Foto: ARDAnne Will und Frank Plasberg sind seit gestern Kollateralschäden des unbedingten Willens der ARD, Günther Jauch zu sich zu holen. Angerichtet wurde der Schaden allerdings nicht vom RTL-Moderator, dem hier keinerlei Schuld unterstellt werden soll, - sondern der ARD selbst. Sie informierte offenbar zahlreiche Betroffene im Detonationsradius erst kurz bevor gestern Mittag die Bombe platzte. Der Preis, den die ARD für die spektakuläre Neuverpflichtung  und dessen Kommunikation zahlt, könnte über das hinaus gehen, was im Vertrag mit Günther Jauch steht. Besonders hart trifft es natürlich Anne Will. Vor nicht einmal drei Jahren trat sie die Nachfolge von Sabine Christiansen am Sonntagabend an und weiß seit gestern: Bis Sommer 2011 darf sie jetzt ein Jahr lang Platzhalter für Günther Jauch spielen.

Sich damit abzufinden wäre vermutlich einfacher gefallen, hätte sie und ihr Team es nicht nach eigener Aussage gestern erst wenige Stunden vor der Pressemitteilung erfahren. Man wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Doch offenbar wollte die ARD diesmal kein Risiko eingehen und hielt alles bis zuletzt unter Verschluss. Anne Will soll jetzt ein neuer Sendeplatz angeboten werden. Wie der aussehen wird, da sind sich alle Beobachter einig: Weil DasErste gestern bereits mitteilte, dass man von Montag bis Donnerstag künftig nach den "Tagesthemen" vier Talkshows etablieren will und dafür sogar Harald Schmidt seinen Sendeplatz am Donnerstag räumen soll, dürfte es genau dieser Abend werden. Problem daran: Damit würde Will am gleichen Abend um Publikum und Gäste kämpfen wie Maybrit Illner im ZDF. Keine attraktive Perspektive.
 

 
Was Will dazu sagt? Vorerst wohl nichts. "Der NDR beabsichtigt, uns einen alternativen Sendeplatz im Ersten anzubieten. Darüber werden wir in aller Ruhe nach unserer Sommerpause entscheiden", teilte ihre Produktionsfirma mit. Als dritter ARD-Polittalk zeitgleich gegen die ZDF-Konkurrenz auf Sendung zu gehen, dürfte allerdings keine ernstzunehmende Option sein. Oder um es klarer zu formulieren: Dieses Spiel wird Anne Will wohl kaum mitspielen. Dass man sich vorerst allerdings bedeckt hält und abwartet, hat einen guten Grund. Denn neben Anne Will hat die ARD auch Frank Plasberg vor den Kopf gestoßen.

Frank PlasbergAuch hier ist unklar, wie es weiter geht. Er war der eigentliche Polittalk-Star im Ersten und verband zuletzt in einigen Formaten, vom Typ ganz wie auch Jauch, sein seriöses Image mit dem eines gepflegten Entertainers. Jauch und Plasberg - das sind nicht nur zwei sehr ähnliche Typen, sie schätzen sich auch gegenseitig sehr. Das dürfte jetzt allerdings auf eine harte Probe gestellt werden. Denn die im Zuge von Jauchs Verpflichtung gemachte Ankündigung des Ersten, künftig die "Tagesthemen" von Montag bis Donnerstag zur gleichen Zeit starten zu lassen - es trifft insbesondere "Hart aber fair". Der Sendeplatz am Mittwochabend um 21.45 Uhr kann damit nicht bleiben, wenn die Anfangszeit der einheitlichen "Tagesthemen" den Polittalk beschneiden würden.
 
Wo also soll er hin, der Plasberg? "Ich bin in Sachen Sendeplatz ganz gelassen und vertraue darauf, dass eine Sendung, die beim Publikum so gut ankommt, auch einen guten Sendeplatz bekommt", sagte er gegenüber Quotenmeter.de. Besser hätte er nicht reagieren können. Was gelassen klingt, ist schon eine klare Ansage. Denn zwischen den Zeilen gelesen, dürfte für Plasberg damit eine Verschiebung auf die geplante Talk-Schiene nach den "Tagesthemen" nicht in Frage kommen. Und die Alternative ist schwer vorstellbar: DasErste wird kaum "Hart aber fair" vorziehen und damit am Mittwochabend zwei Talkshows auf Sendung schicken. Eine verfahrene Situation für die DasErste-Programmdirektor Volker Herres eine Lösung finden muss. Die Aufräumarbeiten nach der Bombe gestern dürften noch lange dauern. Nicht selten sind sie übrigens das, was richtig teuer wird. Es könnte die ARD einen ihrer Polittalk-Stars kosten.