Seine ersten Wochen bei Podimo hat sich Friedhelm Tauber möglicherweise ein wenig ruhiger vorgestellt. Doch das Ehepaar Pocher hat dem neuen Deutschland-Chef der Audio-Plattform einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Oliver und Amira Pocher sind hierzulande die bekanntesten Zugpferde von Podimo - und nachdem der Entertainer kurz nach der Trennung das Ende des gemeinsamen Podcasts mit seiner Noch-Ehefrau verkündete, musste schnell eine Lösung gefunden werden, wie es mit beiden möglichst doch noch weitergehen kann.

"Viele Nerven haben sie uns die letzten Wochen nicht gekostet", sagt Tauber im Gespräch mit DWDL.de über die Pochers, "aber natürlich standen wir vor großen Herausforderungen." Inzwischen sendet Oliver Pocher zusammen mit seiner Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden - "frisch recycelt", wie es im Untertitel heißt - während Amira Pocher mit ihrem Bruder Hima über ihr "Liebes Leben" spricht. Für Podimo erweist sich der Doppelpack vorerst als Win-Win-Situation. "Der Launch beider Formate hat bei uns in den ersten Tagen zu Rekordzahlen geführt, was Neuanmeldungen angeht, und wir rechnen damit, dass sich der Trend auch in den nächsten Wochen fortsetzen wird, weil das Thema von einer großen Dynamik lebt", so Tauber.

Schlagzeilen wie jene rund um die Pochers kann Podimo gut gebrauchen, gilt die Plattform hierzulande bislang doch eher als Underdog, der den Zugang zu seinen Podcasts und einem großen Hörbücher-Angebot bislang ausschließlich gegen Bezahlung anbietet. Und genau dieser Underdog will es jetzt noch einmal mit veränderter Aufstellung wissen: Neben Sebastian Romanus, der als Country Manager den Platz für Friedhelm Tauber räumte, verließ jüngst auch Ulrike Zeitlinger-Haake, bisher Head of Content, das Unternehmen. Von einer "neuen Ausrichtung" sprach CEO Morten Strunge im Sommer. Dass mit Tauber nun ein Mann das Ruder auf dem deutschen Markt übernimmt, der bei früheren Stationen wie Taxfix, PayPal und eBay keine Berührungspunkte mit dem Audio-Markt hatte, überraschte die Branche. 

Die Pochers und Liebes Leben © Podimo Aus eins mach zwei: Nach der Trennung von Oliver und Amira Pocher gibt's neuerdings die doppelte Pocher-Dosis bei Podimo.

Tauber, eigenen Aussagen zufolge "Hotel Matze"-Fan der ersten Stunde und Fan nerdiger Podcasts über Neuroscience, sieht dennoch Anknüpfungspunkte. "Die Herausforderungen von wachsenden Unternehmen sind oft ziemlich ähnlich", erklärt er. "Meist gibt es mit der Zeit Probleme, weil man eine Kultur, aber auch Prozesse schaffen muss, die es einem ermöglichen weiter zu skalieren. Und natürlich muss man auch den nächsten Schritt in Sachen Geschäftsmodell gehen, etwa indem man neue Segmente besetzt."

Mit Blick auf Podimo heißt das, dass die Plattform künftig breiter aufgestellt werden soll. "Wir sind gewachsen und Teil des Ökosystems geworden. Trotzdem stehen wir noch nicht dort, wo wir stehen wollen", räumt der neue Deutschland-Chef ein und gibt das Ziel vor: "Wir wollen die größte Podcast-Plattform im Bereich Subscription werden." Dieses Segment spiele in Deutschland zwar noch keine allzu große Rolle, aber man wolle diesen Markt entwickeln.  "Wir glauben weiter daran, dass Subscription langfristig die größten Benefits für die Creator bietet, weil es die beste Form der Monetarisierung ist."

Aber eben nicht nur. "Gleichzeitig sehen wir, dass nicht jeder bezahlen möchte und dass es Creator gibt, die ihren Hörerinnen und Hörern ungern viele Hürden in den Weg stellen wollen", sagt Friedhelm Tauber zu DWDL.de. "Deshalb glauben wir an ein Hybrid-Modell, das einerseits auf Werbung setzt, andererseits aber mit Bonusfolgen oder Windowing-Möglichkeiten auch Fans anspricht, die bereit sind, für Content zu bezahlen." Dafür will Podimo künftig verstärkt auch mit externen Produktionsfirmen zusammenarbeiten. "Wir müssen nicht alles selbst aufbauen, sondern man kann mit dem Ökosystem, das in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, sehr gut kooperieren." 

Schon in einem Jahr soll Podimo daher in Ergänzung zu exklusiven Shows auch "eine signfikante Anzahl an werbefinanzierten Shows" haben, kündigt Tauber an und äußerst auch leise Kritik am bisherigen Kurs. "In der Vergangenheit haben wir uns vielleicht etwas zu stark auf Host-driven Formate konzentriert." Deshalb soll der Fokus nun wieder verstärkt auf besseres Storytelling gelegt werden. "Wir wollen mehr Recherche und eine höhere Qualität liefern, um das Binge-Hören, das in den USA bereits sehr stark verbreitet ist, auch in Deutschland voranzutreiben."

Konkrete Zahlen nennt Friedhelm Tauber nicht. Und doch gibt sich der neue Country Manager von Podimo angriffslustig: "Wir können in Deutschland den Unterschied machen", sagt er. Sich alleine auf die Schlagzeilenmaschinerie der Pochers zu verlassen, dürfte auf Dauer jedenfalls nicht reichen.