Logo: Clipfish.deWill man wissen, wo welche TV-Inhalte legal auch online verfügbar sind, dann machen es einem die deutschen Privatsender nicht einfach: Während das Problem der öffentlich-rechtlichen ZDF-Mediathek nur in ihrer Unvollständigkeit liegt, legen die Privatsender noch einen oben drauf und verwirren mit unterschiedlichen Plattformen und nicht immer ersichtlichen Verbreitungswegen.

Ganz aktuell demonstrierte RTL, wie man seine Zuschauer im Web unnötig in die Irre führen kann. Bei der gerade beendeten sechsten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" verzichtete man - anders als zuvor - im TV-Programm auf eine Einbindung des eigenen Videoportals Clipfish. Erste Adresse für "DSDS"-Videos sollte RTL.de sein. Offenbar hat da die Kraft der eigenen TV-Marke gegen den Versuch, sein vergleichsweise unbekannteres Videoportal Clipfish zu promoten, gewonnen.  
 

 
Dort, bei Clipfish, finden sich auch nur die gleichen Videos wie auf RTL.de. Den Liebesentzug muss das Videoportal kompensieren. Wie alle Videoportale suchte man in den vergangenen Wochen und Monaten den Schulterschluss mit Plattenfirmen und Content-Partnern, um den Nachschub an professionellen Inhalten sicherzustellen. Denn ob Clipfish, MyVideo oder auch das sender-unabhängige Sevenload: Alle Videoportale sehen ihre Zukunft inzwischen weniger im Geschäft mit User-Generated-Content.

Auch wenn dieser weiterhin eine Rolle spielen werde, so lasse er sich einfach nicht vermarkten, heißt es hinter vorgehaltener Hand bei allen deutschen Videoportalen. Ein Problem, dass auch Branchenprimus YouTube kennt. Und der Erfolg des VoD-Portals Hulu in den USA erhöht den Druck auf die klassischen Videoportale, eine erfolgsversprechende Nische zu finden - egal ob drüben in den USA oder bei uns in Deutschland. Hulu.com bietet komplette TV-Sendungen zahlreicher US-Sender gratis, weil werbefinanziert.

MyVideoClipfish und MyVideo dienen immer mal wieder Castingaufrufen für TV-Show der jeweiligen Sendergruppe. Und ganz aktuell ruft Clipfish zum Einsenden von Fragen für die RTL-Gesprächsrunde mit Kanzlerin Angela Merkel auf. Bei MyVideo hingegen spielt gerade "Germanys Next Topmodel" eine größere Rolle. Und doch: Auch hier weiß man den Zuschauer bzw. Internet-Nutzer zu verwirren. Denn MyVideo zeigt nur kurze Clips aus der Sendung, nicht die ganze Sendung. Die gibt es zwar dafür bei ProSieben.de - doch einen Hinweis darauf bekommt der MyVideo.de-Nutzer nicht.

Der muss also schon erfolgreich raten, wo welcher Inhalt zu finden ist. Bei der ProSiebenSat.1 Media AG hatte man sehr früh mit dem VoD-Angebot Maxdome einen Verbreitungsweg für Online-Videos professioneller Art gefunden. Da die Marke Maxdome jedoch für zahlungspflichtigen Content steht, hat man die sogenannte CatchUp-Funktion für aktuelle TV-Formate lieber auf den Sender-Websites selbst integriert. Dort lassen sich eine Woche lang TV-Sendungen online ansehen. Allerdings längst nicht alle - wegen immer noch teils horrender Lizenzgebühren für VoD-Rechte.

Doch bevor darüber gejammert wird, sollten die Fernsehsender erst einmal ihre Hausaufgaben erledigen. Denn ProSiebenSat.1 schafft es beispielsweise, die Konfusion perfekt zu machen: Inzwischen gibt es auch kostenlose Inhalte bei Maxdome. Allerdings nicht die gleichen wie bei ProSieben.de, aber irgendwelche. Eine Logik dahinter sucht man vergeblich. Noch kurioser wird es, wenn jetzt auch noch das Video-Schnipsel-Portal MyVideo.de dem VoD-Angebot Maxdome Konkurrenz macht und online ganze Hollywood-Spielfilme anbietet.

RTL NowDie gibt es übrigens auch ab und an bei RTLnow.de, dem CatchUp-TV-Angebot von RTL. Dort finden sich zwischen TV-Eigenproduktionen, die mal kostenfrei, mal kostenpflichtig sind, auch der ein oder andere Hollywood-Spielfilm. Kommuniziert wird das von RTL bislang kaum. Und eine Online-Videothek wolle man auch nicht werden, betont man auf Nachfrage. Anbieten tut man es aber trotzdem. Und die Verwirrung beim Nutzer ist komplett, denn wann welche Videos bei RTLnow auftauchen, weiß er vorher nicht und muss sie auf gut Glück zwischen den Eigenproduktionen suchen.

Was wo online zu finden ist: Es bleibt bei RTL und ProSiebenSat.1 eben ein Rätsel. Der Erfolg von Hulu in den USA könnte allerdings eine Lehre sein. Wenn konkurrierende Fernsehsender im Web kooperieren und gemeinsam im Web eine bekannte Marke mit klarem und einfachem Angebot schaffen, kann es klappen. In einer solchen Strategie wäre für Clipfish und MyVideo allerdings kein Platz.