Die Geschehnisse auf dieser Welt und die damit verbundene Nachrichtenlage hält sich nicht an Arbeitszeiten und Feiertage. Das hat man bei deutschen Medien schon oft merken müssen, wenn bei weltpolitischen Ereignissen aktuelle Berichterstattung zunächst Mangelware war. Dagegen fällt der Tod von Johannes "Jopi" Heesters in der Bedeutung sicherlich ab, doch gemessen an der Faszination der Medien an dem zuletzt ältesten noch lebenden Schauspieler dürfte die Meldung vom Boulevard-Medium bis zur Qualitätszeitung zumindest eine kurze Nachricht wert sein. Via Internet, Radio und Fernsehen erfuhr man auch am Heiligabend von Heesters Tod. Ebenso wie von den politischen Demonstrationen in Moskau und einem bisher nicht erklärten Himmelsleuchten über Deutschland - die Nachrichtenlage an Heiligabend war nicht spektakulär, aber sie war auch schon oft mauer.

Doch an diesem Sonntag braucht man in den verfügbaren Sonntagszeitungen nicht nach aktueller Berichterstattung zu suchen. Egal ob "Bild am Sonntag", "BZ am Sonntag", "Welt am Sonntag" oder "Welt am Sonntag Kompakt" aus dem Hause Axel Springer oder aber selbst die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" widmen sich den genannten Themen oder zumindest dem Todesfall von Johannes Heesters, der unter normalen Umständen in jeder dieser Sonntagszeitungen Erwähnung gefunden hätte, nicht. Aus gutem Grund: Die Weihnachtsausgaben sind so durch und durch auf die Feiertage ausgerichtet, dass sie zum Teil schon am Samstag in den Handel und ab Abonnenten gingen. Aktualität kann man von einer Sonntagszeitung, die am Samstag erscheint und einen Redaktionsschluss am Freitag hatte, nicht erwarten.

Natürlich kann man es als halb so wichtig betrachten, wenn die Zeitungen an Weihnachten mal nicht in gewohnter Aktualität erscheinen. Und man kann auch berechtigterweise die Frage stellen, ob es nötig gewesen wäre für diese wenigen aktuellen Meldungen des Heiligabend die Redaktionsteams der Zeitungen im Büro zu halten - um von der Produktion mal ganz zu schweigen. Doch in Radiosendern, Fernsehsendern und Onlineredaktionen wurde gearbeitet. Dort wurde auch am Heiligabend aktuell informiert. Etwas, was man von den Sonntagszeitungen an diesem 1. Weihnachtsfeiertag nicht sagen kann. Ist das schlimm? Darüber kann man streiten.

Man kann die Sonntagszeitungen scharf dafür kritisieren, dass Sie in diesem Fall im wahrsten Sinne Themen von vorgestern behandeln, während andere Medien die Nachrichtenlage aktuell begleiten. Oder man sieht es - auch angesichts der beschaulichen Weihnachstage, an denen ohnehin so mancher nicht an Nachrichten denkt - als selbstverständlich an, dass die Zeitungsredakteure ohne Arbeit den Heiligabend begehen könnten. Wer so denkt, müsste dann allerdings den Kollegen in den Radio- und Fernsehsendern sowie Online-Redaktionen Respekt zollen für die Arbeit am Heiligabend. Sie lieferten gewohnt verlässlisch Informationen - was man, völlig wertfrei, von den teils vorgezogenen Sonntagszeitungen heute nicht behaupten kann.