Haben Sie jemals davon geträumt, bei Regenwetter in einem Food-Truck zu stehen und auf engstem Raum gegrillte Rinderherzen zuzubereiten? Nun, ganz alltäglich ist dieser Wunsch vermutlich nicht. Dennoch hat Sat.1 genau daraus nun eine komplette Show gemacht. "Karawane der Köche" heißt sie und wer am Mittwochabend eher zufällig durchs Programm zappte, könnte sich beim Anblick von Tim Mälzer und Roland Trettl zwischenzeitlich bei Vox gewähnt haben. Es ist nämlich noch gar nicht so lange her, da duellierten sich die beiden Spitzenköche auf sehr sehenswerte Weise in "Kitchen Impossible". Nun treffen sie also in Sat.1 erneut aufeinander – diesmal jedoch nicht als Gegner, sondern als eine Art Chefaufseher-Duo für angehende Streetfood-Verkäufer.

"Es ist eine zarte Bande der Freundschaft, die da entsteht", sagt Mälzer ganz zu Beginn der Sendung über seine Beziehung zu Trettl, der sich selbst wiederum als "Food-Junkie" bezeichnet und das auch in klaren Worten zum Ausdruck bringt: "Ich könnte auf Sex verzichten, nicht aber aufs Essen." Nein, auf den Mund gefallen ist der gebürtige Südtiroler ebenso wie sein Koch-Kollege aus dem Norden nicht. Und das ist insbesondere beim etwas angestrengten Beginn der "Karawane der Köche" auch dringend nötig, denn von besagter Karwane ist erst mal lange nichts zu sehen. Das hängt damit zusammen, dass Mälzer und Trettl zunächst festzulegen haben, wer überhaupt Teil der Kolonne werden darf, die sich vier Wochen lang auf einen kulinarischen Roadtrip durch Deutschland bewegen wird. An dessen Ende winkt einem von insgesamt sieben Teams der Gewinn des 140.000 Euro teuren Restaurants auf vier Rädern.

Bevor es jedoch so weit ist, müssen zunächst 14 Kandidaten-Paare bei den Köchen vorstellig werden und ihre individuellen Streetfood-Konzepte mitsamt frisch zubereiteter Häppchen präsentieren. Das klappt mal mehr, mal weniger gut und führt schnell zu Kontroversen zwischen Mälzer und Trettl – vor allem, wenn mal wieder Burger auf dem Speiseplan stehen. Die findet Mälzer in aller Regel nämlich furchtbar langweilig. Dass der Anfang trotz guter Inszenierung und stimmiger Dialoge stellenweise etwas zäh daherkommt, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass zunächst nicht so recht klar wird, was es mit der Karawane überhaupt auf sich hat. Ganz davon zu schweigen, dass der Zuschauer bisweilen kaum erfährt, weshalb die Kandidaten überhaupt von einem eigenen Food-Truck träumen.

Es vergeht letztlich über eine Stunde, bis endlich feststeht, welche Teams die 2.500 Kilometer lange Reise durch die Republik antreten dürfen. Und dann wird es auch tatsächlich einigermaßen unterhaltsam. Zu sehen, wie sich die Kandidaten über den indivduellen Anstrich ihrer rollenden Küchen freuen, macht vor dem Fernseher ebenso viel Spaß wie das Betrachten der schnell einsetzenden Überforderung. Die rührt nämlich daher, dass sämtliche Teams sichtbar unterschätzen, was es bedeutet, auf engstem Raum die vorgesehenen Gerichte zu kredenzen. Da liegen schnell die Nerven blank, so wie etwa beim Mutter-Sohn-Gespann, das gleich bei der ersten Station der Karawane an seine Grenzen gerät. Das geht so weit, dass der Sohnemann seiner Frau Mama sogar ein verärgertes "Fick dich" an den Kopf wirft.

Karawane der Köche© Sat.1/Boris Laewen

Aber auch bei den Jungs von "Wild und Wiese" droht die Stimmung zu kippen, als Tim Mälzer nicht ganz zu Unrecht kritisiert, dass sie ihren Kunden gar kein Wild-Gericht servieren wollen. Am Ende bekommen jedoch fast alle Teams von Mälzer und Trettl ihr Fett weg, weil sie nach Einschätzung der prominenten Mentoren durch die Bank weg reichlich unorganisiert zu Werke gingen. Mälzer droht in seiner Verärgerung sogar damit, ein Team vorzeitig rauszuwerfen – "einfach nur, weil ich zeigen möchte, dass ich machen kann, was ich will", wie er großspurig tönt, um dann aber natürlich doch noch einmal Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Die "Karawane der Köche" kann ihre Fahrt am kommenden Mittwoch also vollzählig fortsetzen.

Bleibt zu hoffen, dass die stellenweise noch etwas ziellos daherkommende Show in den nächsten Wochen ihren Fokus stärker auf den Wettbewerb legen wird als das in der Auftakt-Folge der Fall gewesen ist. Zum Start hätte sie jedenfalls – um im Koch-Chargon zu bleiben – noch etwas mehr Würze vertragen können. Die könnte jedoch aufkommen, sobald die Aufgaben für die Teams noch etwas härter werden. Doch selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, so sorgt das Duo Mälzer / Trettl ganz sicher dafür, dass die von Sat.1 und RedSeven Entertainment servierte Suppe nicht vollends versalzen ist. Wohl bekomm's.