"Es ist für jeden Menschen, der Football liebt, ein Highlight, zum Super Bowl zu fahren", schwärmt Florian Ambrosius voller Vorfreude. Dieses Highlight wird der Moderator nämlich schon am kommenden Wochenende hautnah erleben können. Er ist Teil des bemerkenswert großen RTL-Trosses, der zum Saison-Höhepunkt der NFL nach Las Vegas reist. Nicht, um für die nächtliche Live-Übertragung vor der Kamera zu stehen, sondern vor allem, um den jüngsten Fans der Sportart am Tag danach zu zeigen, was die meisten von ihnen bedingt durch die Zeitverschiebung sehr wahrscheinlich verpasst haben.

Seit Beginn der Saison präsentiert Florian Ambrosius das Football-Magazin "Toggo Touchdown", das es sich wöchentlich auf mehreren Sendeplätzen im Kinderprogramm Toggo von Super RTL zur Aufgabe gemacht hat, die Faszination dieser von außen oft schwer verständlichen Sportart näherzubringen. Mit möglichst einfachen Worten versucht der Moderator seither zu erklären, was in der NFL passiert, aber auch, wer die Stars der Liga sind – oder schlicht wie man eigentlich einen Football richtig in den Händen hält.

"Wir setzen auf Sport, Spaß und Community und kommen immer über spielerische Ansätze", sagt Ambrosius im Gespräch mit DWDL.de. "Eine reine Sportberichterstattung würde uns erstmal nicht weiterhelfen. Für die Kids vereinfachen wir viele Regeln, die auch für viele Erwachsene kompliziert sind." Tatsächlich laufen die Erklärfilme aus "Toggo Touchdown" inzwischen sogar eins zu eins beim RTL-Mittagsmagazin "Punkt 12", "weil sie auch für die Großen gut verständlich sind", wie der Moderator betont. Sein Credo: "Alle sind willkommen, jeder darf mitmachen. Da braucht es gar nicht jede einzelne Regel."

Trotz seiner inzwischen 48 Jahre kommt Florian Ambrosius noch immer wie ein Berufsjugendlicher daher. Verstärkt wird der Eindruck, weil er an diesem kalten Freitag bei der Aufzeichnung einer Ausgabe von "Toggo Touchdown" einen viel zu weiten Pullover mit seinen viel zu langen Ärmeln trägt und dadurch im NFL-Studio des Kölner Sendezentrums, wo sonst Buschi oder Coach Esume sitzen, coole Pausenhof-Atmosphäre verströmt. Doch auch wenn seine Haare inzwischen ergraut sind, nimmt man Ambrosius die Toggo-Rolle ab – was auch daran liegt, dass er gar keine Rolle spielen muss, schließlich begleitet ihn der Football schon seit den ganz frühen 90er Jahren.

Er spielte einst mit seinen Lübecker Freunden, aber auch später in den USA, wo er ein Highschool-Jahr absolvierte, und in der GFL 2, der zweithöchsten Football-Spielklasse in Deutschland. "Den Blick auf Football habe ich nie verloren", erzählt Florian Ambrosius. "Immer wenn ich an der Sideline stehe, will ich selbst mitspielen. Das ist vielleicht heute ein kleiner Mehrwert, der mich unterscheidbar macht: Ich weiß, wie es sich auf dem Platz anfühlt."

Zweistellige Marktanteile bei den Kindern

Gemessen an den Reichweiten, ist "Toggo Touchdown" ein vergleichsweise kleines Puzzlestück bei den Bemühungen der Kölner Sendergruppe, die NFL in Deutschland populärer zu machen. Knapp 100.000 Menschen schalteten am vergangenen Samstag ein. Doch nicht zuletzt der Fokus auf den Nachwuchs war es, der die NFL einst davon überzeugte, die Rechte an RTL zu vergeben. Eine Sendung wie diese hatte ProSiebenSat.1, der vorherige Rechteinhaber, schlicht nicht zu bieten. Und so ließ Alexander Steinforth, General Manager der NFL Deutschland, schon beim Rechteerwerb ausrichten, Formate für Kinder würden dem Football-Sport "weiter auf dem deutschen Markt stärken".

