RTL II - its fun© RTL II

Ohne die Einschaltquoten von "Tatort Internet" zu kennen, dürfte schon klar sein, dass die Diskussion über eine Dokumentation zum gleichen Thema bei den Öffentlich-Rechtlichen und ohne die Unterstützung von Frau zu Guttenberg eine deutlich geringe Aufregung verursacht hätten. Und wenn darüber diskutiert worden wäre, dann sicher in den Feuilletons womit kaum die erreicht würden, die RTL II mit dem Format erreichen will: Den im wahrsten Sinne des Wortes einfachen Zuschauer. Und wieder die Frage: Heiligt der Zweck in diesem Fall also die Mittel? Eine Antwort daruf zu geben, fällt schwer.

Wenn man eine mögliche Antipathie gegen Frau zu Guttenberg und ihre persönlichen politischen Ansichten beiseite lässt, muss man zumindest festhalten: Ernsthafter und in der Tat relevanter als "Tatort Internet" war zuletzt keine andere RTL II-Sendung. Es ist kein "Tier in mir", kein "Frauentausch". Und dramaturgische Mittel sind längst im Genre der Dokumentation angekommen und an sich auch nicht verwerfllich. Bleibt der regelrecht alberne Vorwurf, RTL II wolle mit Kindesmissbrauch Quote machen. Denn das heißt erstmal nichts anderes als: Viele Menschen erreichen, was bei der Thematik - darüber müsste Einigkeit bestehen - wünschenswert ist.

 



Tatort Internet© RTL II

Nach der werbefreien Premieren-Sendung am Donnerstag soll das Format ab Montag zwar ganz normal auch von Werbung unterbrochen werden: Hier dann den Vorwurf des Geldverdienens mit Kindesmissbrauchs anzuführen ist aber so absurd wie etwa dem "Spiegel" eine solche Titelgeschichte vorzuwerfen, die auch dem Abverkauf dienen würde. Was für dezenten Ekel sorgt, ist die Tatsache, dass RTL II das Format gleich mit einer Musik-Kooperation verbindet. Denn das würde so kein anderer Sender, kein anderes Medium machen. Hier hat der Roland Berger Profiler, der heimliche Geschäftsführer des Senders, versagt.

Sonst lässt sich festhalten: In den letzten Jahren hat RTL II durch die Aufregung um ein Format selten bis nie zu einem gesellschaftspolitischen Thema beigetragen. Das ist eine Weiterentwicklung. Nur so richtig will man es dem Sender noch nicht glauben, dass die Weiterentwicklung über diese PR-trächtige Sendung hinausgehen wird. Die Zeit wird es zeigen.