Grafik: DWDL.deWenn Anke Schäferkordt am 1. September ihr fünfjähriges Dienstjubiläum an der Spitze von Deutschlands erfolgreichstem Privatsender feiert, hat sie sich das erste Geschenk bereits selbst gemacht. Die Geschichte dazu beginnt vor fünf Jahren. Es war ein durchwachsener Sommertag in Hamburg. Die Sender RTL, Vox, Super RTL und n-tv hatten zur gemeinsamen Programmpräsentation in den noblen Hamburger Stadtteil Blankenese eingeladen.

Doch es gab an diesem 10. August 2005 etwas, was mit noch größerer Spannung erwartet wurde als die neuen Programme: Der erste Auftritt von Anke Schäferkordt als designierte RTL-Geschäftsführerin. Und Schäferkordt enttäuschte nicht. In Erinnerung blieb damals besonders eine Aussage: "RTL soll zur alten Flughöhe von 17 Prozent Marktanteil zurückkehren", erklärte sie zum Amtsantritt. Gemeint war die Performance in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.

In jenem Jahr lag RTL im Durchschnitt bei 16,0 Prozent - mehr als zwei Prozentpunkte unter dem, was die Kölner zwei Jahre zuvor verzeichneten. Konkurrent Sat.1 wurde zu dieser Zeit gerade durch den Vorabend-Erfolg "Verliebt in Berlin" so gefährlich wie lange nicht und nach dem kurzen Abenteuer Marc Conrad sollte Schäferkordt den etwas strauchelnden Marktführer wieder auf Kurs bringen.
 

 
Inhaltlich setzte Schäferkordt schon zum Amtsantritt auf Evolution statt Revolution und rückblickend auf fünf Jahre lässt sich auch heute festhalten: Schäferkordt hat den Sender nicht durch bestimmte Genres geprägt. Sie steht nicht für ein Genre, auch wenn in ihre Amtszeit der Boom der Dokusoaps und Coaching-Formate fällt. Schäferkordt hat RTL etwas anderes geschenkt: Planbarkeit.

Anke SchäferkordtWie sich die Zeiten doch ändern: Früher wurde sie dafür kritisiert. Schäferkordt? Das war doch die Controllerin. Die, die das Programm verwaltet statt gestaltet. Während andere wilde Experimente wagten, wurde RTL für seine Mutlosigkeit kritisiert. Auch von uns. Innovation und vielleicht auch Provokation hatten einen höheren Stellenwert als Verlässlichkeit. Die ist schön, aber eben nicht sexy. Dann aber kam die Krise.

Und heute? Die, die damals experimentiert haben, haben sich daran längst die Finger verbrannt. Gerade bei der Konkurrenz aus Unterföhring drehte sich das Personalkarussell in manchmal beängstigendem Tempo und mit ihm die Strategien, wie man dem Marktführer aus Köln denn Marktanteile abjagen könnte. RTL bzw. Chefin Anke Schäferkordt wurde höchstens beim Zusehen schwindelig. Sie hielt Kurs.