US-Networks© DWDL
Keine vier Wochen mehr bis zu den US-Upfronts, der größten TV-Werbevermarkter-Show der Welt. Mitte Mai präsentieren die Networks in New York den Werbekunden und Media-Agenturen, was sie für die TV-Saison 2017/18 planen. Doch dieses Jahr dürfte alles ein bisschen anders laufen als gewohnt. Schuld ist die unbequeme Kombination aus massiven Reichweitenverlusten der großen Sender und drohendem Autorenstreik in Hollywood. Beides macht das Business momentan noch unberechenbarer als sonst. "Die Zeiten sind vorbei, als man sich noch hinter großen Events verstecken konnte, um nach und nach absackende Programm-Line-ups zu verkünden", so Sam Armando, Investment Director der Publicis-Agentur Mediavest Spark, im "Hollywood Reporter". Im Vergleich zum Vorjahr haben die US-Broadcast-Networks durchschnittlich 9 Prozent ihrer Primetime-Reichweiten bei den 18- bis 49-Jährigen verloren. CBS stürzte gar um 21 Prozent ab, The CW um 12 und ABC um 11 Prozent. Fox verzeichnet zwar ein Plus von 5 Prozent – ohne die einmaligen Sport-Events Super Bowl und World Series würde sich freilich ein Minus von 18 Prozent ergeben.

Das nächste Problem steht vor der Tür: Anfang Mai entscheidet die mächtige Gewerkschaft der US-Drehbuchautoren, die Writers Guild of America (WGA), über einen möglichen Streik. Die Verhandlungen mit Studios und Networks über bessere Konditionen für Autoren verlaufen stockend. Käme es zum Arbeitskampf, könnten die Vermarkter ihren Kunden zwar schöne neue Serien ankündigen – ob diese jedoch überhaupt produziert würden, wäre höchst unsicher. Die WGA hat Anfang April bereits sämtliche Programmeinkäufer angeschrieben und vor einer potenziellen Stilllegung des Hollywood-Betriebs gewarnt. Beim letzten großen Autorenstreik 2007/08 war die Zahl der Primetime-Serien um 25 Prozent eingebrochen. Erwartet wird in der US-Mediabranche nun, dass sich die Networks bei den Upfronts auf Zahlen und Leistungsnachweise statt auf Glamour und Serien konzentrieren. CBS hat unlängst zusammen mit Nielsen neue "Total Content"-Ratings eingeführt, die crossmediale Reichweiten über verschiedene Plattformen wiedergeben sollen. Fox wiederum dürfte seine neue Kooperation mit Viacom und Turner vorstellen, die zusätzliche Zuschauerdaten außerhalb des Nielsen-Systems ermitteln soll.



YouTube© YouTube
Der YouTube-Boykott von Werbekunden und Media-Agenturen (DWDL.de berichtete) zeigt Folgen: Google gibt nun erstmals an entscheidender Stelle nach und korrigiert sein Vermarktungsmodell. Um das Problem von Werbung neben Hass- und Terrorvideos anzugehen, müssen YouTube-Kanäle künftig mindestens 10.000 Videoabrufe erreichen, bevor dort Werbemittel ausgespielt werden. Überschreitet ein Publisher diese Schwelle, wird er auf Brand-Safety überprüft. "Wenn alles gut aussieht, darf er am YouTube-Partnerprogramm (YPP) teilnehmen und vor seinen Clips kann Werbung ausgespielt werden", schreibt der Digitalkonzern in seinem Blog. Bislang konnte sich jeder YouTube-Kanal unabhängig von der Zahl seiner Abrufe vermarkten lassen. Gewisse Umsatzeinbußen sind für Google somit vorprogrammiert. Das ist freilich immer noch besser als langfristig die Werbegelder der größten globalen Kunden zu verlieren.

Snapchat© Snapchat
Von Facebook zu Snap: Marianne Bullwinkel wird ab Mai neue Country-Managerin des US-Unternehmens, das neben der Messaging-App Snapchat auch die Videobrille Spectacles anbietet. In dieser Funktion verantwortet sie die Werbevermarktung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ende März war bekannt geworden, dass Bullwinkel ihren bisherigen Arbeitgeber Facebook verlässt (DWDL.de berichtete). Bei Snapchat besteht das Vermarktungsangebot vor allem aus Video-Ads sowie gesponserten Geofiltern und Linsen. Mit dem Antritt von Bullwinkel eröffnet Snap seine erste offizielle Niederlassung in Deutschland. Die Zentrale fürs internationale Geschäft ist seit Jahresbeginn in London.

Havas Media© Havas Media
Die Apple-Tochter Beats by Dre hat eine neue Media-Agentur für Europa, Nahost und Afrika. Havas Media konnte sich im Pitch gegen OMD und the7stars durchsetzen und kümmert sich nun um Mediaplanung und -einkauf der Kopfhörer-Marke. Bisheriger Etatinhaber war die GroupM-Tochter Maxus, die Beats by Dre weiterhin in Asien betreut. Bei Havas kümmert sich Nick Wright, Head of Creative Media, um den Neukunden. Im März hatte die Havas Group ihre Media- und Kreativ-Abteilungen unter einem Dach fusioniert.

SevenOne AdFactory© SevenOne AdFactory
Der ProSiebenSat.1-Vermarkter SevenOne AdFactory hat eine neue Sonderwerbeform für den Kunden Vodafone umgesetzt. Ein sogenannter "Erklärsplit" soll die Vorzüge der digitalen Fernsehplattform GigaTV erläutern. Den Job übernimmt kein Geringerer als Sheldon Cooper aus "The Big Bang Theory". Möglich macht's eine Lizenz, mit der Vodafone eine Szene aus der US-Sitcom innerhalb des Splits nutzen darf. Diese dient als Einstieg, bevor die Synchronstimme von Sheldon, Geritt Schmidt-Foß, das Produkt erklärt. Das Konzept besteht aus Single- und Pre-Splits. Kreation, Media und Produktion stammen von der SevenOne AdFactory. "Mit dieser Idee ist es uns gelungen, ein erklärungsbedürftiges Produkt spannend und unterhaltsam für den Zuschauer aufzumachen", so Tom Schwarz, Geschäftsführer Kreation des Vermarkters.