Produktaffin muss ein Blatt wie "Rich" auch sein. Schließlich hat man die millionenschwere Zielgruppe wegen des Konsums im Blick - und nicht wegen ihrer Spendenbereitschaft. Doch auch die wird mit der "Rich Society Foundation" und "Children for ab better world" angesprochen. Allerdings nur als "Anreicherung im "Enriched"-Ressort am Ende des Hefts. Dort findet sich auch die Kultur-Geschichte.

"Die Anzeigenkunden suchen Magazine mit wenig Streuverlusten. Und das bieten wir", sagt Wrede und sieht sich im Vorteil gegenüber den wöchentlichen und monatlichen Hochglanzmagazinen am Kiosk, die auch die "Leistungselite" im Visier haben.

"Wir werben um ähnliche Leserinnen und Leser wie diese Magazine, aber im Gegensatz zu ihnen sprechen wir eine homogene Zielgruppe an. Aufgrund unseres Distributionskonzepts müssen wir keine redaktionellen Kompromisse eingehen. Daher können wir sowohl auf Knut, Prinz William oder Paris Hilton auf dem Titel verzichten und uns auf Luxusthemen und Talk Value konzentrieren“, argumentiert der Chefredakteur in Anspielung auf die „Vanity Fair“.


In weniger als einer Viertelstunde lässt sich das Heft mit seinen derzeit 204 Seiten durchblättern, wenn man nicht an Themen wie „Schmuck und Uhren als Kunststücke“, „Survival Beauty-Sets für Vielflieger“ oder „Planen Sie die perfekte Dinner-Party“ hängen bleibt. Anspechendes Lesesefutter für die vertiefende Lektüre nach der ersten Durchsicht gibt es für Lifestyle-Interessierte ebenso, wie Bilderstrecken, die die beschriebenen Accessoires in einem eigenen, pompösen Stil in Szene setzen.

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Die Themenauswahl der Nullnummer richtet sich an ein Publikum, das eines eint: Genügend Kleingeld, um sich ernsthaft Gedanken um die Anschaffung teurer Zigarren oder Privatjets zu machen. Dabei spricht das Blatt Männer wie Frauen thematisch gleichermaßen an. Es stellt sich nach der ersten Durchsicht lediglich die Frage der Relevanz der Themen. Ein nicht unwichtiger Punkt - will man doch die Leistungsträger der Gesellschaft ansprechen. Da täte ein wenig mehr Tiefgang sicher nicht schlecht.

Schließlich soll „Rich“ nicht nur dem Werbemarkt, sondern auch der Presselandschaft neue Impulse geben. Wrede kündigt an, auch mit Geschichten aufzuwarten, über die man sprechen wird. „Wir werden auch überraschen mit Leuten, die weniger bekannt sind“. Man will mit dem neuen Magazin die wirtschaftlich erfolgreichen Menschen im Lande erreichen, allerdings fester Bestandteil der Freizeit werden. Auf Business-Leser hat man es nicht abgesehen.

„Die Zeitschrift wird am ersten Samstag des Monats ausgeliefert. Ich bin mir sicher, dass wir auf dem Coffeetable landen werden“, beschreibt Wrede die erhoffte Lesesituation des Publikums, das das Heft auf der Grundlage einer Analyse der Gesellschaft für Konsumforschung je zwei mal unverlangt nach Hause geschickt bekommt. Und dort macht sie sich sicher nicht schlecht. Aber nach dem Blick in die Nullnummer bleibt der Eindruck, es verhält sich mit „Rich“ wie mit vielen Dingen im Exklusiv-Segment: Nice to have statt Must-have.