Aber zurück zum Programm: Nach einer kurzen Schalte zur Umdekorierung in Essen kam Günther Jauch. Das Gespräch fing draußen an, ging dann wieder zurück ins Studio - später wieder raus. Das mit dem Drinnen und Draußen - ein wortwörtlicher Running Gag der Sendung. Jauchs Besuch sollte der Werbung für den Jahresrückblick am Abend dienen - und war so auch Mittelpunkt des Gesprächs. Schöne Idee aber: Ein persönlicher Jahresrückblick für Günther Jauch, mit Ausschnitten  aus seinen RTL-Shows. Und er musste durch den „sonntags.live“-Check - und halbe Sätze vervollständigen. Auf das Slomka-Interview mit Gabriel angesprochen, bekannte Jauch, die Aufregung nicht nachvollziehen zu können.

Wie passend, dass der unmittelbar folgende Beitrag gleich vom „Fernseh-Eklat“ sprach und das Ganze nochmal schön hochkochte. RTL hatte Sigmar Gabriel am Morgen nach dem Interview mit ZDF-Anchorwoman Marietta Slomka getroffen - für ein völlig inhaltsleeres Gespräch. Es wäre ja noch okay gewesen, hätte man nicht selbst die Fallhöhe erhöht und hohe Erwartungen geschürt. Und dann war „sonntags.live“ auch beinahe schon vorbei: Wieder mal draußen auf dem jetzt auch vom Studiopublikum bevölkerten Weihnachtsmarkt traf Jauch noch auf Olivia Jones - die mit dem „explodierten Wellensittich auf dem Kopf“ (O-Ton Jauch). Auch sie durfte noch einmal Werbung machen - für ihre auf den Nachmittag abgeschobene Sendung „Der VIP-Bus“, bevor die Premierensendung von "sonntags.live" mit der Auflösung der Haus-Umdekorierung endete.


Zurück bleibt trotzdem am Ende das gute Gefühl, die letzten 100 Minuten nicht verschenkt zu haben. Man hatte keine Fernsehrevolution erlebt, aber seichtes Infotainment, dass leider immer dann scheiterte, wenn es zu ernst und relevant werden wollte. Entweder muss man hier noch einmal beim journalistischen Handwerk nachrüsten oder sich halt mit dem Seichten begnügen. Generell gilt dann auch noch: Weniger Themen wäre mehr und sofern Wolfram Kons und Ann-Kathrin Schröder nicht mit einem dieser neuen Schrittmesser irgendein Tagesziel erreichen wollen, könnte man ihnen auch weniger Laufstrecke in den Ablauf schreiben. Mit etwas mehr Ruhe kommt vielleicht auch mehr Gemütlichkeit. Die könnte dem Format gut tun.

Das größte Mysterium von „sonntags.live“ bleibt aber die Sendezeit. Um 12 Uhr schickt RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann das neue Magazin über den Sender. Fraglich, wer da gemütlich vor dem Fernseher sitzen soll. Die leichten Unterhaltungsprogramme der Öffentlich-Rechtlichen starten im Sommer früher. Der „Fernsehgarten“ im ZDF um 11 Uhr, DasErste mit „Immer wieder sonntags“ sogar noch eine Stunde früher. Sie wollen die späten Frühstücker abgreifen und ein Begleiter in den Sonntag sein. Doch „sonntags.live“ platzt zeitlich in das nun auch noch nicht so seltene Sonntagsessen. Doch mag man über dieses gefühlte Argument noch schmunzeln, so bereitet sich RTL damit unnötig selbst Probleme: An Formel 1-Sonntagen muss man im kommenden Jahr sein Sonntagsmagazin abkürzen.

Und im Sommer lässt man ARD und ZDF den Vortritt - vorausgesetzt „sonntags.live“ ist dann noch auf Sendung. Wünschenswert wäre das trotz aller der Kinderkrankheiten zur Premiere. Woche für Woche hat man ja Gelegenheit zu beweisen, dass man an Fehlern arbeitet. Und egal wie die Quote in den ersten Wochen ausfallen mag: Hier muss der Atem lang genug sein. Mag der Satz anderswo noch so abgedroschen klingen, hier gilt er: Das Publikum muss diese Sendung auf diesem Sendeplatz wirklich erst einmal finden. Nach Jahren in denen die Daytime am Wochenende bei den Privatsendern zu reinen Wiederholungsorgien verkommen sind, wird Frank Hoffmann und das Team von "sonntags.live" Mühe haben den Sonntag zu revitalisieren. Dieses Format kann mit enigen Korrekturen dafür der richtige Anker sein. Und Ann-Katrin Schröder, mehr aber noch Wolfram Kons, das richtige Gesicht dafür.