Seit Jahren tun sich die Öffentlich-Rechtlichen damit schwer, junge Zuschauer zu erreichen. Und auch die oft geforderte Transparenz scheint von ARD und ZDF nicht so leicht umzusetzen sein wie das mancher Kritiker des Systems gerne hätte. Auf dem Medienforum NRW ging es am Freitag daher um die schlilchte, aber zugleich wichtige Frage: "What's next?" - die Diskussion über "Transparenz, Innovation und die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen" gestaltete sich allerdings über weite Strecken hinweg als zäh, was womöglich auch daran lag, dass sie sich zwischenzeitlich in die falsche Richtung bewegte.

Als der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor betonte, dass auch Themen aus dem Bereich Popkultur in Magazinen der ARD stattfinden, erwiderte der Musikproduzent und Journalist Tim Renner: "Gucken Sie sich ihr Programm mal an." Und fragte: "Wo findet Popkultur und Netzkultur statt?" Marmor gab daraufhin zwar zu, dass das "sicher etwas an der einen oder anderen Strecke" fehle, ließ sich von seinem eingeschlagenen Weg allerdings nicht abbringen. Allein: Mit verstärkter Konzentration auf Nischenthemen dürfte die Zuschauerbindung kaum größer werden.

Viel ärgerlicher ist es doch, wenn Formate wie "Mord mit Aussicht" trotz guter Quoten beim jungen Publikum zwei Jahre lang auf ihre Fortsetzung warten müssen - dieser Aspekt wurde auch dem Podium leider nicht berücksichtigt. Der Schweizer Roger de Weck wies allerdings auf das öffentlich-rechtliche Fernsehens in den USA hin, das zwar das zeige, was die großen Networks nicht im Programm hätten, dadurch letztlich aber mit nur noch zwei Prozent Marktanteil keine Rolle mehr spiele. "Das ist Ende des öffentlich-rechtlichen Rundfunks", sagte de Weck auf dem Medienforum NRW.

Daher müssten sich auch ARD und ZDF Programme zeigen, die ein Massenpublikum ansprechen. Da wollte nicht mal der Datenjournalist Lorenz Matzat widersprechen, der sich mit dem Projekt "Open ARD ZDF" für mehr Transparenz bei den Öffentlich-Rechtlichen einsetzt. "Wir haben mit dem öffentlich-rechtlichen System etwas Wunderbares", bekannte er auch gleich zu Beginn. Es bleibe allerdings weit hinter seinen Potenzialen zurück. Stattdessen habe man ein Monster mit vielen Töchtern geschaffen. Bei der ARD wisse zudem eine Hand nicht, was die andere tue, so Matzats Vorwurf.

Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor konterte, der Senderverbund sei eine "Kooperations- und Verwertungsmaschine", bei der "sehr viel mehr kooperiert" werde als anderswo. "Die ARD ist das Kind des Föderalismus", so Marmor weiter. Matzats Forderung, bei wichtigen Entscheidungen die Beitragszahler miteinzubeziehen, wies Marmor mit Blick auf die bestehende Quotenmessung zurück. "Die Abstimmung bekommen wir jeden Tag mit der Fernbedienung", sagte der ARD-Vorsitzende, der sich daraufhin Zweifel an der Art und Weise der Erhebung anzuhören hatte. Und so drehte es sich auch bei der Diskussion über das Fernsehen der Zukunft zwischenzeitlich alles um die Quote. Manche Dinge werden sich eben nie ändern.