Wenn am 14. Juni die Fußball-Europameisterschaft beginnt, haben zahlreiche deutsche Fernsehsender auf den Screenforce Days nicht nur schon ihre Programmvorhaben für die Saison 24/25 vorgestellt, sondern sich programmlich mitunter auch schon in die Sommerpause verabschiedet. Dabei gibt es auch in diesem Jahr wieder mehrere Formate, die einst mal angekündigt wurden, bis heute aber als "vermisst" gelten. So kam etwa der ProSieben-Einkauf "Destination X" bis dato nicht im Programm unter. Bei den International Format Awards hatte das Original gleich zwei Preise gewonnen, ProSieben hatte eine deutsche Version vor knapp einem Jahr für 2024 angekündigt. Sendersprecher Christoph Körfer erklärte, man werde nun im Sommer produzieren und auch noch in diesem Jahr ausstrahlen.



Kandidatinnen und Kandidaten begeben sich in der Sendung auf einen Roadtrip in einem Bus, der allerdings mit komplett verdunkelten Scheiben fährt. Sie müssen an jedem Zielort herausfinden, wo sie sich gerade aufhalten und erhalten dafür immer nur kurze Einblicke - und der ein oder andere Hinweis auf der Fahrt oder am Zielort kann dabei natürlich gewollt in die Irre führen. Während "Destination X" also wohl einer der großen Herbst-Neustarts des Senders wird, ist man von einem anderen Programmvorhaben abgerückt.

ProSieben verzichtet auf "Musical of Your Life"

So wird es keine deutsche Version des belgischen Programms "Musical of Your Life" geben. Die Sendung sei "von anderen Ideen überholt worden", bestätigte Körfer den Verzicht. Die Lizenz für das Format kommt von BE-Entertainment. In dem Format wird das Leben eines Stars in ganz besonderer Form zelebriert – nämlich als Musical. Schlüsselmomente aus dem Leben des Promis werden von Gesangs- und Tanzprofis auf der Bühne dargestellt, während besagter Star selbst neben anderen Zuschauerinnen und Zuschauern im Publikum sitzt. "Wir feiern diese Show", hatte der heutige ProSieben-Senderchef Hannes Hiller noch im vergangenen Hochsommer gesagt.

Während "Musical of Your Life" also ganz auf Eis liegt, ist eine andere Produktion überrascherweise auf die ganz lange Bank geschoben. Schon im Frühjahr 2023 für die ARD umgesetzt wurde "Nord bei Nordost", ein Krimipilot, dessen Titel große Nähe zum Quotenhit "Nord bei Nordwest" hat. Holger Karsten Schmidt, der schon "Nord bei Nordwest" entwickelt hat, hat auch das Drehbuch für den ersten "Nord bei Nordost"-Film geschrieben. Doch weder in der nun ablaufenden Fernsehsaison noch in absehbarer Zeit soll die unter anderem in und um Malchow gedrehte Pilotfolge auch gezeigt werden. Auf DWDL.de-Anfrage erklärte die ARD, dass "Nord bei Nordost" für 2024 nicht mehr eingeplant sei, was vermutlich nicht gerade für die Zukunftsfähigkeit des Projekts an sich sprechen dürfte.

Etwas länger gedauert hat es auch bei einem RTL-Krimiklassiker: Sechs neue Ausgaben der inzwischen zum 90-Minüter umgewandelten Actionserie "Alarm für Cobra 11" wurden zwar bestellt, aber nicht in der Saison 23/24 ausgestrahlt. Vergangenen September hatte sich Hauptdarsteller Erdogan Atalay am Set schwerer verletzt. Er musste operiert werden und verabschiedete sich anschließend in die Reha. Die Dreharbeiten pausierten über Monate. Drei "Cobra 11"-Filme hat RTL aktuell für kommenden Herbst eingeplant, verriet Hauke Bartel, Bereichsleiter Fiction, nun auf DWDL.de-Anfrage. Die Filme bleiben Teil des "Tödlichen Dienst-Tags", der nun erstmals auch im Herbst stattfinden soll. Bartel begründete das so: "Wir freuen uns sehr, dass sich der 'Tödliche Dienst-Tag' so schnell beim Zuschauer etablieren konnte und wir mit unseren spannenden und toll besetzten Krimi-Reihen den Geschmack unseres Publikums treffen konnten."

"Mord im Revier" muss weiter warten

"Mord im Revier", eine RTL-Krimireihe von Tommy Wosch und UFA Fiction, wird indes noch länger warten müssen. Die Serie sei für Frühjahr 2025 eingeplant, heißt es. Gedreht wurden die Filme mit Caro Cult und Eidin Jalali im Sommer 2023. Ebenfalls für kommendes Frühjahr entstehen aktuell – wie bekannt ist – zwei weitere "Dünentod"-Filme. Und weiteres ist offenbar in Planung. Bartel sagte: "Wir wollen dem Zuschauer künftig ein noch klareres Versprechen für den Sendeplatz geben."

Mit dem klaren Versprechen für bestimmte Sendeplätze hängt möglicherweise auch eine andere Hängepartie zusammen. Ende 2022 hatte Sat.1 letztmals seine Spielshow "Geh aufs Ganze" gezeigt. Schon 2023 hatte sich Moderator Jörg Draeger kritisch geäußert und unter anderem berichtet, dass eine weitere Staffel der Show ins Jahr 2024 geschoben sei. Bis dato wurden aber keine neuen Folgen produziert und es sieht nicht danach aus, als ob sich das sehr schnell ändern würde. Sat.1-Sprecher Christoph Körfer sagte zu DWDL.de, dass "dieses Jahr bislang keine neue Folge" geplant sei. Gleichermaßen teilte er aber mit, dass "Geh' aufs Ganze" eine Marke im Sat.1-Programm-Portfolio bleibe. Vielleicht aber eine Marke, die nicht ganz passgenau in die aktuelle Primetime-Ausrichtung passt, die freitags große Showunterhaltung und donnerstags mehr oder weniger klassische Quizshows vorsieht, aber kein "Quiz für dich", wie DWDL kürzlich schon berichtete



In Geduld üben dürfen sich derweil auch Fans von "Ku'damm" - die schon 2022 angekündigte Fortsetzung "Ku'damm 77", wieder geschrieben von Annette Hess, wird nicht mehr in diesem und sicher auch nicht im kommenden Jahr im ZDF ausgestrahlt. "Deadline" hatte kürzlich von Plänen berichtet, dass die neuen Folgen erst 2026 hergestellt werden sollen und somit vermutlich erst für die Fernseh-Saison 26/27 infrage kommen. Dann ist nicht nur die Fußball-Europameisterschaft vorbei, sondern auch schon die nächste Weltmeisterschaft.