Es ist ein steiniger Weg, auf den sich Sport1 gemacht hat: Zusammen mit dem neuen Anteilseigner Acunmedya setzt man nun schon seit geraumer Zeit auf große Show-Eigenproduktionen, mit denen man weite Teile des Programms füllt. Das Ziel: Neue Zielgruppen - und damit auch Werbetöpfe - erschließen. Und während "Exatlon" zum Start der Show-Initiative ein inhaltlich passender Fit war, sah und sieht das bei "My Style Rocks" (Mode), "Power of Love" (Dating) und "MasterChef" (Kochen) ganz anders aus, wie unter anderem die täglichen Quoten zeigen. Nun ist das neue Primetime-Format "Darts Party" gestartet - und hier machen Sport1 und Acunmedya einiges richtig. 

Zunächst einmal: Das Thema Darts liegt auf der Hand. Die Sportart gehört zu den erfolgreichsten beim Sender, auch fernab der prestigeträchtigen WM sind die Quoten gut. Da macht es natürlich Sinn, das in irgendeiner Weise in Show-Form weiter zu denken - dabei wählen Sport1 und Acunmedya jetzt einen deutlich anderen Ansatz als ProSieben, das mit der "Promi Darts-WM" ja auch regelmäßig punkten kann. 

Im neuen und selbst entwickelten (!) Format "Darts Party" treten in jeder Ausgabe sechs Kandidatinnen und Kandidaten gegeneinander an. Sie müssen dabei in einer Arena einen Hindernisparcours unter erschwerten Bedingungen überwinden, um am Ende eine Runde Darts spielen zu können. Die vier Tagessieger treten schließlich am Ende der Woche in einem kleinen Finale gegeneinander an. Am Ende gibt es zwischen den Wochensiegern ein großes Finale. 

Schon alleine die Tatsache, dass Acunmedya und Sport1 hier Geld für eine Eigenentwicklung in die Hand genommen haben, muss man ihnen hoch anrechnen. Acunmedya wagt hier im deutschen Markt auch etwas Neues, was nicht selbstverständlich ist. Bislang hatte man sich auf Formate verlassen, die so auch im Ausland laufen und funktionieren. Gedreht wurde die "Darts Party" in der Dominikanischen Republik, wo die Türken einen großen Produktionshub betreiben. Und so ist es dann auch zu erklären, dass "Darts Party" hochwertig aussieht - und an eine Mischung aus "Ninja Warrior" und "Takeshi's Castle" erinnert. 

Darts Party © Screenshot Sport1 In einer großen Arena müssen die Teilnehmenden erst einen Parcours überwinden, bevor sie Darts spielen können

Und so müssen sich die Kandidatinnen und Kandidaten zum Auftakt auf einer rutschigen Plattform halten, während diese sich hin- und herbewegt - und sie gleichzeitig mit Wasser beschossen werden. Am Ende des Spiels treten immer zwei Teilnehmende im 501er Darts gegeneinander an, wobei es die Single-Out-Regel gibt. Es muss also kein Doppelfeld getroffen werden, um das Match zu beenden. Das ist sinnvoll, denn es dauert auch so schon lange genug, den Darts-Amateuren dabei zuzusehen, wie sie von 501 auf 0 kommen. Teilweise müssen sie auch noch mehr Punkte erreichen: Wer zuvor im Spiel nämlich ins Wasser fällt, erhält für die Darts-Partie 50 Strafpunkte. Und trotz Längen hat auch dieses Darts-Duell immer wieder gute Spannungsmomente. 

Schnelle Show, die nur selten Tempo verliert

Damit zeigt "Darts Party" schon von Anfang an ein recht durchdachtes Konzept, das gut zum Sender passt. Zumindest besser als Mode- oder Kochshows. Der Mix aus lustigen Aktionen und vermeintlich ernstem Darts passt gut. Das gilt auch für das Spiel, dem sich die drei Gewinner aus den vorherigen Duellen stellen müssen. Dabei müssen sie eine bestimmte Punktzahl am Dartboard erreichen. Schaffen sie das nicht, fallen sie irgendwann ins Wasser. 

