Eine Villa "mit Pool, Palmen und perfektem Licht" versprach Sat.1 der Prominenz, als der Sender sie nach Thailand schickte – und Ronald Schill, einst als "Richter Gnadenlos" bekannt, frohlockt beim Betreten der ansehnlichen Räumlichkeiten bereits: "Endlich mal ein Ambiente hier!"

Doch der (Geld-)Schein trügt: Es dauert nicht lange, ehe ein paar fleißige Hände alles aus dem Haus schaffen, was Luxus verspricht. Und dann kommt auch noch Moderatorin Verona Pooth und offenbart die Preisliste für all diejenigen, die sich in den kommenden Tagen nicht von stillem Wasser und zu Püree verarbeiteter Margherita-Pizza ernähren wollen: Ein Schokoriegel kostet 100 Euro, eine Packung Toast schlägt mit 400 Euro zu Buche und wer Champagner schlürfen will, muss gleich satte 1.200 Euro blechen.

Das Problem: Bezahlt werden muss die Kohle nicht vom privaten Konto – sie wird einfach von der späteren Gewinnsumme abgezogen, sodass nach zwei Tagen voller Saus, Braus und Sprudelwasser schon mehr als 60.000 Euro von der ursprünglichen Viertelmillion fehlen. Klar, dass Aufregung und Streit vorprogrammiert sind in der "Villa der Versuchung", dem jüngsten Reality-Neustart, dessen Titel Assoziationen mit "Temptation Island" weckt, auch wenn das von Banijay Productions Germany produzierte Format in Wahrheit auch einen Hauch von "Raus aus den Schulden" hat – nur ohne Flipchart und, Gott hab' ihn selig, Peter Zwegat.

Tatsächlich kommt die "Villa der Versuchung" im inzwischen doch sehr überstrapazierten Reality-Genre einigermaßen frisch daher, weil es glücklicherweise mal nicht um Liebe, Lust und Löffelchenstellung geht. Sicher, auch im Dschungel oder bei "Promi Big Brother" ist der Verzicht auf Luxus regelmäßig Gegenstand der Show, doch so sehr wie hier hat vermutlich noch keine Realityshow aufs Geld geschaut (was für Kandidat Jimi Blue Ochsenknecht auch im wahren Leben eine Hilfe hätte sein können).

Allerdings ist die Sache mit der Abrechnung auch ziemlich berechenbar, denn die Macher haben den Cast freilich mit Augenmaß zusammengestellt, sodass sich ziemlich schnell erkennen lässt, wer – wie Jasmin Herren ("meine finanzielle Situation sieht scheiße aus") – aufs Geld bedacht ist oder wer – wie Realitysternchen Kevin Schäfer ("Augen zu und Karte durch") – die Kohle am liebsten zum Fenster rauswerfen würde. Dass sich in der finalen Abstimmung am Ende der ersten Folge die Lager exakt teilen, darf daher mit einiger Sicherheit nicht als Zufall betrachtet werden.

Immerhin: Durch einen schnellen Einstieg und den Verzicht auf eine langwierige Vorstellungsrunde nimmt die "Villa der Versuchung" schnell Fahrt auf. Und kreative Ideen wie der kurzen Auftritt von Teleshopping-Moderator Sascha Heyna, der im besten QVC-Stil die Nutzung des Pools zum Schnäppchenpreis als "Kracher des Tages" anpreist, tragen ihr Übriges zum Gelingen bei. Klug auch, dass bei der obligatorischen Rauswahl nicht nur Sympathie eine Rolle spielt, sondern auch das zuvor erspielte "Kopfgeld", das im Falle einer Stimmenmehrheit vom Kontostand abgezogen wird.

Ob die Idee allerdings das Zeug dazu hat, über acht Folgen hinweg zu tragen, steht auf einem anderen Blatt. Und so müssen also nicht nur die Promis hoffen, dass die Rechnung aufgeht – sondern auch Sat.1.

"Villa der Versuchung", montags um 20:15 Uhr in Sat.1