Oliver Schablitzki © RTL / Boris Breuer Oliver Schablitzki
Die Bemühungen des Toggo-Teams beschränken sich zudem nicht nur auf das kurze TV-Magazin. Abseits des Fernsehen kommen Angebote im Netz und beim Toggo Radio dazu, wo eine spielerische Wissensvermittlung durch wöchentliche Comedy, aber auch regelmäßige Expertentalks erfolgt. Bei der Toggo-Tour im Sommer brachte außerdem ein Bungee Run den Kids die Sportart Flag-Football näher. "'Toggo Touchdown' sorgt als Markenwelt rund um die NFL im TV, im Web, im Radio und auf Events bereits bei den Kids für Bekanntheit und Fantum", sagt Oliver Schablitzki, seit Beginn des Monats neuer CEO von Super RTL, zur Strategie. "Damit setzt RTL Deutschland einen neuen Standard und macht American Football über alle Altersgruppen erlebbar."

Ob's wirklich hilft, wird man wohl erst in einigen Jahren sagen können. Aber immerhin gab's jüngst am Samstagvorabend bis zu 10,7 Prozent Marktanteil für "Toggo Touchdown" in der Kern-Zielgruppe der 3- bis 13-Jährigen, auf dem Wiederholungs-Sendeplatz am Sonntag waren in der Spitze sogar fast 20 Prozent drin. Und auch die eigentlichen NFL-Spiele bei RTL kratzten jüngst vereinzelt an der Marke von acht Prozent. Dass die meisten Kinder in den entscheidenden Spielphasen längst im Bett liegen, scheint man in Köln nicht als Problem zu sehen. "Die Zeitverschiebung ist allenfalls eine kleine Hürde", räumt Florian Ambrosius ein. "Durch das Sonntagsspiel um 19:00 Uhr ist es jedoch immer möglich, dass die Kids zusammen mit ihren Eltern das erste oder zweite Quarter schauen können. Das ist ein sehr guter Einstieg."

Super Bowl wird "kindgerecht kommentiert"

Dass selbst das Saison-Highlight, der Super Bowl, aufgrund der Zeitverschiebung eher kein klassisches Kids-Event sein wird, weiß man auch in Köln. "Klar, der Beginn der Übertragung um 0:30 Uhr ist sehr spät", sagt Ambrosius, "aber in einigen Bundesländern sind Ferien, dazu kommt der Karneval im Rheinland. Das könnte dazu führen, dass vielleicht doch ein paar Kids wach bleiben. Für alle anderen zeigen wir am Montag die Highlights in einer Sondersendung – kindgerecht kommentiert." Und dafür wird das Team um Ambrosius wie erwähnt sogar in Las Vegas vor Ort sein.

Im Herbst geht’s dann weiter mit dem Projekt, das bewusst langfristig angelegt ist. "Wir haben schon viel geschafft, wenn die Kids auf dem Schulhof einen Football werfen oder ihre Lehrerinnen und Lehrern fragen, ob sie im Sportunterricht auch mal Flag-Football spielen dürfen", betont der Moderator. Und Super-RTL-CEO Oliver Schablitzki denkt gar schon an den übernächsten Schritt: "Ich bin mir sicher, dass die Kinder, die heute 'Toggo Touchdown' gucken, in einigen Jahren echte Fans sein werden oder vielleicht sogar selbst in der NFL spielen, wer weiß."

Das dürfte nicht nur im Sinne der NFL sein, sondern vor allem im Sinne von RTL. Mit neuen deutschen Stars, das weiß man in Köln nur allzu gut, wäre der nächste Schritt gewiss leichter.

"Toggo Touchdown", Samstag und Montag um 19:55 Uhr bei Toggo