Aufatmen kann man dank "Darts Party" auch endlich in der Ismaninger Postproduktion, die durch das Format nicht mehr arbeitslos ist. Im Vergleich zu beispielsweise "MasterChef" kommt "Darts Party" mit seinen brutto zwei Stunden schon fast kurz daher. Da liegt es in der Natur der Sache, dass auch immer wieder geschnitten werden musste, um nicht zu langatmig zu werden - eine Vorgehensweise, die man sich als Zuschauer auch bei der Kochshow gewünscht hätte. 

Ausnahmsweise keine Kosten und Mühen gescheut

Es kommt bei der "Darts Party" jedenfalls selten Langeweile auf. Das liegt auch daran, dass man mit Elmar Paulke und Negah Amiri ein Moderationsduo engagiert hat, das bereits zum Start erstaunlich gut harmoniert. Vor allem der Humor zwischen den beiden stimmt: "Sport1 hat keine Kosten und Mühen gescheut", sagt Amiri zu Beginn der ersten Ausgabe über das neue Format. Und Paulke schiebt gleich hinterher: "Ausnahmsweise!". Und tatsächlich macht es einiges her, wenn die beiden Moderatoren zunächst noch vor einem weitestgehend dunklen Hintergrund moderieren - und sich plötzlich die Arena hinter ihnen auftut. 

Auch so funktionieren die beiden Moderatoren gut miteinander, wobei die Rollen klar verteilt sind. Paulke ist der Darts-Experte, der immer wieder auch dann vermeintliche Strategien der Kandidaten analysiert, wenn es sie vermutlich gar nicht gibt. Amiri bringt eine frische Note in die Show, durch die man nicht vergisst, dass es vor allem um Unterhaltung geht. Wenn es an das Dartboard geht, erschöpfen sich Amiris Kommentare jedoch schnell in Aussagen wie "krass", "oha", "alter" und "spannend". Aber auch da ist die Moderatorin offenherzig und fragt Paulke irgendwann, was eigentlich passiert, wenn die Teilnehmenden überwerfen. Sowohl Paulke und Amiri haben Spaß an der Show - und das merkt man ihnen an. 

Hin und wieder ist die "Darts Party" etwas überdreht, aber in sich ist das Format sehr stimmig. Es gibt aber auch durchaus Schwächen. Wenn Paulke und Amiri die Spiele kommentieren, schauen sie immer weg von der Arena - offenbar auf Bildschirme vor ihnen. Da kann man irgendwann das Gefühl bekommen, sie würden vor einem Greenscreen stehen, tatsächlich sind aber auch sie vor Ort in der Dominikanischen Republik. Das sollte man noch viel stärker herausarbeiten. 

Paulke und Amiri zu weit weg vom Geschehen

Offenbar haben die beiden Moderatoren in den Darts-Runden auch nicht die beste Sicht auf das, was sich in der Arena abspielt. Darts-Experte Paulke nennt jedenfalls mehrere Male ein falsches Ergebnis, das die Kandidaten geworfen haben. Und vielleicht könnte Negah Amiri damit aufhören, gefühlt alle Teilnehmenden nach ihrem Beziehungsstatus zu fragen. Das ist ja vielleicht einmal ganz unterhaltsam, hat zum Auftakt aber etwas Überhand genommen. 

Es sind im Prinzip nur kleinere Stellschrauben, an denen Sport1 und Acunmedya drehen müssen. "Darts Party" ist auch so schon jetzt eine sehenswerte Unterhaltungsshow. Der Praxistest folgt in den kommenden Tagen: Die Quoten zum Auftakt waren gut. Aber kann der Sender die Zuschauerzahlen und Marktanteile wirklich halten, wenn das Format ab sofort an fünf Tagen pro Woche läuft? Die Strategie der beiden Unternehmen ist auch bei "Darts Party" klar, hier soll massiv Sendezeit gefüllt werden. Immerhin funktioniert das in diesem Fall aber mit ein bisschen mehr Köpfchen als zuvor bei "MasterChef". 

Eins ist nach dem Start von "Darts Party" jedenfalls klar: Sport1 ist aktuell einer der spannendsten Sender im deutschen Fernsehen. Und eine kleine Wundertüte noch dazu. 

Sport1 zeigt insgesamt 25 Folgen von "Darts Party" montags bis freitags um 20:15 Uhr. Solange donnerstags die Darts Premier League läuft, weicht man auf den Samstag aus.