Wie schon im vergangenen Jahr macht das Medienforum NRW auch diesmal wieder gemeinsame Sache mit der Breitband-Messe Anga Com - anders als zuletzt werden beide Veranstaltungen ab dem zweiten Tag allerdings getrennte Wege gehen. Dass das ab einem gewissen Punkt sinnvoll ist, zeigte sich schon bei der Eröffnungsveranstaltung. Fast schon verloren wirkte ZDF-Intendant Thomas Bellut, als er zusammen mit Manuel Cubero von Kabel Deutschland und dem CEO von Liberty Global, Michael T. Fries, auf einem Panel saß. Sein Wortanteil hielt sich in Grenzen - immerhin reichte die Zeit allerdings, um die Schlagworte Jugendkanal, Netflix und mobile Nutzung zu erwähnen.

Für die Show sorgten seine Kollegen, allen voran Michael T. Fries, dessen Meinung zu Netflix sich inzwischen massiv verändert hat. "Wir müssen Netflix danken", sagte er in Köln. Noch vor einigen Jahren hätte er von einer "Love/Hate"-Beziehung gesprochen. Inzwischen sei es jedoch "Love/Love", weil man von Netflix, Amazon oder Maxdome gelernt habe. Es gehe gar nicht wirklich um die Inhalte, sondern um die App. "Als wir das realisierten, entwickelten wir Horizon Go, wo Sie jeden Kanal zu jeder Zeit sehen können und im Programmguide sieben Tage zurückgehen können." All das biete man kostenlos an. "Warum also für Netflix acht Euro für eine beschränkte Anzahl von Inhalten zahlen, während wir alle Sendungen und Programme umsonst mit dem Kabelzugang liefern?"

Ein wichtiges Anliegen brachte ZDF-Intendant Thomas Bellut als Zaungast des Podiums dann doch noch unter: "Netzneutralität ist sehr wichtig", betonte er und verwies auf den "gesellschaftlichen Einfluss" der Kabelnetzbetreiber. Erstaunlich offen ging KDG-Geschäftsführer Manuel Cubero mit diesem Thema um. Natürlich wolle man Geschäftskunden mit dem Bedarf zur priorisierten Datenübertragung entsprechende Angebote machen, sagte er. Damit würde man aber niemanden diskriminieren. Seine Logik überrascht: Wenn ein Anbieter wie Netflix viel Geld bezahlt, um auf schnellerem Wege zu seinen Kunden zu können, dann würde man Wettbewerbern das gleiche Angebot machen. Zeit, um über diese eigenwillige Ansicht zu streiten, blieb allerdings nicht.

Es folgte nämlich schon eine weitere Runde - an der diesmal mit Conrad Albert und Marc Schröder auch Vertreter von ProSiebenSat.1 und RTL teilnahmen. Thematisch ging es nicht zuletzt um künftige Verbreitungswege, darunter DVB-T2. "Wir haben DBV-T am Leben gehalten - anders als die Kollegen aus Köln", stichelte Conrad Albert, Vorstand Legal, Distribution & Regulatory Affairs bei ProSiebenSat.1, bei der Eröffnung von Anga Com und Medienforum NRW in Richtung der Mediengruppe RTL Deutschland, die die Verbreitung via Antenne zunächst einstellen wollte - bis sie im vorigen Jahr ihren Rückzieher bekanntgab. Früher habe man die Infrastruktur von DVB-T in Frage gestellt, konterte RTL-Mann Marc Schröder.

Den Rückzieher verteidigte er, weil sich mit DVB-T2 "erstmals ein tragbares kommerzielles Geschäftsmodell für digitales Antennenfernsehen" abzeichnete. Über die neue Plattform, die in den kommenden Jahren in Deutschland eingeführt werden soll, sollen Free-TV-Sender in HD-Qualität und verschlüsselt angeboten werden können - also analog zu der Strategie, wie sie etwa die Astra-Satellitenplattform HD+ verfolgt. Offen steht Schröder unterdessen auch dem Thema Ultra-HD - oft auch 4K genannt - gegenüber. "UHD ist unausweichlich", betonte Schröder. Es brauche allerdings eine kritische Masse, damit sich der Umstieg lohnt. "Aber es wird kommen - und es wird schnell kommen." Damit werde dann auch ein neuer Investitionsschub einhergehen, schließlich müsste die komplette Sendetechnik UDH-fähig gemacht werden.

Noch etwas zurückhaltender äußerte sich Conrad Albert. Die Diskussion sei ihrer Zeit momentan voraus. Das klassische HD gelte schon als abgefrühstückt, "obwohl es erst in den Anfängen steht". Ziel sei es, den Sehngewohnheiten der Zuschauer zu folgen und sich in Zukunft stärker europäisch zu orientieren. "Wir haben in Europa eigentlich die Stärke, schaffen es aber nicht, die PS auf die Straße zu bringen", sagte der ProSiebenSat.1-Mann mit Blick auf Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem eigentlich größeren europäischen Markt. Die Mediengruppe RTL Deutschland will den Fokus unterdessen vor allem auf Inhalte legen, wie Schröder erklärte. Es gehe darum, "unverwechselbar zu bleiben". Die Distribution sei letztlich vor allem "Mittel zum Zweck".