Theo KollDas vorläufige amtliche Endergebnis der NRW-Wahl ließ lange auf sich warten. Erst nach 2 Uhr nachts kam die offizielle Bestätigung: Die CDU liegt am Ende mit gut 6.000 Stimmen vor der SPD und erreicht in Prozenten mit 34,6 Prozent der abgegebenen Stimmen einen hauchdünnen Vorsprung von 0,1 Prozent gegenüber der SPD mit 34,5 Prozent. Ein dramatischer Wahlabend in Nordrhein-Westfalen endet damit anders als er anfing: Da sahen Prognosen und erste Hochrechnungen sowohl von ARD als auch ZDF die SPD noch als stärkste Kraft im bevölkerungsstärksten Bundesland.

Doch während Infratest Dimap in der ARD bereits vor 19 Uhr die CDU leicht vor der SPD sah und damit den am Ende des Wahlabends entscheidenden Trend vorweg nahm, hielt die Forschungsgruppe Wahlen im ZDF bis zu ihrer letzten Hochrechnung um kurz vor Mitternacht an der Führung für die SPD fest. Das vorläufige amtliche Endergebnis verfestigte dann die Blamage. Zwar geht es hier nur um wenige tausend Stimmen und dennoch um die wichtige Frage: Wer liegt vorne? Hier gab das ZDF am Sonntagabend über Stunden hinweg die falsche Antwort. Der neue Mann für die Zahlen im ZDF, Theo Koll, hätte sich seine Premiere auch besser vorstellen können.
 

 
Doch nicht nur das vorläufige amtliche Endergebnis blamierte die Forschungsgruppe Wahlen. Der geschätzte Kollege und Statistik-Experte Jens Schröder, im Netz bekannt als "Popkulturjunkie" bzw. Zahlen-Mann bei den Kollegen von Meedia, rechnete ebenfalls mit. Um Mitternacht, als die Forschungsgruppe Wahlen im ZDF noch nicht schlauer war, hielt er es nach seinen Analysen für unmöglich, dass die SPD am Ende vorne liegen wird, wie er via Twitter wissen ließ. Und schon um 0:44 Uhr und damit anderthalb Stunden vor der bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses veröffentlichte Schröder seine Berechnungen - und sie stimmten exakt.

Vorgeführt von der ARD und einem Statistik-Experten, wird das ZDF an diesem Montag ebenso wie die Parteien in NRW den Wahlabend ganz genau analysieren müssen. Denn neben der Tatsache, dass man den entscheidenden Trend in den Hochrechnungen über Stunden hinweg verschlafen hat, bot das ZDF auch inhaltlich am Sonntagabend das schwächere Bild. Die erste prominente Talkrunde gab es Minuten nach der ersten Prognose etwa in der ARD. Und nicht nur das: Das Duo Plasberg/Schönenborn schlug sich deutlich besser als Bettina Schausten und Theo Koll im ZDF.