Wie wenig das Konzept von "Gottschalk Live" zuletzt noch mit den ursprünglichen Ideen zu tun hatte, wurde an dieser und anderer Stelle bereits zur Genüge thematisiert. Tagesaktuelle Themen, Social Media, ein persönliches Studio - all das spielte in den vergangenen Wochen bei Thomas Gottschalk keine Rolle mehr. Von der Meinungsfreude, die Gottschalk vor dem Start versprach, war ebenfalls nichts zu spüren. Was auch immer das Team in den vergangenen drei Monaten ausprobierte: Geholfen hat es nicht.

Am Donnerstag waren einmal mehr nicht mal eine Million Zuschauer dabei, vom erhofften Aufwärtstrend war bis zuletzt nichts zu spüren. Insofern ist die Entscheidung, "Gottschalk Live" zum 7. Juni abzusetzen, durchaus nachvollziehbar. Doch was man bei all den Schlagzeilen um die Absetzung nicht vergessen darf: Noch ist Thomas Gottschalk sechs Wochen lang auf Sendung - sechs Wochen, die man durchaus auch als Chance begreifen kann. Nein, nicht in Form eines Quoten-Wunders, sondern in Form eines gelösten Moderators.

 

Thomas Gottschalk hat nun noch einmal die Gelegenheit, über einen Monat lang frei von Quoten-Druck zu senden. Das muss sich nach all den Querelen der zurückliegenden Monate doch wie eine Befreiung für ihn anfühlen. Schon bei "Wetten, dass..?" hatte Gottschalk vor allem dann seine stärksten Momente, wenn er eben nicht in ein zu enges Korsett gedrängt wurde. Genau das sollten er und seine Redaktion nun nutzen. Wie lustig wäre es, würde man die lieblose Kulisse der vergangenen Wochen nun, kurz vor Schluss, einfach abreißen und genau jene Sendung machen, die man ursprünglich vorhatte?

Nicht, um irgendjemandem zu gefallen, sondern einfach, weil es geht und man ohnehin Anfang Juni den Platz räumen muss. Und selbst wenn die Quoten weiter sinken sollten: Die Uhren im Ersten gehen ohnehin bald wieder anders. Thomas Gottschalk sollte also seinen neuen Schreibtisch vor die Tür stellen und den alten aus Silber ins Studio holen - am besten um 90 Grad zurückgedreht. Weg mit der sterilen Atmosphäre, her mit der persönlichen Einrichtung: Ledersessel, Flokatiteppich und natürlich ein Bild von Amy Winehouse an der Wand.

Und selbverständlich kann Gottschalk nun endlich über all das sprechen, was ihn in den Sinn kommt, ob mit oder ohne Konzept. Befreit aufspielen - das kann Gottschalk am besten. Nur schade, dass man ihm selbst in der vergangenen Woche dazu noch immer keine Chance ließ. "Jeden Tag hab ich hier in Berlin meinen kleinen Beitrag zur Erheiterung der Nation beigetragen", sagte er am Donnerstag im Gespräch mit seinem Gast Pamela Anderson und kündigte an, bald wieder nach Malibu zurückkehren zu wollen. Bis dahin liegen allerdings noch einige Sendungen am Vorabend vor ihm. Man möchte ihm zurufen: Leg endlich los, Tommy! So viel Narrenfreiheit hattest du noch nie!