Mentalitäten ebenso unter einen Hut zu bekommen, wie die unterschiedlichen Systeme in der Drehorganisation", erzählt er gegenüber DWDL.de. "Spanier arbeiten eigentlich im amerikanischen System mit wesentlich größeren Teams, deutlich anders als die effiziente deutsche Mannschaftsaufstellung. Das Beste aus beiden Welten entsteht dann nur mit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und einer detailverliebten Betrachtung jeder einzelnen Herausforderung. Auch das Handling des Tax Incentive ist sehr komplex. Wenn man das nicht optimal nachhause bringt, hat man keine Freude an der Produktion."

Stefan Raisers Lieblings-Drehort ist übrigens der Stadtstrand Barceloneta. "Er erinnert mich sehr an South Beach, Miami. Entspannte Menschen, Meer, Sport, gutes Essen in den Gassen dahinter, Sundowner in den Strandbars, sehen und gesehen werden, ein Laufsteg, alles 24/7", schwärmt der Produzent und freut sich darüber, dass sich die Stadt permanent verändert. "Neue Geheimtipps gibt es immer wieder", sagt er. "Dieses Mal von unserer Food-Beraterin für die Koch-Szenen im Film. Sie schickte uns, für Tapas der anderen Art, ins 'Bistro Teatro', das früher mal ein Sterne-Restaurant war. Jetzt in einfacher und der günstigeren Version - aber noch genauso raffiniert und lecker." Wohl bekomm's. 

"Hotel Barcelona", Sonntag um 20:15 Uhr im ZDF